Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Programmierung ausgeschlossen

Programmierung ausgeschlossen

Titel: Programmierung ausgeschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
un­be­stimmt ge­nug. Ich de­fi­nier­te für mei­nen Pri­vat­ge­brauch den Be­griff des »Über­licht­fak­tors«. Ein Raum­schiff, das sich mit ei­nem Über­licht­fak­tor von ei­ner Mil­li­on be­weg­te, flog ei­ne Mil­li­on mal schnel­ler als das Licht. Ge­setzt die­sen Fall, dann hat­te die BA­PU­RA im Lau­fe der ver­gan­ge­nen drei­ßig Stun­den ei­ne Di­stanz von über drei­tau­send­vier­hun­dert Licht­jah­ren zu­rück­ge­legt, al­so nicht ganz ein Sieb­tel der Ge­sam­tent­fer­nung des Zie­les. Wenn je­doch Scheu­ning mit sei­ner An­ga­be ge­meint hat­te, daß der Über­licht­fak­tor ganz all­ge­mein »in den Mil­lio­nen« lag, dann konn­te na­tür­lich auch sein, daß er sie­ben Mil­lio­nen be­trug und wir un­mit­tel­bar vor dem Ziel stan­den.
    Denn es gab nur ei­ne ein­zi­ge denk­ba­re Ver­än­de­rung un­se­rer La­ge, die den Au­to­pi­lo­ten be­wegt ha­ben konn­te, Ge­rä­te zu über­prü­fen, die er bis­lang nicht be­ach­tet hat­te, und da­bei einen De­fekt zu fin­den: er be­rei­te­te sich dar­auf vor, die BA­PU­RA wie­der in das vier­di­men­sio­na­le Kon­ti­nu­um zu­rück­zu­sen­den. Da­bei wa­ren, das konn­te ich mir vor­stel­len, Ar­beits­vor­gän­ge not­wen­dig, die bis­lang auf un­se­rer Rei­se noch nicht hat­ten an­ge­spro­chen wer­den müs­sen.
    Ich schal­te­te die Ver­bin­dung zu mei­nem Pri­vat­quar­tier ein. Der Bild­schirm leuch­te­te auf, und ich sah Scheu­ning und Aich im Ge­spräch ver­tieft, den Aus­druck der Ver­wun­de­rung noch im­mer auf ih­ren Ge­sich­tern, wahr­schein­lich dar­über nach­grü­belnd, warum ich mich so schnell ent­fernt hat­te.
    »Pro­fes­sor Scheu­ning!« rief ich scharf.
    Bei­de zuck­ten zu­sam­men. Scheu­ning sprang aus sei­nem Ses­sel auf und wand­te sich in die Rich­tung, aus der er mei­ne Stim­me ge­hört hat­te.
    »Kon­nat hier«, mel­de­te ich mich. »Kön­nen Sie mich se­hen?«
    Er ent­deck­te den klei­nen Bild­schirm an der Wand.
    »Ja … selbst­ver­ständ­lich.«
    »Sie spra­chen da­von, daß die BA­PU­RA sich mit mil­lio­nen­fa­cher Licht­ge­schwin­dig­keit durch die Re­so­nanz-Krüm­mungs­zo­ne be­we­ge …«
    »Zu­rück­ge­rech­net in un­ser vier­di­men­sio­na­les Kon­ti­nu­um na­tür­lich«, un­ter­brach er mich mit ei­nem Ei­fer, den nur ein ein­ge­fleisch­ter Wis­sen­schaft­ler für ei­ne sol­che Ne­ben­säch­lich­keit auf­brin­gen konn­te.
    »Na­tür­lich«, be­sänf­tig­te ich ihn. »Was ich von Ih­nen wis­sen will, ist: be­deu­tet das ge­nau ein­mil­lio­nen­fach, oder kann es auch ein grö­ße­rer Wert sein? Kön­nen Sie Gren­zen an­ge­ben … zum Bei­spiel: es muß min­des­tens so viel und kann höchs­tens so viel sein?«
    Er be­dach­te die Fra­ge sorg­fäl­tig.
    »Ge­naue Zah­len wis­sen wir na­tür­lich nicht, Sir«, ant­wor­te­te er schließ­lich. Er war nor­ma­ler­wei­se ein recht selbst­be­wuß­ter Bur­sche und gönn­te mir als selb­stän­di­ges Mit­glied un­se­res Teams den Ti­tel »Sir« recht sel­ten. Daß er in letz­ter Zeit im­mer öf­ter da­von Ge­brauch mach­te, wies dar­auf hin, daß sein Selbst­ver­trau­en un­ter dem Um­stand litt, daß er nie­mals ge­naue An­ga­ben zu ma­chen ver­moch­te. »Aber wir kön­nen die Zif­fer ein­gren­zen«, füg­te er rasch hin­zu. »Ich wür­de be­haup­ten, sie liegt nicht un­ter ei­ner Mil­li­on und nicht über zehn Mil­lio­nen.«
    »Das ist ei­ne gan­ze Grö­ßen­ord­nung, Scheu­ning!« spot­te­te ich. »Ge­nau­er kön­nen Sie es nicht an­ge­ben?«
    Er wand sich ein we­nig.
    »Nicht mit rei­nem Ge­wis­sen, Sir«, ant­wor­te­te er schließ­lich ver­le­gen.
    Ich schal­te­te ab. Mei­ne Ge­dan­ken über­schlu­gen sich.
    »Es kann sein, daß wir un­mit­tel­bar vor dem Ziel ste­hen«, mur­mel­te ich vor mich hin. »Wir müs­sen aus der Krüm­mungs­zo­ne hin­aus, oder wir schie­ßen weit am Ziel vor­bei und fin­den nie­mals wie­der zu­rück.«
    Han­ni­bal hat­te mir auf­merk­sam zu­ge­hört. Viel­leicht hat­te er auch sei­nen Men­tal­schirm ge­lüf­tet und mei­ne Ge­dan­ken mit­ver­folgt.
    »Ge­schieht das Auf­tau­chen au­to­ma­tisch, oder muß Ke­no­ne­we wie­der einen Schal­ter drücken?«

Weitere Kostenlose Bücher