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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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sein. Die Informationen, die er besitzt, würden allein ausreichen, um ein paar Dutzend Fälle zusammenzubasteln. Und, ja sicher, wer Erfahrungen im Conflict Investment vorweisen kann, hat eine solide Grundlage, um ein guter Ombudsmann zu werden. Aber ich kann Ihnen, oder ihm, keinen Job versprechen. Zum einen brauchten wir schon mal ein Extrahierungsteam, um ihn von Shorn wegzuholen. Aber wenn er wirklich rauswill, dann kann ich mich erkundigen. Ich kann ein paar Räder in Bewegung setzen.«
    Es war das, was sie hatte hören wollen, aber irgendwie erfüllte es sie nicht mit der Begeisterung, die sie hätte empfinden müssen. Irgendetwas, ob es Vasviks mühsam beherrschte Wut war, die Nachricht von plötzlichen Todesfällen oder vielleicht auch die raue Landschaft draußen, irgendwas entsprach nicht den Erwartungen.
    Und später, als sie sich verabschiedeten und Kirsti und Truls einander mit warmer Zuneigung umarmten, da wandte sie sich ab, um es nicht mit ansehen zu müssen.

 
EINUNDZWANZIG
     
     
    Der Montag begann mit weichem Sommerregen und einem bohrenden Schmerz hinter den Augen. Auf dem ganzen Weg zur Arbeit kam er sich irgendwie ausgesetzt vor, und als er das Auto abstellte und sicherte, da veranlassten kleine Zuckungen des nämlichen Unbehagens ihn, sämtliche Ecken des Autodecks genau unter die Lupe zu nehmen.
    Zu dieser frühen Stunde trieb sich hier aber noch niemand herum.
    Auf dem Datadown waren telefonische Nachrichten – Liz Linshaw, ihr gedehntes Sprechen, ironisch und einladend; Joaquin Lopez aus der NAME. Chris stellte Liz Linshaw hintan und befahl dem Datadown, Lopez’ Handy anzuwählen. Der Vertreter der Amerikas hatte viermal innerhalb der letzten zwei Stunden angerufen, und es klang, als sei er ein bisschen in Panik. Beim dritten Klingeln war er dran, die Stimme angespannt und zittrig.
    »Si, digame.«
    »Faulkner hier. Herrgott, Joaquin, was, zum Teufel, ist los mit Ihnen?«
    »Esuchame.« Das Geräusch von Bewegung. Chris hatte den Eindruck, dass Lopez in einem Hotelzimmer war und sich in diesem Moment von seinem Bett erhob. Die Stimme des Kommissionärs wurde fester, als er ins Englische überwechselte. »Hören Sie, Chris, ich glaube, ich stecke in Schwierigkeiten. Ich bin letzte Nacht hier angekommen, hab ein paar Erkundigungen über Diaz eingeholt, und jetzt hängt mir Echevarrias politische Polizei am Hals wie putas am Zahltag. Die sitzen in der Bar auf der anderen Straßenseite, unten in der Lounge. Ich glaube, ein paar von ihnen haben sich ein Zimmer hier im gleichen Stock genommen, also, ich…«
    »Joaquin, beruhigen Sie sich. Ich habe verstanden.«
    »Nein, Sie verstehen überhaupt nicht, in was für einer Lage ich bin, Mann. Das hier ist die NAME. Diese Typen werden mir die cojones abschneiden, wenn sie mich kriegen. Die packen mich in ein Auto, und das war’s dann mit mir, aus und vorbei…«
    »Joaquin, halten Sie jetzt mal die Klappe und hören Sie mir zu!« Von diesem Anschnauzer wechselte Chris übergangslos zum Tonfall beruhigender Kompetenz, ohne dem anderen eine Möglichkeit der Erwiderung zu geben. Schulmäßiges Vorgehen. »Ich weiß, dass Sie Angst haben. Ich begreife, warum. So, jetzt lassen Sie uns etwas dagegen tun. Wie sehen diese Typen aus?«
    »Aussehen?« Panisches Schnauben. »Die sehen halt aus wie die beschissene politische Polizei, ich meine, was wollen Sie wissen? Ray-Bans, Bäuche und beschissene Schnauzbärte. Falls Ihnen das reicht, sich ein Bild zu machen.«
    Chris konnte sich ein Bild machen. Er hatte diese Billigversion von bösen Buben auf seiner Reise für Hammett McColl in Aktion gesehen. Er kannte das beklemmende Gefühl der Bedrohlichkeit, das sie entstehen lassen konnten, indem sie einfach nur auf der Bildfläche erschienen.
    »Nein, Joaquin, ich meinte etwas anderes. Haben Sie Bilder? Haben Sie Ihre Sonnenbrillenausrüstung mit?«
    »Ja, hab ich mitgebracht.« Pause. »Hab sie noch nicht benutzt.«
    »Aha.«
    »Hab die Nerven verloren. Tut mir Leid, Chris. Das war idiotisch. Ich hab meinen Verstand nicht eingesetzt.«
    »Dann setzen Sie ihn jetzt ein, Joaquin. Reißen Sie sich zusammen. Scheiße bauen können Sie in Ihrer Freizeit, aber momentan arbeiten Sie für Shorn. Ich bezahl Sie nicht dafür, dass Sie sich abmurksen lassen.« Chris sah auf seine Armbanduhr. »Wie spät ist es drüben? Ein Uhr nachts?«
    »Kurz nach.«
    »Okay. Wie viele Schnauzbärte haben wir?«
    »Ich weiß nicht, zwei unten in der Halle.« Die Panik schlich sich in

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