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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Geste bewusst wurde. Sie blinzelte, mehrmals schnell hintereinander.
    »Das ist es nicht, wofür ich mich zu entschuldigen habe. Ich muss mich entschuldigen, weil ich dich schon lange hätte verlassen sollen. Das ganze letzte Jahr, die letzten zwei Jahre, ich weiß nicht, vielleicht sogar noch länger, habe ich versucht, aus dir wieder den Mann zu machen, den ich in dir gesehen hatte, als wir uns kennen lernten.« Sie lächelte ohne Überzeugungskraft. »Und du willst nicht mehr dieser Mann sein, Chris. Du bist dieser Mann nicht mehr. Du hast etwas Härteres und Schnelleres gefunden, und das gefällt dir besser.«
    »Das ist Blödsinn, Carla.«
    »Wirklich?«
    Schweigen. Eine Träne brach unter ihrem linken Auge hervor. Er gab vor, es nicht zu bemerken, griff stattdessen zum Whisky. Sie fand etwas zum Abwischen in ihrer Jacke.
    »Ich verlasse dich, Chris. Ich dachte, vielleicht… Aber ich hatte doch beim ersten Mal Recht. Es hat keinen Sinn.« Sie deutete auf die Hotelumgebung. »Du bist glücklicher so. Vom Zimmerservice leben, den Rest der Welt aussperren. Es ist nicht mehr nur der Job, den du machst, der beschissene Büroturm, von dem aus du deine Kriege per Fernbedienung führst. Es ist alles. Du schottest dich von der Realität ab, rund um die Uhr. Wie lange wärst du hier noch hocken geblieben, wenn ich nicht heute Abend hergekommen wäre? Wie lange hättest du mich von dir fern gehalten wie alles andere auch?«
    Sie erhob sich abrupt. Er blieb sitzen, starr geradeaus blickend, aus dem Barfenster hinaus auf die Straße.
    »Dm hast mich verlassen, Carla. Versuch nicht die Dinge zu verdrehen.«
    Sie zeigte ihm ein heiteres, zerbrechliches Lächeln. »Du hörst mir nicht zu, Chris. Ich verlasse dich. Ich werde ein paar Wochen brauchen, um meine Sachen aus dem Haus zu räumen…«
    »Und wo willst du hin?« Es kam in hässlichem Ton heraus.
    »Ich wohne bei…« Sie lachte ein bisschen. »Nicht, dass dich das noch etwas anginge. Ich werde eine Weile in Tromsö wohnen. Bis ich die Scheidung geregelt habe. Ich vermute mal, dass du nicht dagegen angehen wirst, du bist wahrscheinlich glücklicher, wieder frei zu sein, als ich. Bekommst dadurch viel Platz für deine neue Penthouse-Gespielin, wer immer es sein mag.«
    »Was, zum Teufel, redest du?«
    »Oh, bitte. Ich bin nicht blöd, Chris. Ich hab doch gemerkt, wie die Leute am Empfang mich angeschaut haben, als ich dich sprechen wollte. Ich höre, wie sie reagieren, wenn ich versuche dich anzurufen. Ich bin nicht die einzige Frau, die dich hier besucht. Ich hoffe nur, dass sie das wert ist, was du bezahlst.«
    Er zuckte die Achseln. »Glaub, was du willst. Oder noch besser, kontrolliere die Scheckkartenbelege. Spüre all die Belastungen von den Begleitserviceagenturen auf, die ich offenbar in Anspruch nehme. Du hattest nie eine besonders hohe Meinung von mir, nicht wahr?«
    Sie schüttelte den Kopf, holte heftig Luft, die mit Tränen vermischt war. »Du ahnst gar nicht, wie sehr du dich da täuschst, Chris. Und du wirst es verdammt noch mal nie wissen.«
    »Ja klar, sicher doch.«
    Sie wandte sich zum Gehen. Hielt inne und drehte sich noch einmal um.
    »Ach ja. Du solltest kommen und den Saab abholen. Ich hab ihn nicht angerührt, aber ich weiß nicht, wie lange ich es ertragen kann, dass er in der Auffahrt steht, während du irgendeine auf Bestellung stöhnende Tittenmaus vögelst. Das Fälligkeitsdatum ist langsam überschritten.«
    Sie ging weg und ließ ihn dort sitzen.

 
EINUNDVIERZIG
     
     
    Liz Linshaw kam am folgenden Abend vorbei und platzte mitten in die Nachwehen. Chris war mürrisch und kurz angebunden, und als sie ins Bett gingen, benötigte er Antriebshilfe per Hand. Sie vögelten, aber es war keine sehr lustvolle Veranstaltung. Er war nicht recht bei der Sache, ging mechanisch die Stellungen durch und schaffte es erst, als er kam, sich ganz in die Pay-Channel-Perfektion ihres Körpers zu versenken. Wenige Sekunden später prallte er so heftig in der realen Welt auf, als sei er aus dem fünfzigsten Stockwerk gestürzt. Keine postkoitale Wärme, kein Kichern oder Streicheln schweißnasser Haut. Eine blanke, wunde Leere breitete sich hinter seinen Augen und in der Brust aus.
    Sie entknoteten sich und lagen jeder für sich.
    »Danke«, sagte sie, an die Decke starrend.
    »Entschuldige.« Er rollte auf den Schnittpunkt ihrer Oberschenkel zu. »Komm her.«
    Sie stieß seinen Kopf weg. »Vergiss es, Chris. Sag mir einfach, was los ist.«
    »Das willst du

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