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Projekt Atlantis

Titel: Projekt Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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eine Mischung aus Fakt und Fiktion.
    Wie erwähnt begnügt sich der Großteil der Wissenschaftler mit der ersten Variante und verbannt die Dialoge in den Bereich der Literatur, der Philosophie. Die Alternative, dass es sich um einen vollständigen und durch und durch wörtlich korrekten Bericht handelt, steht kaum zur Debatte, da Platons Dialoge zahlreiche offenkundige Mängel enthalten. So zum Beispiel berichtet er davon, dass die Atlanter im Krieg mit Athen lagen, einer Stadt, die neuntausend vor Christus nachweislich noch nicht existierte. So bleibt als letzte Möglichkeit die Mischform: Atlantis als eine Parabel, die einen unbekannt großen Kern von Wahrheit enthält.
    Jede der Theorien, die ich Ihnen heute vorstellen werde, wählt sich dabei jeweils eine unterschiedliche Menge von Aspekten aus Platons Berichten aus. Faszinierend ist, dass sich alle Verfechter jeweils ganz sicher sind, dass ausgerechnet ihre Auswahl die richtige ist und dass man dennoch jede andere Theorie mit einem Hinweis auf Platons Wörtlichkeit zunichtemachen kann.
    Was Sie heute sehen werden, ist keine Wissenschaft. Es ist eine Glaubensfrage – und wie ich schon in anderen Vorlesungen betonte: Wehe dem, der Glaube mit Wissen und Wahrheit gleichsetzt!«
    Die letzten Worte hatten einen eigentümlichen Effekt auf das Publikum.
    Patrick Nevreux saß in der dritten Reihe und beobachtete verstohlen, wie sich die Zuhörer auf unterschiedliche Weise getroffen fühlten. Einige senkten den Blick, andere nickten, einige hoben die Augenbrauen, verschränkten die Arme, andere verdrehten die Augen.
    Patrick war zu dieser Vorlesung gekommen, da sein alter Freund ihn eingeladen hatte. Gemeinsam waren sie in Südfrankreich und in Ägypten gewesen, hatten fantastische Entdeckungen gemacht und einige brenzlige Situationen überstanden. So unterschiedlich sie hinsichtlich ihres Hintergrunds und ihres Alters auch waren, hatte sich doch ein freundschaftliches Band zwischen ihnen gebildet. Patrick war erst vor Kurzem aus Mittelamerika zurückgekehrt. Er hatte Peter von seinem Fund berichtet, in der Hoffnung, in ihm jemanden zu finden, der ihm helfen konnte, das goldene Buch einzuordnen, zu datieren, es zu schätzen oder sogar zu übersetzen. Kurz darauf hatte Peter ihn eingeladen, ihn in Hamburg zu besuchen.
    Der Vortrag lief über eine Stunde, unterstützt durch Bilder und Karten, die Peter an die Wand projizieren ließ. Es folgte eine Viertelstunde mit Fragen aus dem Plenum, und als das Licht eingeschaltet wurde und die Zuhörer den Saal verließen, stand Patrick auf und ging zur Bühne.
    »Geben Sie mir ein Autogramm, Professor?«, rief er, und als Peter sich erstaunt umsah und ihn erblickte, lächelte er.
    »Patrick! So eine Überraschung, ich hatte Sie nicht vor morgen erwartet.«
    Der Franzose trat auf ihn zu, fasste ihn an der Schulter und grinste. »Wie hätte ich einem Vortrag von Ihnen widerstehen können?«
    »Üblicherweise ist es der sicherste Weg, um Ihre Aufmerksamkeit zu zerstreuen«, erwiderte Peter lachend, der genau wusste, wie sehr Patrick seine Tendenz zum Dozieren missfiel.
    »Was sagen Sie denn da? Das war doch besser als der Discovery Channel gerade. Atlantis. Meine Güte.«
    »Oh, Ihnen wird das Lachen noch vergehen. Sie ahnen ja noch gar nicht, weshalb ich Sie eingeladen habe.«
    »Ich kenne Sie zu gut, als dass es Atlantis sein könnte. Es geht um das goldene Buch, nicht wahr?«
    »Haben Sie Geduld! Eigentlich sind Sie ja noch gar nicht hier. Wie ich Sie kenne, möchten Sie ohnehin erst einmal etwas essen gehen, habe ich recht?«
    »Raus hier und eine Zigarette rauchen. Hier mag man sich ja keine anstecken, sonst geht der ganze Schuppen in Flammen auf. Aber dann essen, ja, sehr gerne!«
    Während Patrick eine Packung Zigaretten aus einer Tasche fischte und sich im Saal umsah, packte Peter seine Unterlagen zusammen und vergewisserte sich, dass seine Mitarbeiter sich um die Technik kümmern würden. Dann gingen sie die Treppe hinauf zum Ausgang des Saals und verließen das Museum durch das Foyer.
     
    Als sie zwei Stunden später vom Essen zurückkamen, war die Fassade des Gebäudes von Scheinwerfern erleuchtet.
    »Ein schöner Bau«, bemerkte Patrick.
    »Von außen ja, unbedingt«, bestätigte Peter. »Sie waren ja schon einmal hier. Haben Sie sich auch die Ausstellungsräume angesehen?«
    »Flüchtig. Ist aber alles ein bisschen provinziell, finden Sie nicht?«
    Peter seufzte. »Da haben Sie recht. Es gibt nur wenig Fördermittel, der

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