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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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vergangen.
    »Sie sind zu schnell bei uns«, schrie Ravi. »Wir müssen es jetzt versuchen! Los, Ash!«
    Es war zu spät. Die erste Harpyie hatte sie erreicht und kreischte schrill: »Engel!« Sie stürzte sich auf Ravi und ignoriert Ash.
    Dann legte sich der Schatten eines Flügelpferdes über sie. »Gut gemacht, Soldat Fraxinus«, hörte Ash Beleths raue Stimme rufen. »Los, nagelt den Scheißkerl fest!«
    Sie stand starr, erschreckt, sah, wie die Harpyie Ravi zu Boden riss. Er wehrte sich verbissen, keuchte: »Ash, hau ab. Sie glauben, du hättest mich gestellt.«
    »Ich lasse dich nicht im Stich«, rief Ash, riss ihr gezähntes Messer aus dem Gürtel und warf sich auf die Harpyie.
    Dämonen sprangen von ihren Reittieren und stürzten sich in den Kampf. Es war aussichtslos, erkannte Ash, die inzwischen aus einer Reihe von großen Kratzwunden und Schnabelhieben blutete. Die Harpyie war zwar ebenfalls verletzt, aber sie wehrte sich buchstäblich mit Schnabel und Klauen.
    Dann fiel ein schweres Gewicht auf Ash und schmetterte sie zu Boden. Die bitter-scharfen Ausdünstungen eines Dämonenleibes stiegen erstickend in ihre Nase. Sie hieb blindlings mit dem Messer um sich, aber der Dämon ließ sich nicht abschütteln.
    »Ash«, hörte sie Ravis erstickten Schrei. »Ashley!«
    »Ravi«, konnte sie noch antworten, dann schloss sich eine schuppige Klaue um ihre Kehle und zerquetschte sie.Sie fühlte, wie die seltsame Lebensenergie der Limbusexistenz aus ihr herausgequetscht wurde, und musste mit einem letzten Blick mitansehen, wie die Harpyie Ravi den Kopf vom Rumpf riss.
    Nidhöggr * , der Totendrache, fauchte wie eine Katze und verschlang ihre Essenz.

10
    Gedenke, Odin, dass wir in alten Tagen
beide das Blut mischten!
Bier genießen wolltest du nimmermehr,
wär's nicht uns beiden gebracht.
    D as Gartentor knarrt und ein bulliger roter Hund beginnt zu bellen – wütend, rasend, geifernd, heulend, wahnsinnig vor Wut. Schaum spritzt von seinem Maul, die Zähne blitzen und schnappen, die Krallen scharren tiefe Furchen in den harten Grund, das Halsband erwürgt ihn schier in seiner Raserei, seiner Anstrengung, den frechen Eindringling zu packen, zu reißen, zu zerfetzen.
    Der Wanderer zögert, eine Hand am Tor, die andere mit dem derben Stock erhoben wie zum Schlag. Dann lässt er den Stock sinken, stützt sich darauf, schüttelt den Kopf und lacht.
    »Guter Hund«, sagt er. »Braver Hund. Passt schön auf, dass keiner dein Herrchen überrascht.«
    Ein Mann erscheint nun unter der üppig bewachsenen Tür des Hauses, misstrauisch sein Blick aus lohfarbenen Augen. Ein Sonnenstrahl tanzt durch das rankende Grün und entzündet Feuerglut im Haar, das in seine blasse Stirn fällt.
    »Sei mir gegrüßt, Bruder«, ruft der Wanderer. »Bin ich willkommen?« Er steht in Erwartung der zugeschmetterten Tür, der vorgeschobenen Riegel, der stummen Weisung, seiner Wege zu gehen.
    Der Hausherr zögert, beißt mit weißen Zähnen, nicht minder scharf als die des Hundes, auf seine Lippe, dass rot das Blut hervorquillt. Rot wie sein Haar.Rot wie das Fell des immer noch rasenden Hundes.
    »Still, Garm * «, sagt der Rote. »Leg dich.« Er schiebt die Tür auf, nickt.
    Der Wanderer lässt das Gartentor fahren und geht langsamen Schrittes zum Haus. Sein Stock stößt auf den Boden, und wo er aufstößt, stieben Funken und verlöschen im feuchten Grund.
    Der Rote verschwindet hinter dem Haus, die Tür lässt er offen. Der Wanderer zögert, bevor er den Hut abnimmt, die Schultern beugt und das Haupt senkt, um die Schwelle zu überschreiten. Feindesland oder Bruders Heim?
    Im Halbdunkel des dämmrigen Raumes steht er unschlüssig da, klopft seinen Mantel ab, dessen Stoff zerschlissen und von der Sonne ausgeblichen ist, hängt seinen Hut schließlich an den Haken an der Tür und lehnt seinen Stock darunter gegen die Wand. Er schnuppert. Es riecht nach frischem Brot, vergorenem Obst, blühenden Rosen; Erinnerungen, die vergessen tief in seinem Inneren vergraben liegen. Das ist Brot, so riecht es, wenn es aus dem Ofen geholt wird. So duftet eine frisch aufgeblühte Rose kurz nach einem heftigen Sommerregen. Das sind Äpfel, die sich in Most verwandeln. Sommergerüche. Wie lange schon hat er keinen Sommer erlebt? Immer ist Dunkel um ihn, liegen Schneeflocken auf seinen Schultern, knirschen seine Schritte durch knackendes Eis, erstarren seine Knochen in Frost.
    Er seufzt und setzt sich auf die Bank am Fenster. Blickt sich um. Ein langer Tisch mit

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