Projekt Atlantis
gemeinsam den Weg weiterzugehen. »Nun, das wird vielleicht noch kommen«, sagte er dabei. »Sie sind deutlich jünger als ich und werden noch ausreichend Gelegenheit zum Philosophieren haben.«
»Ist es das, womit Sie Ihre Zeit verbringen, wenn Sie hierherkommen?«
»Zum Teil, ja. Um ehrlich zu sein, habe ich heute allerdings gehofft, dass ich Sie wieder hier antreffen würde.«
»Weshalb das? Auch das erste Treffen schien mir nicht zufällig gewesen zu sein.«
»In der Tat, das war es nicht. Ich wollte Sie kennenlernen und sehen, wer dieser Mann ist, der eine so wichtige Rolle in den kommenden Ereignissen spielen wird.«
»Wovon sprechen Sie?«
Gabriel schwieg einige Schritte. »Ich habe eine Aufzeichnung Ihrer Pressekonferenz gesehen«, sagte er dann. »Die Walstrandungen. Ich hatte das Gefühl, Sie fühlten sich nicht wohl in Ihrer Rolle.«
Und das nicht zum ersten Mal, fügte Walters in Gedanken hinzu. »Wie kommen Sie darauf?«, fragte er und sah Gabriel von der Seite an.
»Nennen Sie es eine Ahnung«, sagte dieser lächelnd, den Blick weiterhin auf den Weg vor ihnen geheftet. »Menschenkenntnis, wenn Sie so wollen.«
»Weshalb, denken Sie, sollte ich mich nicht wohlgefühlt haben? Ich hatte einen sehr guten Eindruck von den Antworten, die wir geben konnten.«
Nun blieb Gabriel stehen und sah Walters prüfend an. »Diese Tiere... Schnabelwale, richtig?... Sie wissen, woran sie gestorben sind, habe ich recht?«
»Nun...« Walters zögerte. »Wenn Sie die Konferenz gesehen haben, kennen Sie die Antwort.«
»Es steckt oft weniger in dem, was gesagt wird, als in dem, was nicht gesagt wird«, gab Gabriel zurück. »Mir ist allerdings aufgefallen, dass Sie zum Ende des Termins hin deutliche Worte gefunden haben. Sie sagten, Sie würden das LFAS unter Umständen nicht weiter einsetzen. Sie übernehmen Verantwortung.«
»Selbstverständlich!«
»O nein, das ist gemeinhin weit weniger selbstverständlich, als man wünschen würde. Zudem dies auch erst der Anfang ist. Denn sicher kennen Sie den Ausspruch: Man ist nicht nur verantwortlich für das, was man tut, sondern auch...«
»... für das, was man nicht tut«, vollendete Walters den Satz. »Ich weiß. Sind Sie deswegen hergekommen? Um Andachtssprüche auszutauschen?«
»Ich mache mir Sorgen«, erklärte Gabriel.
»Über die Wale? Sind Sie von Greenpeace?«
»Ich bin nur eine Privatperson. Und es geht mir nicht um die Wale, nein. Ich mache mir Sorgen um die Forschungen draußen im Atlantik. Die Forschungen, die Sie stoppen sollen.«
Walters blieb stehen und schloss die Augen. Ganz offenbar war er an einen Spinner geraten oder an jemanden, der enge Kontakte zu Militär- oder Geheimbehörden hatte. Beides keine vergnügliche Aussicht.
»Sie fragen sich, woher ich das wissen kann«, sprach Gabriel weiter. »Oder ob ich einfach nur gut geraten habe.« Er machte eine Pause, bevor er fortfuhr. »Ich gehöre keiner Ihnen bekannten Behörde an, wie ich schon das letzte Mal sagte. Aber ich bin über alles informiert, was dort auf See geschieht, und ich weiß, dass Sie im Auftrag der NSA angewiesen wurden, die Untersuchungen der Europäer zu stoppen und auch das kubanische Schiff zurückzubeordern.«
Walters schwieg. Er war zu sehr vor den Kopf geschlagen, um sich einen Reim darauf zu machen, geschweige denn, einen passenden Kommentar dazu abzugeben. Sollte der Mann erst einmal erzählen, was er zu sagen hatte.
»Wie schon gesagt, bin ich nicht in der Position, um Ihnen Anweisungen zu geben. Ich denke auch nicht, dass Sie weitere Personen schätzen würden, die Ihnen vorschreiben, was Sie tun oder lassen sollen. Auch, dass Sie an einem Scheideweg stehen, sagte ich bereits. Oftmals erkennt man bedeutende Momente erst in der Nachbetrachtung. Jene Momente, an denen sich das Schicksal in besonderer Weise geballt hat, wo eine Entscheidung etwas bewirkt hat oder hätte bewirken können, das über das Maß der üblichen Wirkungen hinausgeht. Ich habe Sie aufgesucht, um Sie für diesen Moment vorzubereiten, Ihnen so viele Informationen wie möglich zu geben, damit Sie den Moment erkennen und ihn sinnvoll abwägen können. Eine Entscheidung allerdings kann und wird Ihnen schließlich niemand abnehmen.«
Walters stöhnte innerlich auf. Das tutorenhafte Geplauder und das stets Unspezifische des Mannes begannen, ihm auf die Nerven zu gehen.
»Wenn das so ist, ist es wohl nicht zu viel verlangt, dass Sie endlich sagen, um was es geht.«
»Ich gehe davon aus, dass
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