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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Sterben würde sie so oder so, aber der Gedanke, hoch oben in der Luft von einem Flammenschwert getroffen zu werden und sterbend zurück auf den Boden zu stürzen, ließ sie erschaudern.
    Sie erhob sich aus der Hocke und klopfte ihre Hände an den Beinen ab. Jetzt war Ruhezeit auf dem Feld. Zeit der Waffenruhe. Für beide Seiten.
    Sie würde sich einen Platz an einem der Feuer suchen, sich in ihre Decke wickeln und auf den Morgen warten. Vielleicht hatte Beleth eine Ration Bier ausgeben lassen oder Genna spendierte seinen Freunden etwas Härteres. Sie fand immer noch, dass der Wodka nach einer Mischung aus Schwefel und Hundescheiße schmeckte, aber er sorgte für etwas Ähnliches wie Schlaf, und nach dem sehnte Ash sich inzwischen noch mehr als nach einem warmen Essen oder einem Bad.
    Sie hatte sich noch nicht daran gewöhnt, dass es im Limbus keinen Hunger oder Durst gab, kein Schlafbedürfnis, keine körperlichen Beschwerden außer den Schmerzen, die eine Verletzung verursachte, oder einer allgemeinen Erschöpfung der Muskeln und des Geistes. Auch das alles würde vergehen, wenn sie eine Weile länger hier war, sagte Beleth. Ash wusste nicht, ob sie es bedauern oder herbeiwünschen sollte. Sie genoss den Muskelkater wie eine zärtliche Berührung. Nur er und ihre Müdigkeit verbanden sie noch mit der Sphäre der Menschen, die sie für immer hinter sich gelassen hatte. Unwiederbringlich.
    Die großen Feuer brannten schon, als sie ins Lager zurückkam. Um den beliebten Platz neben dem Felsen, der so angenehm den kalten Wind vom Feld abhielt, war wieder einmal ein heftiger Streit im Gange. Eine Handvoll Neuzugänge hatte sich um das Feuer gruppiert und weigerten sich, den Platz zu räumen. Ash grinste. Das passierte in regelmäßigen Abständen. Die Rekruten waren allesamt am Rand der Senke untergebracht, da, wo es kalt und zugig war und weit entfernt von all den kleinen Annehmlichkeiten, die das Lager zu bieten hatte: Schnaps, Decken, Schutz vor den nachtaktiven kleinen Dämonen, die sich gelegentlich an einem unaufmerksamen Neuling vergriffen.
    Ein Lichtstab flammte auf, jemand schrie und Ash hörte Joel brüllen: »Verpiss dich, du Wichser! Lern erst mal fliegen, bevor du hier den starken Max markierst!«
    »Schafe gehören in den Pferch. Määääh!« Die Stimme gehörte Gonzalo, und er lachte, wie immer. Blökende und meckernde Geräusche und das Zischen eines Lichtstabs begleiteten schließlich den Rückzug der noch unbewaffneten Rekruten ins Dunkel.
    Ash, die kein Vergnügen daran fand, Rookies * zu quälen, drehte noch eine gemächliche Runde durch das Lager und ließ sich vom Proviantmeister einen Becher mit Bier geben. Sie ging zum Feuer, an dem Becher nippend, und grüßte die Sieger des kleinen Scharmützels. Ihr Blick taxierte die vom Feuer beleuchteten Gesichter. Nurit fehlte in der Runde. Das dunkle, ernste Gesicht von Ayokunle war nicht zu sehen. Und wo war Cahaya?
    Sie setzte sich neben Gonzalo und reichte ihm ihren Becher. »Danke«, sagte er, trank und gab ihn zurück.
    »War es ein harter Einsatz?«, fragte Ash. Er sah grau und erschöpft aus, obwohl seine Augen sie anlächelten.
    Gonzalo nickte. »Übel. Die weißen Mistkerle haben uns von hinten aufgerollt wie eine nasse Zeitung.« Er deutete mit einem Achselzucken auf die Lücken. »Du siehst ja, wer alles fehlt.«
    Ash schauderte.
    Kalani, die mit drei Bechern in den Händen vom Proviantzelt kam, hockte sich neben Ash und schnaubte. »Die Glücklichen«, sagte sie. Joel, der lang ausgestreckt, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen am Feuer lag und seine Füße rösten ließ, stützte sich auf die Ellbogen und nahm einen der Becher entgegen, den dritten reichte Kalani an Ash vorbei zu Gonzalo.
    »Glücklich?«, fragte Ash verständnislos.
    »Na, dass sie hier raus sind.« Kalani schnitt eine Grimasse.
    »Raus – du bist gut. Sie sind gefallen.«
    Kalani musterte Ash über den Rand ihres Bechers. »Und?«
    Ash schluckte über die Kaltherzigkeit der sanftäugigen Hawaiianerin. »Sie sind tot, Kalani!«
    »Das sind wir schließlich auch«, gab Kalani zurück.
    Ash öffnete den Mund zu einer Entgegnung, schwieg und trank nachdenklich einen Schluck. »Was geschieht mit jemandem, der bei einem Kampf fällt?«, fragte sie schließlich.
    Kalani zuckte desinteressiert mit den Schultern und schloss die Augen. Lass mich in Ruhe, sagte das deutlich.
    Gonzalo legte seinen Arm um Ash. »Beleth hat uns morgen als Schäferhunde eingeteilt«, flüsterte er

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