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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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und stetig wie bei jemandem, der tief schlief.
    Bring es hinter dich, befahl sie sich selbst.
    »Martin Moore.« Sie gab ihrer Stimme einen tiefen, leicht bedrohlichen Klang. »Martin Moore, wachen Sie auf.«
    Der alte Mann fuhr hoch, blinzelte und rollte sich zu ihr herum. Dann fing er an zu schreien wie ein Mädchen.
    »Seien Sie still«, zischte sie.
    Er klappte den Mund zu und starrte sie unverwandt mit schreckgeweiteten Augen an.
    Jet war, als könne sie sein Herz wie wahnsinnig hämmern hören.
    Heiliges Licht, bitte lass ihn keinen Herzanfall bekommen. »Wo ist Lynda Kidder?«
    Moore wurde gefährlich blass. Vielleicht bildete seine Gesichtsfärbe aber auch nur einen starken Kontrast zu dem Dunkel des Raums. Er schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Dann flüsterte er: »Was …«
    »Sie sind die undichte Stelle bei Corp«, sagte sie. Ihre Stimme fast ein Schnurren. »Sie haben Kidder absolut geheime Informationen zugespielt. Sie sind ihre Quelle im Fall Ikarus. Und jetzt wird sie vermisst.« Was machte es schon, dass sie ihn ohne handfeste Beweise beschuldigte? Wenn er nichts mit alldem zu tun hatte, würde er es sagen. Und wenn doch, würde er zusammenbrechen.
    Wie alle anderen.
    Moore stieß einen Schrei aus und vergrub das Gesicht in beiden Händen.
    Jet überließ ihn etwa eine Minute lang seinem Schluchzen und sah ungeduldig zu, wie sich seine Schultern hoben und senkten. Also stimmte es: Er hatte sensible Informationen an die Reporterin weitergegeben. Menschen wie er lösten Aufstände aus, ja sogar Kriege. Hinter ihren Brillengläsern verengten sich Jets Augen zu schmalen Schlitzen. »Ich hoffe, der Preis, den sie gezahlt hat, war es wert, Moore. Corp geht nicht gerade sanft mit Leuten um, die heimlich gegen sie arbeiten. Ich bin neugierig: Welchen Judaslohn haben Sie dafür bekommen?«
    »Es ist nicht so, wie Sie denken«, stammelte er.
    »Soso.«
    Plötzlich ging ihr ganz unvermittelt auf, wie sehr dieser Wortwechsel dem mit Frostbite ähnelte. Nur, dass sie jetzt auf der anderen Seite stand.
    Mit etwas sanfterer Stimme sagte sie: »Wie ist es denn? Erklären Sie es mir.«
    Moore ließ die Hände sinken und blickte ihr direkt in die Brillengläser. »Ja, ich habe ihr gewisse Informationen gegeben. Aber nicht wegen des Geldes.«
    »Warum dann?«
    »Damit die Öffentlichkeit davon erfährt.« Er holte zitternd Luft. »Damit die Wahrheit über die Außermenschlichen ans Licht kommt.«
    Sie erinnerte sich daran, was Rabbi Cohn zu dem Thema gesagt hatte, und ein eiskalter Schauer kroch ihren Rücken hinauf. »Und wie sieht diese Wahrheit aus, Bürger?«
    »Dass ihr tickende Zeitbomben seid. Ihr alle.« Als ob diese Worte ihm Mut gemacht hätten, nahm sein Gesicht einen entschlosseneren Ausdruck an. »Nur, dass einige schneller ticken und eher hochgehen als andere.«
    »Ich verstehe«, erwiderte sie mit ruhiger Stimme, die nichts von der Panik verriet, die in ihr aufstieg. Er log. Er musste lügen. Als sie fortfuhr, war sie die Ruhe selbst: »Und das konnten Sie alles Wort für Wort aus den Dateien von Corp herauslesen?«
    »Naja, so deutlich nun auch wieder nicht«, räumte er mit seiner brüchigen Altherrenstimme ein. »Es gab aber eindeutig eine frühe Verbindung zwischen Corp und Ikarus. Und es erscheint vernünftig anzunehmen, dass Corp-Co deren Projekt zur künstlichen Befruchtung finanziell unterstützte –«
    »Es gibt also keinen definitiven Beweis für Ihre Behauptung.« Sie knirschte mit den Zähnen und versuchte, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. »Das sind alles paranoide, unbegründete Anschuldigungen, die leicht eine ausgewachsene Panik auslösen könnten. Sie sind ein mustergültiger Everyman, Mister Moore. Sie sollten mal darüber nachdenken, denen beizutreten.«
    Er schniefte beleidigt, als hätte sie seine Würde verletzt. »Ich bin stolz darauf, ein Mitglied der Everyman Society zu sein. Und Sie sind widerrechtlich in meine Wohnung eingedrungen.«
    »Ich bin damit beauftragt, eine vermisste Person wiederzufinden. Eine sehr wichtige Person.« Jet beugte sich so weit zu ihm hinunter, bis sich ihre Nasen fast berührten. Sie konnte seine Angst riechen. »Sie wissen, wo Lynda Kidder ist. Und Sie werden es mir sagen. Sofort!«
    Er jaulte vor Angst, und sein Mut war wie weggeblasen. »Ich kann nicht!«
    Licht, er wusste tatsächlich, wo sie war! Jet würde sich bei Frostbite bedanken müssen. Irgendwie. Mit gefährlich dunkler Stimme sagte sie: »Sie können was

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