Projekt Babylon
mystischen Rosenkreuzer folgen. Wir haben sie glauben lassen, dass wir womöglich das Grab des Christian Rosenkreuz gefunden haben, worauf sie sich auch gleich anbot, uns weitere Fragen zu beantworten. Aber leider ist es dazu nicht mehr gekommen.«
»Wir hatten nämlich kurz darauf ein sehr unfreundliches Gespräch«, fügte Patrick hinzu, »wonach wir es vorgezogen haben, uns schnellstmöglich zu entfernen.«
»Ist das wahr?«, fragte Stefanie. »Sind Sie bedroht worden?«
»Da war ein merkwürdiger Typ«, erklärte Patrick, »der reichlich ungehalten wurde, als wir ihm das Symbol mit den Kreisen gezeigt haben. Er kannte es, nannte es › Kreis von Montségur ‹, und wurde ziemlich fanatisch, als wir ihm nicht sagen wollten, wo wir es herhaben. Er gehörte wohl zu irgendeiner komischen Sekte. Hand von irgendwas.«
»Belial«, sagte Peter. »›Hand von Belial‹. Belial ist ein hebräischer Dämonenname. Im Mittelalter eines der vielen Pseudonyme für den Teufel, Satan.«
»Ach du Scheiße«, erwiderte Patrick. »Ich sag's ja: Fanatiker.«
»Aber das ist doch immerhin etwas«, sagte Stefanie. »Wir haben einen Namen: › Kreis von Montségur‹. Wissen Sie, was das bedeutet?«
»Ich habe noch nie davon gehört«, erklärte Peter. »Allerdings ist Montségur der Name einer Burgruine hier im Languedoc.«
»Hier in der Nähe?«
»Na ja, dürfte nicht so weit weg von hier sein, hundert, vielleicht hundertfünfzig Kilometer.«
»Wieso kennen Sie sich so gut in Südfrankreich aus?«
Peter winkte ab. »Das ist bloß geschichtliches Allgemeinwissen. Montségur spielte eine wichtige Rolle im Mittelalter. Es war die letzte große Festung der Katharer und wurde während der Albigenserkreuzzüge eingenommen.«
»Ihre Geschichtskenntnisse in allen Ehren, Professor«, sagte Patrick, »aber können Sie uns die Story so erzählen, dass auch dumme Ingenieure sie verstehen?«
»Tut mir leid... natürlich. Und wenn ich es recht betrachte, ist es sogar außerordentlich sinnvoll...« Er hielt einen Moment inne. »Ja genau... was für ein Hort neuer Perspektiven und Zusammenhänge! Möglicherweise sind wir hier gerade auf die Goldader gestoßen...«
»Nun machen Sie es nicht so spannend!«, rief Stefanie.
»Also gut.« Peter erhob sich und stellte sich vor den Tisch, als würde er in einem Lehrsaal auf dem Podium stehen. »Versetzen Sie sich in das zwölfte und dreizehnte Jahrhundert. Die Zeit der Kreuzzüge. Menschen versammeln sich und ziehen gegen die Mauren, die Sarazenen, gegen Jerusalem und das Morgenland. Die Kreuzzüge sind mehr oder minder erfolgreich, immer wieder wendet sich das Blatt, die Länder sind in Aufruhr. Nicht nur durch die Kriege, sondern auch durch Intrigen, sich ständig neu verteilende Machtverhältnisse, politische und religiöse Verwirrungen und die Menschen und Gruppierungen, die aus allem ihren Profit schlagen. So ist der Templerorden zu solchem Reichtum gelangt, dass er Könige beleiht, und zu solcher Macht, dass die Kirche ihn zunehmend fürchtet.
Das Gebiet des Languedoc war zu dieser Zeit eine sehr ungewöhnliche Region. Modern, weltoffen, wohlhabend und geprägt von Freidenkertum. Es war eine Art Mischung aus New York City und Woodstock, wenn man so will.«
»Jetzt sagen Sie nicht, dass Sie in Woodstock dabei waren!« Patrick lachte.
»Wie bitte?«
»Ach nichts, kleiner Scherz. Reden Sie weiter.«
Peter fuhr fort: »Das Languedoc war sehr reich – Toulouse war damals die drittreichste Stadt Europas – und sehr fortschrittlich. Wirtschaftlich, technisch wie auch geisteswissenschaftlich. Es war eine Keimzelle und ein Nährboden für neues Gedankengut. Verschiedene Wanderprediger, Sekten oder Glaubensgemeinschaften fassten hier Fuß. Eine besonders einflussreiche Glaubensbewegung bildeten die Katharer. Sie hatten einige Einstellungen und Ansichten, die der katholischen Kirche stark gegen den Strich gingen, wie man so sagt. Sie erlangten aber immer mehr Einfluss. Man vermutet, dass sie auch von den Templern unterstützt wurden. Schließlich waren ganze Städte praktisch in der Hand der Katharer. Unter anderem Albi, weswegen sie auch gemeinhin Albigenser genannt wurden – wobei die Abgrenzungen der einzelnen Gruppierungen fließend waren.«
»Und der Albigenserkreuzzug?«
»Ihr Gedankengut und ihr Einfluss bedrohten die Integrität Frankreichs und der Kirche. Nun, zumindest in den Augen der Obrigkeit. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Kirche den geeigneten Vorwand gefunden
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