Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht
besiegt.«
»Besiegt ja, aber nicht außer Gefecht – runter!« Luster ließ sich fallen, als der Anführer eine elektrische Ladung auf ihn abschoss. Night rollte sich in die andere Richtung, während Angelica ihn flink umging und den Größten der drei angriff, eine Frau, die gut und gerne zwei Köpfe größer und um einiges schwerer war als Luster.
Die Frau schüttelte den Schlag ab und hieb ihre Faust in Angelicas Bauch. Angelica schrie auf. Dann erwiderte sie den Angriff, indem sie der Frau das Handgelenk brach.
Luster spürte, wie das entnervende Summen in seinem Kopf einen Augenblick lang nachließ. Die Helden der Schwadron New York blinzelten, und ihre Augen wurden wieder normal.
Dann kam erneut das Summen, und Luster knirschte mit den Zähnen. »Angelica!«, schrie er, »Ruf ihn!«
»Was?«, schrie sie zurück.
»Hai!«, schrie Luster. »Er hat dich gehört! Ruf ihn!«
Die Schwadron New York rückte wieder gegen sie vor, doch Angelica starrte ihn immer noch sprachlos an.
KAPITEL 34
ANGELICA
Hätte Ikarus gewusst, wie gefährlich diese Kreaturen sind, er hätte sie noch im Mutterleib getötet und seine Forschungsergebnisse vernichtet.
- Aus dem Tagebuch von Martin Moore, Eintrag Nr. 127
»Er hat dich gehört!«, schrie Luster erneut und duckte sich, um der Riesenfaust eines der Muskelprotze auszuweichen. »Als du vorhin geschrien hast, hat Hypnotic dich gehört! Er wird dich wieder hören! Ruf ihn!«
Mit einem Roundhouse-Kick trat Angelica gegen eine Frau in Grün. »Wie soll er mich denn in diesem ganzen Chaos hören?« Die Kampfgeräusche waren so laut, dass sie kaum ihre eigenen Gedanken wahrnehmen konnte.
»Er ist zwar irre, aber auch immer noch verrückt nach dir! Tu es!«
Angelica hielt Luster zwar in dieser Sache für unzurechnungsfähig, trotzdem befolgte sie seinen Befehl. »Hai«, rief sie. Ihre Stimme ging in dem Kampfgetümmel um sie herum fast unter. »Ich bin’s, Holly! Lass uns reden!«
Die Angreifer von der Schwadron New York hielten inne, als hätte jemand sie plötzlich abgeschaltet.
Okay. Das ist jetzt echt gruselig. Sie, Luster und Night stellten sich in Warteposition: loser Kreis, Rücken an Rücken, Arme und Beine in Kampfhaltung. Angelica atmete tief durch die Nase ein und aus, zwang ihren Herzschlag, sich zu beruhigen. Um sie herum standen sieben Mitglieder der Schwadron New York da wie angewurzelt.
»Holly.« Hals Stimme hallte von sämtlichen umliegenden Wänden wider, kam von überall und nirgends. »Wie nett, dass du mich besuchen kommst.«
»Hypnotic!«, brüllte Luster. »Hör auf mit dem ganzen Blödsinn und beweg deinen Arsch hierher! Du hast uns einiges zu erklären –«
Licht blitzte auf, blendend hell und strahlend. Angelica, die mit dem Rücken zu Night und Luster stand, sah es nur im Augenwinkel. Sie schlug einen Arm vors Gesicht und drehte sich weg. Wartete einen Herzschlag lang. Zwei. Drei.
Bemerkte, dass Luster verstummt war.
Sie ließ den Arm sinken und wandte sich ganz langsam zu den anderen um. Luster und Night standen beide vollkommen reglos da. Ihre Arme hingen am Körper herunter.
Lieber Gott.
»So ist es besser«, sagte Hai. »Er hat schon immer eine viel zu große Klappe gehabt, nicht wahr?«
Sie schluckte schwer, befahl sich, keine Angst zu haben. Das hier war Hai. Hai würde ihr nichts tun.
In ihrem Kopf rumorte ein winziges Stimmchen. Aber Doctor Hypnotic hat mehr als fünfzig Menschen getötet. Er hat deinen Ehemann verletzt. Er hat gerade deine Teamkameraden außer Gefecht gesetzt, ohne auch nur zu blinzeln.
Also musste sie sich an Hai wenden, nicht an Hypnotic.
»Hai«, sagte sie mit überraschend klarer Stimme, »was hast du mit Blackout gemacht?«
»Ist das der einzige Grund, warum du gekommen bist? Damit ich dir deinen Mann wiedergebe?« Er schnalzte mit der Zunge. »Ach, Holly. Ich bin zutiefst verletzt.«
»Nein, bist du nicht.«
»Du hast recht«, murmelte er in ihr Ohr. »Ich bin einsam.«
Sie versteifte sich. Sie würde sich nicht umdrehen. »Es gibt bessere Wege, Freunde zu finden und Menschen zu beeinflussen, Hai.«
Seine Hände auf ihren Schultern. »Oh, ich weiß nicht. Ich glaube, ich bin ziemlich gut darin, Menschen zu beeinflussen.«
»Du hast Unschuldige verletzt.«
»Hm. Ja. Und auch getötet.« Seine Lippen auf ihrem Hals.
»Hörst du, was du da sagst, Hai? Ist dir klar, was du getan hast?«
»War nicht wirklich meine Schuld, das mit dem Töten. Ich war einfach dermaßen
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