Projekt Sakkara
es so zu sein, und egal, wie unwahrscheinlich es schien, war es im Augenblick die einzige logische Erklärung. Die Geschichte des alten Guardner warf ein Rätsel ungeahnten Ausmaßes auf, und sie fühlten sich an ihr Projekt in Frankreich erinnert. Auch dort hatten sie Zeugnisse einer Technologie gefunden, die sich nicht mit der geschichtlichen Lehrmeinung vertrug, und deswegen hatten sie sich letztlich entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen.
Für einen internationalen Flughafen war jener von Kairo erstaunlich unmodern. Keine luftigen Konstruktionen aus Glas und Stahl empfingen sie, sondern mit Maschinenpistolen bewaffnetes Wachpersonal und Räumlichkeiten mit größtenteils weiß gekacheltem Boden und niedrigen Decken. Sie holten ihre Koffer und reihten sich mit den Pässen und ausgefüllten Einreisezetteln in die Schlange der Wartenden vor dem Zollschalter ein.
Der Mann hinter der Glasscheibe sah kaum auf, als sie an der Reihe waren. Mit einer unwirschen Bewegung forderte er ihre Papiere ein und machte dabei den Eindruck, als würden ihn die Ausländer nur ständig von einer würdigeren Arbeit abhalten. Drei goldene Sterne auf den Schulterklappen seines Hemdes ließen vermuten, dass sich der Mann für fähiger hielt als seine Kollegen, die sich mit nur einem Stern begnügen mussten.
Plötzlich sah er hoch, dann wieder in den Pass und wieder hoch, verglich offenbar Peters Gesicht mit dessen Konterfei, griff anschließend nach einem Papier, das neben ihm lag und las etwas nach. Kurz darauf rief er etwas auf Arabisch durch die Halle, woraufhin zwei Wachleute herbeigeeilt kamen. Der Drei-Sterne-Beamte gab ihnen Anweisungen, und sie richteten ihre Waffen auf Peter. Unter den Wartenden in der Schlange breitete sich eine Mischung aus Neugier und Unruhe aus.
»Entschuldigung«, sagte Peter, bemüht, seine Gelassenheit zu wahren, »können Sie uns sagen, was das Problem ist?«
»Bleiben Sie dort stehen!«, befahl der Zollbeamte dem Engländer und zeigte dann auf Patrick. »Ihre Papiere auch!«
Widerwillig reichte Patrick dem Mann seine Unterlagen, der sie nur kurz betrachtete, sie ebenfalls mit seinem Schreiben verglich und dann den Wachleuten weitere Anweisungen gab. Patrick verdrehte nur die Augen und sagte: »Kommt schon, Jungs, wir haben keine Bomben dabei.«
Der Zöllner kam aus seiner Kabine und schloss sie ab.
»Kommen Sie mit!«, herrschte er Peter und Patrick an, die sich wohl oder übel fügten.
»Unsere Untersuchungen fangen ja wunderbar unauffällig an«, bemerkte Patrick, während man sie vor aller Augen mitsamt ihren Koffern durch Hallen und Gänge dirigierte. Sie wurden in eine Dienststelle der Sicherheitsbeamten geführt, wo man sie anwies, Platz zu nehmen. Die Wachleute blieben bei ihnen, während der Zollbeamte geschäftig nach nebenan verschwand.
»Es kann sich nur um eine Verwechslung handeln«, sagte Peter zu seinem Kollegen.
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, entgegnete Patrick. »In einigen Ländern ist man paranoid genug, Sie festzuhalten, weil Ihre Füße stinken oder weil Sie die falschen Bücher bei Amazon bestellt haben. Außerdem kann es auch sein, dass man uns erpressen will.«
»Wie bitte?«
»Auch nichts Neues. Willkür und Korruption. Gegen Zahlung einer Kaution von sagen wir mal zwanzigtausend Euro sind wir sofort wieder draußen.«
»Sie machen wohl Witze! Ägypten ist doch keine Bananenrepublik.«
»So was weiß man immer erst hinterher.« Er holte eine Zigarettenpackung hervor, wollte dem Professor schon eine anbieten, zuckte dann aber nur kurz mit den Schultern und hielt die Schachtel stattdessen seinen Bewachern entgegen. Einer der Männer grinste schief, wechselte die Maschinenpistole in die Linke und nahm sich eine Zigarette. Der zweite Mann fing an, laut auf seinen Kollegen einzureden und schlug ihm schließlich die Zigarette aus der Hand. Dann beschimpfte er Patrick mit grimmigen Blick auf Arabisch.
»Schon klar«, sagte der Franzose, »keine Bonbons von fremden Männern.« Dann deutete er mit der Schachtel auf sich selbst. »Darf ich denn selbst eine rauchen? Ist das okay, oder werdet ihr mich erschießen?« Der Mann nickte unfreundlich. »Na also, geht doch«, sagte Patrick, und lehnte sich schließlich rauchend zurück.
Auch nach einer halben Stunde war der Zollbeamte nicht wieder aufgetaucht. Die Wachleute hatten sich ihre Waffen über die Schultern gehängt und plauderten. Um Peter und Patrick schien man sich nicht weiter zu kümmern.
»Ich weiß
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