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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Teams in die NAME geschickt – eine von großem Presseecho begleitete Besuchsdelegation, die im Bogota Hilton untergebracht war und weitgehend kosmetische Aufgaben erfüllte, und eine in aller Heimlichkeit operierende Prüfungscrew, getarnt als Drehortscouts für eine kleine Filmfirma ohne Geld. Es war zuerst ein etwas dümmlicher Spaß gewesen, bis dann die Polizeidaten zu fließen begannen.
    Chris erinnerte sich an samtschwarze Nächte, Leben auf der Straße und die Laternen, die dort hingen. Schweiß, der ihm von der Stirn und vom ganzen Körper tropfte, hervorgetrieben gleichermaßen von der Luftfeuchtigkeit und den Informationen aus den Gefängnisprotokollen. Die feuchten Abdrücke, die seine Finger auf der Tastatur des Laptops hinterließen. Er trank Zuckerrohrrum, rauchte scheußliche einheimische Zigaretten und arbeitete zielstrebig vor sich hin. Nur manchmal stockte er und nahm die Finger von der Tastatur, als habe er etwas gehört, denn selbst der Rum konnte ihn nicht vor der instinktiven Erkenntnis bewahren, dass die Dinge, die in den Protokollen beschrieben wurden, sich eben jetzt auf Polizeirevieren überall in der Stadt wiederholten.
    Er hatte nie wirklich Schreie gehört, sagte er sich, damals und später. Es waren nur die Protokolle, die in seiner Fantasie herumbohrten wie ein unentschlossener Zahnarzt an einem entzündeten Zahn. Das war alles. Hören tat er nichts.
    Das Telefon klingelte.
    Er fuhr herum, eine Hand am Hals der Whiskyflasche, und blickte in Richtung Wohnzimmer. Es war das Privattelefon, der ungesicherte Anschluss. Er verließ das Arbeitszimmer, blieb in der Verbindungstür stehen und starrte hinüber zu dem kleinen blauen Bildschirm. Das Klingelsymbol leuchtete grün auf, im rhythmischen Einklang mit dem weichen Läuten.
    Wer…
    Carla kann es nicht sein. Er blickte auf seine Armbanduhr. Das Seminar dauerte noch eine halbe Stunde, aber die Erkenntnis war im Grunde schon vorher da gewesen, ohne dass er wissen musste, wie spät es war. Seitdem ihre unterschiedlichen Arbeitszeiten mehr und mehr von ihrer gemeinsamen Zeit wegfraßen, waren sie von der Gewohnheit abgekommen, sich bei dem anderen zu melden, und taten es nur noch, wenn es einen zwingenden Grund dafür gab.
    Das Telefon klingelte.
    Er starrte es blöde an, den Whisky in der Hand, die Gedanken vernagelt.
    Die Firma würde das Datadown benutzen. Aus Gewohnheit und nach Vorschrift. Es gab eine Shorn-Direktive gegen Dienstgespräche über ungeschützte Anschlüsse.
    Das Telefon klingelte.
    Erik, der anrief, um sich aus der lächerlichen Eingeschnapptheit zurückzumelden, von der Carla berichtet hatte, als er aus dem Norden zurückgekehrt war? Chris verzog das Gesicht. Ausgerechnet dieser Wikinger? Unwahrscheinlich.
    Geh doch einfach ran, um Gottes willen.
    Er ging zum Terminal und drückte auf Annehmen. Der blaue Hintergrund verzog sich mit leisem Knacken und machte einem Bild Platz.
    Einen kuriosen Moment lang war Chris sich nicht sicher, was er da sah. Dunkel glänzende Haare waren auszumachen und ein Gesicht im Profil, offenbar in ein Kissen gedrückt, das…
    Stöhnen wehte aus dem Lautsprecher heraus.
    Das Gesicht drehte sich, der Mund stand offen.
    Eine Hand tauchte auf, mit rot lackierten Fingernägeln.
    Adrenalin blubberte durch Chris’ Kopf, als ihm plötzlich klar wurde, was das Bild darstellte. Er hatte einen Holoporno vor sich, direkt über die Telefonleitung downgeloadet. Eine aufwendig geschminkte Frau mit langen schwarzen Locken kauerte über einer gleichermaßen angemalten blonden Partnerin und saugte an einem Paar von Brüsten, die so riesig und so vollkommen rund waren, dass man kaum glauben mochte, sie würden zum Körper einer der beiden Beteiligten gehören.
    Chris sank auf die Sofalehne und starrte hin.
    Die Einstellung öffnete sich ein wenig, im Hintergrund wurden Einzelheiten erkennbar. Die beiden Frauen waren offenbar auf einer Art Gymnastikbank zugange und trugen nichts weiter am Leib als einige mit Nieten beschlagene Lederaccessoires, die freilich allein dazu dienten, bestimmte fleischliche Rundungen hervorzuheben und voneinander abzugrenzen. Die blonde Hälfte des Duos lag auf dem Rücken, der Kopf nach unten zeigend, die Haare auf den Boden wallend. Die andere Frau hatte es irgendwie fertig gebracht, ihre Partnerin rittlings zu besteigen, dabei aber ihr Hinterteil hoch in die Luft ragen zu lassen, wie den oberen Teil eines von Kinderhand gemalten Herzens. Der Doppelhügel des Hinterns spiegelte die

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