Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht
ich!« Ihr Ausbruch ließ alle Anwesenden innehalten. Firebug, Steele und Meteorite starrten sie mit offenem Mund an.
Doch das störte Iridium längst nicht mehr. Nach allem, was passiert war, begrüßte sie es sogar beinahe. Wenn sie Verachtung oder Angst ausstrahlten, dann fühlte sich das vertraut an.
Es war ihr Mitleid, das sie nicht ertragen konnte.
»Was?«, fuhr sie die drei an. »Glaubt ihr immer noch, dass ich euch allesamt eindampfe und da rausgehe, um eine Bank zu knacken, wenn ich mal einen miesen Tag habe?«
Meteorite streckte die Arme aus und machte eine begütigende Geste. »Iridium, jetzt beruhige dich doch …«
Mit einem wütenden Knurren griff sich Iridium Meteorites Headset und warf es mit aller Gewalt an die gegenüberliegende Wand, wo es in zwei Teile zerbrach. »Hab ich es euch immer noch nicht bewiesen? Was wollt ihr von mir?«
»Dass du aufhörst, hier rumzuschreien, vermutlich«, sagte Taser milde.
Sie fuhr herum und starrte ihn kampfeslüstern an.
Aber Taser wollte nicht kämpfen. Er hielt ihren Blick. Seine Maske hatte er abgenommen, und seine blauen Augen blickten sie traurig und wissend an. »Wir hatten alle einen heftigen Tag. Es ist niemals leicht, einen Kameraden zu verlieren.«
»Hey, Mann«, grollte Frostbite. »Rede nicht über Tyler, als wäre er dein Zechbruder. Du kennst ihn doch gar nicht.«
»Und außerdem haben wir ihn nicht verloren«, ergänzte Iridium. »Er wird leben.« Dann sackte sie wieder in sich zusammen, das Gesicht zu ihrer wildesten Schurkinnengrimasse verzogen.
Das war immer noch besser als Heulen.
»Das ändert aber alles nichts an der Tatsache, dass Hornblower sein Bein verloren hat, weil wir in der Unterzahl waren«, sagte Taser und sah sich die Helden einen nach dem anderen an. »Wir brauchen Unterstützung, und was noch wichtiger ist, wir müssen alle voll bei der Sache sein, wenn wir da draußen sind. Wir können nicht richtig kämpfen, wenn wir uns Sorgen machen, ob jemand vergessen hat, im Hauptquartier den Kaffee vom Herd zu nehmen.«
Meteorite funkelte ihn wütend an. »Wovon redest du?«
»Ich war mehr als ein Jahr lang Runner, bevor ich Jet zugeteilt wurde«, erwiderte Taser. »Ich könnte Kontakt zu den anderen Runnern aufnehmen. Sie könnten euch die Unterstützung geben, die ihr wirklich braucht, um Helden zu sein.«
»Ja, klar. Genau das wird New Chicago retten vor abtrünnigen Außermenschlichen und verrückten Wissenschaftlern: ein leckeres Sandwich und ein Schulterklopfen«, höhnte Frostbite, und seine Stimme knirschte vor Eiseskälte.
»Hey!« Taser zuckte die Achseln. »Du kannst entweder hierbleiben, Frostbite, und weiter Knöpfe drücken, oder du kannst wieder rausgehen aufs Schlachtfeld. Du hast heute da draußen eine ziemlich überzeugende Vorstellung abgeliefert.«
Bei diesen Worten verstummte Frostbite. Iridium wusste, dass er nach der Möglichkeit gelechzt hatte, sich als echter Held zu beweisen, seit man ihn weggeschickt hatte, bevor er seinen Abschluss machen konnte.
»Nehmen wir mal an, wir folgen deinem Vorschlag«, gab Meteorite zu bedenken. »Woher wissen wir, dass wir diesen Leuten trauen können? Die Hälfte von ihnen hat dem Exekutivkomitee von Corp direkt berichtet. Über alles, was wir taten, über alles, was wir redeten. Die waren keine echten Runner wie Derek und ich. Die waren verdammte Spione, und das weißt du auch.«
Steele sah schockiert aus.
Iridium konnte nicht anders – sie musste lachen. »Also habt ihr die rosaroten Optibrillen endlich abgesetzt. Ja, euer geliebtes Corp-Co hatte euch ziemlich fest am Haken, und zwar in mehrfacher Hinsicht.«
»So etwas hätten sie nie getan«, sagte Steele. Sie klang verletzt.
»Doch, haben sie.« Firebug nahm ihre Hand. »Wir wissen es, Harrie. Es stimmt.«
»Ich war nur mit Runnern befreundet, die sich nicht mit Corp eingelassen haben«, sagte Taser und sah dabei Steele an. »Ich werde euch gute Leute schicken. Pfadfinder-Ehrenwort.«
Steele seufzte müde. »Gut. Tu das!«
Firebug zog ihre Hand weg. »Das kannst du nicht für uns alle entscheiden, Harrie. Vielleicht mag ich es ja, meinen Kaffee selber zu kochen.«
»Jet ist nicht hier. Und wenn Jet nicht hier ist, bin ich die Teamleiterin«, beharrte Steele leise. Dabei blickte sie erst Firebug fest in die Augen, dann den anderen. »Ich treffe diese Entscheidung in meiner Eigenschaft als stellvertretende Teamleiterin. Hat jemand ein Problem damit?«
Firebug schnaubte verärgert, und ihr kurzes grell
Weitere Kostenlose Bücher