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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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flammenden Riss in der Realität. Ruder schlugen im gleichmäßigen Takt durch die aufgewühlten Wolken. Ash glaubte, wilde Gesänge zu hören. Die blutroten Segel des Langschiffes blähten sich in einem stürmischen Wind, von dem auf der Ebene nichts zu spüren war.
    Sie sah die Wesen, die über die Reling des Schiffes hingen, Waffen schwingend, mit aufgerissenen Mäulern. Zähne und Klauen, Fell und borstige Stacheln, Hauer und Hörner, aufgequollenes, grünlich verwesendes Fleisch, dahinter der bleiche, kalte Glanz der riesigen Hrimthursen – ein Pandämonium der schrecklichsten Geschöpfe aus den Tiefen böser Albträume bemannte Naglfar, das grausige Schiff, das nun langsam Kurs nahm auf die Schlacht, die hinter der Hügelkette stattfand.
    Ash schluckte und riss ihren Blick los. Sie nickte Dellinger zu.
    Er wandte sich vom Fenster ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Monitor, sagte etwas zu Dinesh, der in sein Headset zu sprechen begann und dann aufsah und bestätigend den Daumen reckte.
    »Ihre Passage ist frei«, rief Dellinger. »Ich gebe Ihnen das Startsignal. Noch minus 90.«
    Ash schloss die Augen und sammelte sich. Sie spürte das fraktale Zerren, das Gungnirs Spitze im Nullraum verankerte. Würde sie es schaffen, mit Odins Speer zu zielen und zu treffen? Musste sie sich darüber überhaupt Gedanken machen? Gungnir war der Immer-Treffende, Niemals-Fehlende, der Speer, der den Krieg auf die Welt gerufen hatte. Sie musste nur daran denken, dass sie »Du gehörst Odins Enkelin« rief, bevor sie ihn schleuderte.
    »Minus 60.«
    Sie öffnete die Augen und atmete tief durch. »Ich bin so weit.«
    Macnamara hatte sich von der Wand abgestoßen und stand an ihrer Seite. »Ich bringe dich durch den Nullraum«, sagte er.
    Ash drückte dankbar seinen Arm. Sie sah sich unruhig um. »Ravi?«
    »Er ist hier in Sicherheit.« Macnamara schob einen Kaugummi in den Mund. »Ich kehre wie versprochen zurück, wenn ich dich abgesetzt habe.«
    »Minus 30«
    Ash drehte sich zu ihm und flüsterte: »Er entscheidet sich möglicherweise doch noch für seinen Vater. Sei bitte vorsichtig, Mac.«
    Er nickte kurz, während von hinten der Countdown auf Null heruntergezählt wurde.
    Dellinger, der beide Hände auf den Tisch stützte und eine Grafik im Blick behielt, rief: »Null. Los, Ash!«
    Sie sprang. Spürte Macnamaras Präsenz an ihrer Seite, dunkel, beruhigend. Immer noch verursachte der direkte Kontakt mit dem Nullraum ihr im ersten Moment Übelkeit, die aber schnell verflog. Sie öffnete ihre Augen auf sämtlichen Ebenen und blickte Luzifer an, der neben ihr schwebte. »Danke, dass du auf Gungnir aufgepasst hast«, sagte Ash. Sie drehte sich im Quantenstrom und genoss die Ruhe im Auge des Sturms.
    »Gerne geschehen.« Luzifer musterte sie mit seiner Form des Lächelns, ohne das Gesicht zu bewegen. »Kann ich dir sonst noch helfen?«
    Ash nickte. »Unser Plan ist nicht aufgegangen. Ich bin ein wenig ratlos, was ich jetzt tun soll.«
    Luzifer bewegte die Flügel. »Ich denke bereits darüber nach. Falls ich einen Weg finde, euch aus dem neu geschaffenen Universum herauszuholen, dann würde ich vorschlagen, ihr bleibt dort und lasst euch auszahlen.«
    »Das ist riskant.« Ash kam ins Trudeln, weil ein String erster Ordnung sie gestreift hatte, fing sich und kehrte an Luzifers Seite zurück. »Das geht nachher wahrscheinlich alles sehr schnell. Wenn die beiden Quantenwirklichkeiten sich trennen, haben wir nicht mehr viel Zeit, uns auf die andere Seite zu retten. Und wenn der Abstand zu groß wird, schaffe ich den Sprung nicht mehr.«
    »Ich sagte ja: Ich muss einen Weg finden, euch da rauszuholen.« Luzifer verschwand und tauchte einen Wimpernschlag später wieder auf. »Ich habe immer noch nicht alle Möglichkeiten des Nullraums ausgelotet. Hier ist alle Zeit der Welt, vergiss das nicht. Sobald das alternative Universum sich abtrennt, bin ich bereit.«
    Ash musterte ihn mit skeptischer Zuneigung. »Du nimmst den Mund ganz schön voll, Großer.«
    »Ich weiß.« Wieder dieses Nicht-Lächeln. »Geh jetzt und erledige, was du zu erledigen hast. Wir sehen uns später.«
    Sie spürte den geistigen Schubs, mit dem er sie in die richtige Lage für ihren nächsten Sprung brachte. Dann rüttelte es sie heftig durch, und sie fiel einen halben Meter in die Tiefe, landete auf Händen und Knien im feinen Staub und nieste.
    Gungnir folgte mit einer winzigen Verspätung, er materialisierte sich ein Stück neben ihrer Hand. Seine blau

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