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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Galerien sahen überall gleich aus, und Peter fragte sich, wie sie erkennen konnten, ob sie an einer Stelle schon einmal gewesen waren, und insbesondere, wie sie in diesem immer gleichen Labyrinth je den Ausgang finden sollten.
    »Ich gebe zu«, sagte Patrick, als hätte er Peters Gedanken gelesen, »dass ein paar Markierungen sinnvoll gewesen wären. Das scheint hier wesentlich weiter verzweigt zu sein, als ich vermutet hatte.«
    »Sie wissen doch wohl noch, wo wir sind?«
    »Ich denke schon ... So in etwa jedenfalls.«
    »Ich würde es begrüßen«, sagte Peter, »wenn Sie mich nicht nervös machten.«
    »War nur ein Scherz«, beschwichtigte Patrick und tippte sich an den Kopf. »Hier oben wird alles kartographiert. Ich achte auf den Weg, und ich hoffe, Sie achten auf das, was wir suchen.«
    »Ich versuche es ja! Aber bis jetzt glich ein Weg dem anderen. Es gab keine Auffälligkeiten oder Ansatzpunkte. Sicher, der Zugang zum Grab Imhoteps wird gut versteckt sein, sonst hätte man ihn schon längst entdeckt. Genau genommen könnte er sich hinter jeder dieser Nischen verbergen. Es könnte auch zugemauert hinter einem beliebigen Stück Wand liegen. Oder unter unseren Füßen im Boden. Ich muss darauf hoffen, dass wir Hinweise finden, die irgendwie aussagekräftig sind.«
    »Was halten Sie denn zum Beispiel davon?« Patrick zeigte auf eine neuerliche Kreuzung. Diese unterschied sich leicht von den anderen, denn es war zu sehen, dass der Eingang zum weiterführenden Weg sorgfältig freigelegt worden war. Es sah nicht wie das Werk von Grabräubern aus.
    »Sehr schön! Es scheint mir«, sagte Peter, als er die behutsam an den Wänden gestapelten Quadersteine und den Schutt begutachtete, »dass dies erst in jüngerer Zeit geöffnet wurde. Vielleicht von Forschern? Erinnern Sie sich: Emery fand diese Galerien vor etwa vierzig Jahren. Er hat sicher das Chaos in den bisherigen Gängen nicht zu verantworten. Das wurde irgendwann in den letzten zweitausend Jahren angerichtet. Aber vielleicht hat er diesen Weg hier entdeckt. Dann besteht die Chance, dass dahinter unberührte Teile des Gewölbes zu finden sind.«
    Patrick nickte. »Also dann nichts wie hinein!«
    Tatsächlich bot sich ihnen nun ein anderer Anblick. Der Boden war frei von Schutt, die Wände mit farbigem Putz versehen, der nur altersbedingt abbröckelte. Auch hier waren Nischen zu sehen, aber diese waren in einwandfreiem Zustand. Von Hüfthöhe bis unter die Decke waren sie mit flaschenförmigen Tongefäßen gefüllte, sorgfältig gestapelt und sämtlich intakt. Fast hatte es den Anschein, als wandere man durch ein unendliches Weinkellergewölbe. So musste auch der Rest der Anlage einmal ausgesehen haben.
    Der Kegel der Taschenlampe streifte Steinmetzarbeiten, denen sie bisher noch nicht begegnet waren: imitierte Säulen schienen die Decke zu stützen, und stuckartige Friese erweckten den Eindruck, als befände man sich im Inneren eines Tempels. Bald waren auch Hieroglyphen zu sehen, die sich in einem farbigen Band an den Wänden entlangzogen.
    Die Gänge wurden nun breiter und öffneten sich immer wieder zu rechteckigen Räumen, die teilweise neue Abzweigungen hervorbrachten, zuweilen Zugang zu kleineren Kammern boten und manchmal lediglich das Ende einer Sackgasse bildeten.
    Sie gingen nun langsamer als zuvor, sahen sich die Reliefs und Malereien an und suchten nach auffälligen Zeichnungen, etwas, das ihnen bekannt vorkommen würde, nach Hinweisen auf Imhotep oder die Gottheit Thot. Doch da es ohnehin ein Ibisheiligtum war, fiel es Peter nicht leicht, allgemeine von speziellen Texten zu unterscheiden. Einmal identifizierte er die Bezeichnung Imhoteps, aber sie stellte sich als bloße Lobpreisung seines Namens heraus.
    »Kein Wunder, dass Emery sich sicher war, kurz vor der Entdeckung des Grabes zu stehen«, sagte Peter. »Eine solche Fülle von Texten und Symbolen, die alle in dieselbe Richtung deuten, ist einmalig. Wenn wir nur ... was?!« Er brach abrupt ab, als Patrick ihn am Arm fasste. Der Franzose richtete das Licht auf sein Gesicht, so dass Peter sehen konnte, wie er den Finger an die Lippen legte, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Dort ist jemand!«, flüsterte er und deutete in die Richtung, aus der er Geräusche wahrnahm.
    »Was machen wir jetzt?«, gab Peter halblaut zurück.
    »Wir warten! Kommen Sie!« Patrick leuchtete in eine schmale Kammer, trat ein und stellte sich neben dem Durchgang an die Wand. Peter hastete hinterher. Dann schaltete der

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