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Projekt Atlantis

Titel: Projekt Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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ausgekleideten Wände des Raums betrachteten. Seit zweitausend Jahren waren sie die ersten Menschen, denen sich dieser Anblick bot.
    »Es ist kein Grab«, sagte schließlich der Franzose.
    »Nein«, bestätigte Peter. »Aber es ist etwas viel Wertvolleres!«
    Die Wände der Kammer waren gesäumt von steinernen Regalen, allesamt aus poliertem Alabaster. Und in ihnen lagen Hunderte, vielleicht Tausende makellos gearbeitete Behälter aus demselben Material, wie ein gewaltiges Lager von Kanopen. Nur, dass es sich hier ganz offensichtlich nicht um jene vasenförmigen Behältnisse handelte, die im alten Ägypten zur Aufnahme der kostbaren Eingeweide der Mumien dienten. Diese hier besaßen keine Deckel mit ausgearbeiteten Köpfen, keine Horus- oder Anubis-Schädel, sondern schlichte Verschlüsse. In diesen Behältern befanden sich keine Eingeweide, sondern Dokumente. Der Raum war tatsächlich ein Archiv, ein Archiv des Wissens.
    »Sie haben nicht die Grabkammer Alexanders des Großen gefunden«, sagte Peter atemlos. »Sie haben einen Teil der Bibliothek von Alexandria gefunden!«
    Die Frau mit der Kamera auf der Schulter lächelte in sich hinein. Dichter an das Geschehen hätte sie nicht herankommen können. Kathleen Denver hatte es wieder einmal geschafft.

Kapitel 3
     
    Büro von General Carlos Cabrera, Havanna, Kuba
     
    Sie sind impertinent, González! Wie können Sie sich erdreisten, vor mir zu erscheinen und Forderungen zu stellen?!«
    González hatte damit gerechnet, dass Cabrera nicht begeistert sein würde. Seit dem Schiffbruch, bei dem er mit knapper Not dem Ertrinken entkommen war und die Juanita und seine gesamte Besatzung verloren hatte, waren erst zwei Wochen vergangen. Aber er hätte auch zwei Jahre warten können. Für Cabrera würde es keinen Unterschied machen. Und es musste weitergehen, es würde weitergehen! Er würde alles tun, was notwendig war, um so schnell wie möglich wieder auf See zu sein, er würde die Bestie bezwingen, er würde ihr ihre Schätze entreißen und am Grab seines Bruders triumphieren. Um ihrer beider Seelen willen. Cabrera war ein störrischer Mann. Man nannte ihn Tigre, seinem Brüllen folgte sein Biss, und er war gefürchtet. Aber das war nichts gegen die heilige Mission, der sich González verschrieben hatte.
    General Cabrera saß hinter seinem Schreibtisch und funkelte González an, der vor ihm stand. »Ich könnte Sie auf der Stelle einsperren lassen, Sie wissen das!«
    »General, hören Sie mich an. Mein ganzes Beileid gilt Ihrer Schwester, ich bete für sie.«
    »Sie haben ihre Ehre gestohlen, sie zur Witwe gemacht. Sie beten für sie?! Sie können anfangen, für sich selbst zu beten! Es ist ein Unrecht, wie Sie es niemals wiedergutmachen können!«
    »General, ich weiß nicht, was ich noch sagen soll. Es brennt mir ebenso in der Seele wie Ihnen! Nicht nur Ihrer Schwester wurde Leid zugefügt, ich selbst habe alles verloren, was ich besaß. Und mein Bruder...«
    »Ihr Bruder, González, interessiert mich einen Scheißdreck! Hätte meine Schwester nicht Ihren unfähigen Bastardbruder geheiratet, wäre sie heute noch glücklich.«
    »Ich bitte Sie, hören Sie, was ich Ihnen vorschlagen möchte.«
    »Sie können mir gar nichts vorschlagen.«
    »Es geht um Gold. Viel Gold.«
    Cabrera setzte zu einer Antwort an, doch er holte nur tief Luft. »Zwei Minuten«, sagte er schließlich. »Dann will ich Sie nie wieder sehen.«
     
    Großer Hörsaal, Museum für Völkerkunde, Hamburg
     
    »Atlantis, meine Damen und Herren! Eine der ältesten und womöglich die größte Legende unseres kulturellen Gedächtnisses.«
    Auf einer überdimensionalen Leinwand erschien die altertümliche Zeichnung einer Insel, an deren Küste sich eine von mehreren ringförmigen Wassergräben umgebene Stadt befand.
    Vor dem Rednerpult auf der Bühne stand Professor Peter Lavell und sah die hölzernen Ränge hinauf. Der große Hörsaal war das Schmuckstück des Museums und glich einer ehrwürdigen Universität. Er fasste ein Auditorium von zweihundert Zuhörern, die sich, wie in einem Amphitheater, in leicht gewölbten Sitzreihen im fünfzehn Meter hohen Raum verteilten. Nicht nur die Ränge waren vollständig aus dunklem Holz, auch der Boden, die Stufen, Teile der Wandverkleidung und die aufwendige Kassettendecke. Der Saal war prachtvoll und hätte einem Abenteuerroman der Jahrhundertwende entsprungen sein können.
    Der Abend unter dem Titel »Atlantis – Mythos und Wirklichkeit« war schnell ausverkauft

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