Programmierung ausgeschlossen
Ausschnittsvergrößerungen der Planetenoberfläche zu sehen. Es war, als betrachte der Autopilot den Mars-Versorger als sein privates Eigentum und als seien wir arme Vettern vom Lande, denen er mit dem Stolz des Reichen seinen unermeßlichen Besitz zeigte. Mir stockte der Atem. Es schien auf dem ganzen Planeten kein einziges Fleckchen unberührter Natur mehr zu geben. Die gesamte Oberfläche schien mit einem asphaltähnlichen Bezug versehen zu sein, auf dem sich die Kolosse der Fabrikationsanlagen erhoben. Es gab keine Meere, keine Flüsse, keine Seen. Es gab keine Wälder, keine Wiesen, keine Städte, keine Dörfer.
Nur Fabriken und Maschinen, eine neben der andern, eine größer als die andere – so weit das Auge reichte. Es war ein furchtbarer Anblick – ein Bild, das das Herz stocken ließ!
Es gab nur einen einzigen unter uns, der den Anblick gefaßt ertrug: Tancanoc. Er war an den Anblick des mechanisierten Planetenungetüms gewöhnt. Aber ich glaube, er verstand unsere Reaktion. Er selbst mußte einst so reagiert haben, als er den Mars- Versorger – der übrigens in der Sprache der Yedocekoner Roqa loc hieß – zum erstenmal zu Gesicht bekam. Es war der Schreck des Primitiven, der im Grunde seines Herzens glaubt, daß sich eine derart frevelhafte Vergewaltigung der Natur postwendend an den Frevlern rächen muß.
Es dauerte lange, bis ich den ersten Schock überwunden hatte und weiterdenken konnte. Jedermann weiß, wie selbst geringfügige Änderungen der natürlichen Ökologie sich auf die Gestaltung des planetaren Klimas auswirken. Welch ein Aufwand mußte auf Roqaloc allein getrieben werden, um die Großklimalage vor dem Ausbruch in tödliche Extreme zu bewahren! Auf dieser Welt lebten Menschen, Yedocekoner, die erträgliche Temperaturen brauchten, außerdem Feuchtigkeit und eine Atmosphäre, die sie atmen konnten. Alle diese Probleme waren gelöst worden, sozusagen im Handumdrehen, denn sie waren weiter nichts als nebensächliche Randerscheinungen im übergeordneten Design des Versorgungsplaneten. Die alten Marsianer hatten so nebenbei abgetan, was die irdische Technik zwar als Langziel erstrebte, im Augenblick jedoch noch für undurchführbar hielt, nämlich die globale Kontrolle über das Klima eines Planeten.
Der Mars-Versorger war größer als die Erde. Aich stellte eine Reihe von Messungen an und kam auf einen mittleren Äquatordurchmesser von rund vierzehntausend Kilometern und eine Rotationsperiode von knapp zweiundzwanzig Stunden. Die Gravitation an der Oberfläche, schätzte er, betrug rund 1,2 Gravos – zwanzig Prozent mehr, als wir gewöhnt waren.
Als wir näher herankamen und die Ausschnittsvergrößerungen immer zahlreicher und vielfältiger wurden, erkannten wir, daß die Denaturalisierung des Mars-Versorgers doch nicht so vollkommen war, wie wir zuerst angenommen hatten. Es gab weite, parkähnliche Geländestriche mit Gras und Gehölzen. Es gab kleine Flüsse, die aus dem Nichts entstanden und im Nichts wieder versickerten. Es gab sogar drei Wasserflächen, die groß genug waren, um beinahe den Titel Ozeane zu verdienen. Die alten Marsianer hatten dafür gesorgt, daß ihre Techniker, die vor 187.000 und mehr Jahren in Scharen diese Welt bevölkert haben mußten, den Kontakt mit der Natur nicht verloren.
TECHNO, der Robotherrscher, meldete sich nicht mehr. Wir sahen an den farbigen Leuchtanzeigen, daß der Autopilot nur noch zum Teil aktiv war. TECHNO hatte die Lenkung des Raumschiffs übernommen. Es tauchte in die obersten Schichten der Atmosphäre ein und sank durch einen
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