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Projekt Atlantis

Titel: Projekt Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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brach auseinander. Er fuhr herum und sah mit Schrecken, dass sich der gesamte Boden senkte. Oder jedenfalls der Flüssigkeitspegel. Der Stein unter seinen Füßen schien noch stabil, aber etwas war geschehen, und der faulige Brei lief mit erschreckender Geschwindigkeit ab. Wieder knirschte es, und dieses Mal gaben große Teile des Bodens nach, stürzten in sich zusammen und rissen die zähe Brühe mit sich. Der gesamte Boden brach ein! Unter dem Keller befand sich ein weiterer Höhlraum, erkannte Patrick, vielleicht eine regelrechte Cenote, die viele Meter in die Tiefe bis zum Grundwasser führte! Er presste sich an die Wand, suchte am Stein Halt.
    »Hey, Jungs! Ich brauche eure Hilfe! Und zwar schnell!«
    Er tastete mit den Füßen in Richtung der Treppe, trat ins Nichts, und die Maglite zeigte ihm, dass der Boden dort bereits fehlte. Er stand nur mehr auf einem Sims, und auch der konnte jederzeit unter ihm wegbrechen.
    »Wirf mir ein Seil rüber, los!«, rief er, als er sah, wie sich Jaime die Treppe hinunterbeugte.
    Der Mann verschwand. Die Sekunden zogen sich scheinbar endlos. Um Patrick herum ächzte das Gestein. Es war so gut wie sicher, dass der Einbruch noch nicht zum Stillstand gekommen war. Endlich erschien der Scout wieder und machte Anstalten herabzusteigen.
    »Nein, bleib da oben!«, rief Patrick. »Hier ist nichts mehr stabil!«
    Jaime zog sich wieder ein Stück zurück, gerade so weit, dass er das Ende seines Seils in den Keller und zu Patrick werfen konnte. Er hatte es mit einem Stein beschwert, und es landete direkt hinter Patrick. Als er sich danach bückte, fiel der Schein seiner Taschenlampe erneut in die Nische. Auch hier war der Morast weitgehend abgelaufen, und nun war darunter eine Truhe sichtbar geworden.
    Der Schatz!, dachte Patrick. Er untersuchte die Truhe. Sie war aus Holz, fast schwarz und hatte eine schleimige Oberfläche. Ein Wunder, dass sie die Jahrhunderte überstanden hatte und nicht längst in sich zusammenfallen war. Es musste ein besonders resistentes Tropenholz sein, oder vielleicht war es imprägniert worden, überlegte er. Er versuchte, die Truhe anzuheben. Vollgesogen mit Wasser wog sie wie Blei, und sie wies keine Griffe auf. Man musste sie mit beiden Armen hochwuchten, und vermutlich war sie selbst dafür zu schwer.
    Auf dem schmalen Sims, auf dem Patrick stand, hatte er kaum die Möglichkeit, sich vernünftig zu bewegen. Vollkommen aussichtslos, die Truhe hochheben zu wollen. Außerdem musste er sich selbst mit dem Seil von Jaime sichern, um nicht abzustürzen. Während er das Seil an seinem Gürtel befestigte und eine Schlaufe für seine Hände vorbereitete, überlegte er fieberhaft. Ein weiteres Seil? Nein, von der Treppe her konnten sie die Truhe nicht hochziehen, sie würde über den Boden schleifen, in das Loch vor der Treppe stürzen und gegen die Wände schlagen. Bretter! Sie konnten Bretter über den Boden legen, von der Treppe zum Sims und die Truhe so darüber ziehen.
    Es blieb ihm keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Mit einem plötzlichen Krachen stürzte die gegenüberliegende Wand des Kellers in sich zusammen, riss Teile der Decke heraus, und mit gewaltigem Getöse brach der Baum mit seinen Brettwurzeln durch die Kellerdecke, durchstieß die letzten Reste des Fußbodens und fuhr wie ein Speer in die sich öffnende Cenote zu Patricks Füßen. Um ihn herum platzten Steinbrocken aus der Wand, der ganze Raum schien zu implodieren. Der Baum rutschte tiefer und riss mit seinen Ästen weitere Teile der Decke auseinander, Zweige peitschten an Patrick vorbei, der sich so dicht wie möglich auf seinem Sims an die Wand presste. Und endlich kam der Urwaldriese zum Stehen, blieb mit dem oberen Teil seiner Krone in dem Krater hängen.
    » ¡Señor Patrick! Alles gut?«, hörte er Rodrigo von oben zwischen den Ästen rufen.
    »Ja! Aber vielleicht nicht mehr lange!« Das Seil, das er von Jaime bekommen hatte, nutzte ihm im Augenblick nichts, denn das Geäst des Baums versperrte den Weg zu den Stufen, die nach oben führten. Er musste irgendwie durch die Decke... Er konnte den Rand der herausgebrochenen Teile mit ausgestreckten Armen über sich spüren, aber hinaufspringen, um sie zu ergreifen, war wohl wenig sinnvoll. Zu groß war die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Steine ebenfalls lösten und er fallen würde. Und der kleine Vorsprung unter ihm, der ihm diese Galgenfrist gewährte, würde das sicher auch nicht aushalten.
    Schon gaben die Steine unter ihm nach.

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