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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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grinsten sie beide. Die Partie, ihre fünfte inzwischen, befand sich im Stadium des Endspiels, und sofern Chris nicht noch kurzfristig einen Gehirnschlag erlitt, konnte er sie schwerlich verlieren. Womit es vier zu eins gegen Bryant stehen würde, ein Zwischenstand, der dem Hünen weniger auszumachen schien, als Chris angenommen hätte. Bryant spielte einen extravaganten, auf die Dame konzentrierten Stil, und wenn Chris diese, wie es sich unvermeidlich ergab, mit zwei Figuren angriff und schlug, war Bryant in der Regel strategisch am Ende. Seine sorgsam errichtete Verteidigungsstellung leistete Chris jedes Mal zuverlässige Dienste, und Bryant war immer wieder perplex, wenn seine Attacken an der Bauernlinie zerschellten, während ein Duo oder gar ein Trio von scheinbar harmlosen Figuren seinen aller Deckung entblößten König über das Brett scheuchte und ihn schließlich schmachvoll matt setzte. Aber er lernte dazu und schien bereit, den Preis für diesen Prozess in Form von Niederlagen zu begleichen. Seine Anrufe am Wochenende kamen viel rascher als am Anfang, und Chris musste sich zusehends mehr Zeit für seine Erwiderungen nehmen. Die aktuelle Partie, vor zwei Wochen begonnen, dauerte bereits doppelt so lange wie die bisherigen. Langsam, so schien es Chris, wurde es Zeit, auf den Dachboden zu gehen und die zerfledderten Strategiebücher herauszusuchen, die der Bruder seines Vaters ihm in seiner Kindheit geschenkt hatte. Er musste den Rost abschmirgeln, wenn er seine überlegene Stellung halten wollte.
    Vielleicht brachte ihm Mike im Gegenzug das Schießen bei. Sie waren inzwischen mehrmals in der Woche im Shorn-Schießstand und feuerten mit Nemex-Pistolen auf die Holozielscheiben, bis Chris’ Schießhand vom ständigen Rückstoß der schweren Waffe ganz taub war. Überrascht stellte er fest, dass er eine gewisse natürliche Begabung zu besitzen schien. Er traf häufiger, als er danebenschoss, und obwohl er längst noch nicht mit Mikes beiläufiger Präzision an der Schusswaffe konkurrieren konnte, so machte er doch stetige Fortschritte im donnernden Getöse des Schießstandes.
    Er war sich nicht ganz sicher, was er davon halten sollte.
    »Hab was für dich.« Mit der schwungvollen Handbewegung eines Zauberkünstlers zog Bryant die Informationsdisk aus der Tasche. Er hielt sie zwischen Zeige- und Ringfinger hoch. Das Licht fiel darauf und produzierte einen regenbogenfarbenen Keil auf dem hellen Silberkreis. Chris blickte neugierig auf die Farben.
    »Und was ist das?«
    »Arbeit, mein Freund. Und die Gelegenheit, dieses Jahr groß rauszukommen. Fernsehprominenz, so viele Pistengroupies, wie du verkraften kannst, und so weiter.«
     
    Chris spielte die Disk zu Hause ab.
    »Schau dir alles an«, hatte Bryant gesagt. »Entspannt und in Ruhe. Zieh die Schuhe aus, binde die Krawatte ab, gieß dir einen Schluck von dem nach Jod schmeckenden Scheiß ein, den du immer trinkst, und lass es einfach auf dich einwirken. Ich erwarte kein Feedback in den nächsten achtundvierzig Stunden.«
    »Warum kann ich sie nicht gleich jetzt abspielen?«, wollte Chris wissen.
    »Weil«, sich näher heranbeugend und eine Miene à la ›Das Geheimnis meines Erfolges‹ auflegend, »du auf diese Weise vor Erwartung brennst und alles intensiver aufnimmst. Dein Gehirn saugt es ein, in den achtundvierzig Stunden Warten danach kann es richtig schmoren, und wenn wir uns dann zur Besprechung treffen, kochst du praktisch über mit schlauen Einsichten.« Er zwinkerte verschwörerisch. »Uralter Consultingtrick.«
    »Nur du und ich sind an dieser Sache beteiligt?«
    Bryant schüttelte den Kopf. »Drei-Mann-Team. Du, ich, Nick Makin.«
    »Oh.«
    »Gibt’s da ein Problem?« Bryants Augen verengten sich. »Etwas, das ich wissen sollte?«
    »Nein, nein.«
    Während er sich den Schlussabschnitt der Infodisk ansah, überlegte Chris noch einmal gründlich, warum er ein Problem mit Nick Makin zu haben glaubte. Makin war ihm nicht gerade freundlich begegnet, aber das galt ebenso für Hewitt, oder auch für Hamilton, und viele der leitenden Shorn-Angestellten hatten wahrscheinlich die Geschichte von Elysia Bennett und Chris Faulkners rührseliger Anwandlung gehört.
    Die Disk endete mit dem in eine metallische Oberfläche eingravierten Shorn-Associates-Logo, dann schaltete sie sich ab.
    Chris schaltete seinerseits alle Grübeleien ab, schnappte sich sein Whiskyglas und machte sich auf die Suche nach seiner Frau.
    Er dachte schon, sie hätte sich mit einem

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