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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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funkelnde Spitze ließ den Staub schimmern wie Diamanten.
    Ash stand auf, klopfte sich ab und sah sich um. Azrael ragte in ein paar Hundert Metern Entfernung vor ihr auf. Er stand auf einem kleinen Hügel, deshalb konnte sie ihn von den Füßen bis zum in den Wolken verschwindenden Kopf gut erkennen. Seine Stimme dröhnte und rollte wie Donner.
    Ash betrachtete ihn und schauderte. Er sah Macnamara zum Verwechseln ähnlich, wahrscheinlich war auch er einer der alten Engel. Es würde sie Überwindung kosten, den Speer zu schleudern. Azrael hatte ihr nichts getan.
    Erinnerung. Ein Geflügelter fiel vom Himmel, durchbohrt von Azraels Feder.
    Ash schüttelte die Gefühle ab, die die Erinnerung begleiteten, und sortierte sie in das richtige Fach, grinste kurz. Gonzalo. Sie hatte ihn anscheinend hier schon gekannt. Aber das tat jetzt nichts zur Sache. Azrael war ihr Ziel, und auf ihn musste sie sich konzentrieren. Sie durfte aber nicht übereilt handeln. Loki war noch nicht an ihrer Seite.
    Ash hob Gungnir und wog ihn in der Hand. Der Schaft schien vor Energie zu summen. Sie drehte sich um ihre Achse, musterte den Himmel. Dort hinten fand die Schlacht statt – viel näher, als Ash gehofft hatte. Sie konnte den Lärm hören, die Schreie, die Einschläge der Blitze.
    Während sie emporblickte, verfinsterte sich der Himmel, wurde blutrot. Einige Atemzüge lang schien der Schlachtlärm leiser zu werden, ganz zu verstummen. Ash stellte sich vor, wie alle die Waffen sinken ließen und zum Himmel starrten, sich fragten, was dort vor sich ging.
    Er riss auf, mit einem donnernden Schlag und begleitet von grellen Blitzen und Schwärmen dunkler Vögel und riesiger Fledermäuse. Das grauenhafte Totenschiff setzte seine Fahrt durch die Ebenen des Limbus fort. Ash konnte die dunklen Gestalten erkennen, die von Bord sprangen, um sich in den Kampf zu stürzen.
    Naglfar glitt über den Himmel, bohrte seinen Steven in den gegenüberliegenden Horizont und verschwand Stück für Stück wieder. Ash riss ihren Blick los und richtete ihn auf Azrael. Jetzt, jeden Moment …
    Neben ihr stöhnte die Materie des Raums, dehnte sich, riss mannshoch auf. Loki trat aus dem Nullraum. Er sah Ash, nickte wortlos und ließ sich in die Hocke sinken, den Kopf auf den Knien, die Hände im Staub. »Einen Moment«, sagte er. »Ich muss nur zu Atem kommen.«
    Ash kniete sich neben ihn und massierte seine Schultern. Er war wieder zu seiner normalen Größe geschrumpft und trug seine gewohnte, schwarze Kleidung. »Wer kommandiert Naglfar?«, fragte Ash.
    »Hrymir Wafthrudnisson«, erwiderte Loki. »Guter Mann. Hat eine Riesenwut auf die Asen und wartet schon sehr lange auf diesen Tag.« Er hob den Kopf und lächelte Ash müde an. »Ans Werk?«
    Sie reichte ihm stumm die Hand und half ihm auf. Dann fixierte sie ihr Ziel. Visierte es an. Wog den Speer in der Hand, hob ihn über den Kopf. »Gib mir Feuer und Rückenwind«, sagte sie.
    Loki berührte Gungnir, der in Flammen aufging. Dann trat er zurück und beobachtete Ash, die weit ausholte. »Du gehörst Hjördis Brynhildardottir, Odinsspross«, rief sie mit klarer, weit hallender Stimme, Azrael mit diesen Worten als Opfer weihend, und schleuderte den Speer.
    Gungnir raste wie von einer Sehne abgeschossen von ihrer Hand und schnitt mit einem pfeifenden Geräusch durch die Luft.
    Ash hielt den Atem an. Hiermit begann der Teil, der reine Spekulation war. Selbst Luzifer, der beste Kenner des Nullraums und der vielfältigen Wirklichkeiten, hatte nicht voraussagen können, was geschehen würde, wenn die Weltachse brach. Er hatte ihnen die wahrscheinlichsten Möglichkeiten genannt, und die bargen zu einem kleinen Prozentsatz das Risiko, dass ihre Tat wirklich den Weltenbrand verursachte.
    In der Ferne heulte ein Wolf. Ash sah aus dem Augenwinkel, dass Loki den Kopf schüttelte.
    Gungnir erreichte sein Zeil und bohrte sich tief in Azraels Brust. Die Stimme des Riesen verstummte. Die Feder sank herab. Das Buch löste sich aus seinen erschlaffenden Fingern und fiel donnernd zu Boden. Eine riesige Wolke aus Staub und Steinen erhob sich, hüllte den Riesen bis zu den Knien ein. Ferne Stimmen schrien in höchster Pein und Angst. Ihr Geschrei hörte sich an, als stamme es von einer Herde blökender Schafe.
    Dann übertönte Azraels Schrei jeden anderen Laut auf der Ebene. Ash presste die Hände auf die Ohren, aber es machte keinen Unterschied. Genauso gut hätte sie ein Stück Seidenpapier vor das Ohr halten können.
    Azraels

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