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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren alle weiter südlich. Hammett McColl ist nach Venezuela gegangen, in die NAME, Teile von Brasilien.«
    »Ja, na gut, dann will ich dir mal was über Panama erzählen.« Bryant entbot einmal mehr sein Grinsen. »Nur zu deiner Information. Da wimmelt es nur so von Kommissionären, die Harris’ Arbeit doppelt so gut für das halbe Geld machen würden. Du brauchst ihnen nur anderthalb, meinetwegen zwei Prozent vom Gesamtertrag zu bieten, dann reißen sie ihm das verdammte Herz aus der Brust und essen es auf. Da unten finden die Ausschreibungen in umgewandelten Stierkampfarenen statt, im Gladiatorenstil.« Und wieder mal im breitesten Amerikanisch: »Da geht’s echt wüst zu.«
    »Na wunderbar«, murmelte Chris.
    »Scheiß drauf, Chris, er hat es verdient.« Bryants Stirn furchte sich in gutmütiger Erbitterung. Er streckte die Hände aus, Innenflächen nach oben gewandt. »Das sind unsere Investitionen, die er da vermurkst. Wenn er es nicht bringt, na, dann hol dir einen, der es tut. Aber egal, ist nicht mein Kunde. Apropos, ich muss weiter, hab noch ein paar Probleme zu klären. Wie sieht’s aus, heute Abend einen draufmachen? Mal wieder ins Falkland?«
    Chris schüttelte den Kopf. »Hab Carla versprochen, dass wir im Dorf essen gehen. Ein andermal gerne.«
    »Okay. Aber vielleicht kannst du ein bisschen früher Feierabend machen, kommst mit mir in den Schießstand. Nur ’ne Stunde oder so, bevor du nach Hause fährst. Ein Gefühl für die Nemex kriegen, nur für den Fall, dass du irgendwann mal Munition reintun willst.«
    Chris grinste zögerlich. »Das ist nicht fair. Wenigstens hab ich meine dabeigehabt. Okay, okay. Ich komm runter und vergnüg mich ein bisschen in der Spielhölle. Aber das ist alles. Danach hau ich ab. Treffen wir uns, sagen wir, um sechs.«
    »Abgemacht.« Bryant gab einen Schuss mit der Fingerpistole ab und ging.
    Chris stand noch eine Weile vor dem Schachbrett, dann schob er zögernd den schwarzen Königsbauer zwei Felder nach vorn, sodass er seinem weißen Pendant gegenüberstand. Stirnrunzelnd überdachte er den Zug, zog die Figur wieder ein Stück zurück, zögerte wieder, machte dann ein ärgerliches Gesicht und stellte den Bauer schließlich wieder auf die vorgeschobene Position. Er ging zu seinem Schreibtisch zurück und hackte aus dem Gedächtnis eine Nummer in die Tastatur.
    »Handels- und Anlagekommission Panama«, sagte eine lateinamerikanische Frau auf Englisch. Das Bild der Sprecherin auf dem Bildschirm stellte sich scharf ein, und sie erkannte ihn.
    »Señor Faulkner, was können wir für Sie tun?«
    »Verbinden Sie mich mit Ausschreibungen, bitte«, sagte Chris.
     
    »Ich weiß nicht«, sagte er am Abend bei Margaritas und Fajitas zu Carla. Sie saßen im Tex-Mex-Restaurant des Dorfes. »Nach dem Scheißspiel auf dem Ring letzte Woche dachte ich, die Kampflinien seien gezogen. Ich kam mir wie der letzte Idiot vor, nachdem ich dir noch groß von unserer Freundschaft erzählt hatte. Aber ich hatte Recht. Er möchte mit mir befreundet sein.«
    »Oder er hat Angst vor dir.«
    »Kommt aufs Gleiche raus. Ich meine mich zu erinnern, dass mir mal jemand erklärt hat, gleichgeschlechtliche Freundschaften seien nur eine Methode, Konkurrenz zu vermeiden. Wer war das noch gleich?«
    »Ich war das nicht. Ich sagte, dass Mel dieser Ansicht sei. Ich hab nicht gesagt, dass ich ihm zustimme.«
    Chris grinste. »Tja, was gleichgeschlechtliche Freundschaften angeht, weiß er sicherlich gut Bescheid. Hat schließlich intime Kenntnisse gesammelt.«
    »Red nicht so ’nen verklemmten Scheiß, Chris.«
    »He, komm. Das war ein Witz.« Chris hielt an seinem Lächeln fest, aber irgendwo im Innern verspürte er eine Art Rückstand. Carla, da war er sich sicher, hatte ihn schon mal besser verstanden als derzeit. »Du weißt, dass ich nichts gegen Mel oder Jess habe. Ein ganzer Haufen von den Leuten, mit denen ich bei HM zusammengearbeitet habe, war schwul. Meine Güte, Carla, bevor ich dich kennen lernte, hab ich mir mit zwei Schwulen eine Wohnung geteilt.«
    »Ja, und du hast immer Witze über sie gemacht.«
    »Ich…« Aber schon verfestigte sich das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, legte sich wie kalter Schlamm auf seine Stimmung und zog ihm das Lächeln aus dem Gesicht. »Carla, über mich haben sie auch immer Witze gemacht. Meine Fresse, sie haben mich als ihren Haushetero bezeichnet und dergleichen. Es war ein ständiger Flachs. Ich bin nicht homophob. Das weißt du.«
    Carla blickte

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