Projekt Sakkara
müssen natürlich verhindern, dass die Projekte von Laien durchgeführt werden.«
»Wollen Sie damit sagen, dass ich nicht ausreichend qualifiziert bin? Dass ich als Laie gelte?« Nur mit Mühe konnte Brooks seinen Ärger im Zaum halten.
»So ist es, Mister Brooks.« Dr. Aziz blieb völlig gelassen.
»Das ist absurd! Ich habe alle meine Ausbildungsunterlagen aufgeführt und eine Aufstellung der Projekte, an denen ich bisher beteiligt war, sogar inklusive der Empfehlungen einiger hoch angesehener amerikanischer Archäologen.«
Dr. Aziz nickte und legte die Hand auf die Mappe vor ihm. »Ich habe alles hier. Aber das reicht nicht. Zum Beispiel haben Sie keinerlei Veröffentlichungen vorzuweisen. Von einem akademischen Grad ganz zu schweigen.«
»Was verlangen Sie denn noch? Dass ich erst eine gottverdammte Enzyklopädie herausbringe?«
»Es besteht kein Grund, ausfallend zu werden.«
»Meine Güte, es geht hier um ein Projekt, das mit fast fünf Millionen Dollar für die nächsten drei Jahre gefördert wird. Das kann Sie doch nicht kalt lassen! Schließlich sind es Ihre toten Könige, die wir aus dem Dreck buddeln wollen!«
Dr. Aziz schüttelte sanft den Kopf. »Mister Brooks, Sie verstehen nicht: Sie sind nicht der Einzige, der uns helfen möchte. Für jeden Laien wie Sie kann ich mir einen von drei richtigen Profis aussuchen. Franzosen, Spanier, Deutsche, Japaner. Alle warten auf ihre Chance. Und alle haben Geld. Mehr Geld, als Sie sich vorstellen können. Denken Sie nicht, dass Sie etwas Besonderes sind.«
Brooks atmete tief ein, biss die Zähne aufeinander und versuchte, sich zu beruhigen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Mann tatsächlich so arrogant war. »Gut«, sagte er dann, »versuchen wir es noch mal. Was kann ich tun, damit wir das Projekt doch noch durchbringen?« Er lehnte sich vor. »Oder anders ausgedrückt: Was kann ich für Sie tun?« Er hoffte, das richtige Maß an Betonung gefunden zu haben, um sein Angebot deutlich zu machen.
»Nichts, Mister Brooks. Gar nichts. Sie werden in meinem Land keine Schaufel anfassen, nicht einmal eine Zahnbürste, es sei denn in Ihrem Hotelzimmer. Und dorthin können Sie jetzt auch gleich zurückkehren.«
Brooks stand ruckartig auf und funkelte den Ägypter an. Dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und verließ den Raum, während ihm seine Assistentin folgte.
»Ich wünsche Ihnen einen guten Heimflug«, rief Dr. Aziz ihnen nach, als die Tür hinter ihnen zuschlug. Durch das Holz hört er Brooks auf dem Flur fluchen: »So ein Arschloch!«
Dr. Aziz zuckte mit den Schultern. Unglaublich, wie sich manche Menschen aufspielten. Und für so etwas verschwendete man seine Zeit. Er nahm die Unterlagen vom Tisch und verstaute sie in einer alphabetisch sortieren Schublade seines Aktenschranks. Dann setzte er sich wieder hin und nahm sich den noch unbearbeiteten Poststapel vor.
Ein Brief fiel ihm sofort ins Auge, denn auf der Vorderseite erkannte er ein Logo, das aus einem Ibis und einer Reihe von Hieroglyphen bestand: Thot Wehern Ankh Neb Seshtau. Er öffnete den Umschlag und entnahm ihm ein einzelnes Blatt. Die Anweisungen bestanden nur aus wenigen Zeilen und waren wie immer unmissverständlich. Schließlich legte er das Blatt vor sich auf den Tisch und betrachtete die Namen, die im Text unterstrichen waren: Professor Peter Lavell und Patrick Nevreux.
2. Oktober 2006, Cairo International Airport
Es war ein anstrengender Tag gewesen. Nicht, weil Ägypten am Ende der Welt lag, sondern weil Peter mittags von Hamburg aus einen Umweg über Paris geflogen war, um sich dort mit Patrick zu treffen. Gegen zehn Uhr abends waren sie schließlich in Kairo gelandet.
Patrick hatte dem Professor bereits am Wochenende telefonisch von seiner Analyse berichtet, und auch während des Flugs hatten sie sich darüber unterhalten. Es war kaum vorstellbar, dass das Artefakt tatsächlich so alt war, wie es die Untersuchung ergeben hatte. Die ersten Kulturen, die eine Schrift entwickelt hatten, waren rund dreitausend Jahre vor Christus entstanden, und in den Zeiten davor waren Menschen gerade erst von umherziehenden Hirtenvölkern zu sesshaften Ackerbauern geworden. Davor gab es keine kulturellen Zeugnisse außer einigen Megalithen und Höhlenmalereien. Keine bekannte Kultur war fünfzigtausend Jahren alt, und schon gar keine, die Metall verarbeitete. Das Artefakt, das ganz offensichtlich nicht natürlichen Ursprungs war, konnte nicht so alt sein. Und dennoch schien
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