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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Stelle weiter.« Damit ging er Guardner hinterher, der das Gespräch schmunzelnd verfolgt hatte und nun an einer Tür auf der anderen Seite des Hofes wartete.
    »Ich sehe schon«, sagte der Alte, »dass Ihnen die Arbeit leicht fallen wird. Ich hoffe, das bleibt auch so, nachdem ich Ihnen morgen die eigentliche Sammlung gezeigt habe.«
    Sie betraten einen Gang, dessen Wände mit gerahmten Papyri und großformatigen Fotos ägyptischer Wandmalereien bedeckt waren. Er führte Sie in einen Salon mit Sitzecke und einer zwei Meter hohen Fächerpalme. Neben der Palme stand eine aus dunklem Stein gemeißelte Sitzstatue eines Pharaos.
    »Schwarzer Granit. Und sie könnte sogar echt sein«, sagte Patrick, nachdem er mit der Hand prüfend über die verwitterte Oberfläche gefahren war. »Oder gut gefälscht. Wer ist das?«
    »Amenophis IV.«, erklärte Peter. »Besser bekannt als Echnaton.«
    »Woher wissen Sie das schon wieder?«
    »Zunächst einmal ist es eindeutig der naturalistische Amarna-Stil. Außerdem ist Echnaton unverkennbar: Hohlwangig, spitzes Kinn, schmale Augen, eingefallene Brust, hängender Bauch. Er ist es. Und abgesehen davon«, dabei wies er auf eine Reihe mit Hieroglyphen am Fuß der Statue, »steht dort sein Name.«
     

     
    »Also Peter, erst Tempelritter, Rosenkreuzer, die Kabbala und hebräische Dämonen – und jetzt die ägyptischen Götter ... Sie machen mir Angst.«
    »Er war ein Pharao, kein Gott.«
    »Wie auch immer.«
    »Er war übrigens eine der schillerndsten historischen Gestalten, wussten Sie das? Man nannte ihn auch ... «
    »Peter! Heute nicht mehr. Können Sie es sich bis nach dem Frühstück aufsparen? Oh, apropos: Sagen Sie, Mister Guardner, wann und wo werden wir morgen frühstücken?«
    »Nur Geduld«, sagte Guardner, »dazu komme ich sofort. Wir sind da.« Er wies auf verschiedene Türen, die in den Salon führten. »Dort befinden sich Ihre Zimmer. Durch diese Tür dort drüben gelangt man in das zentrale Wohnzimmer des Hauses. Von ihm aus kommen Sie auf die Terrasse, und dort werden wir morgen unser Frühstück einnehmen. Ich würde vorschlagen um acht?«
    »Das klingt gut«, sagte Patrick, und Peter stimmte ihm zu.
    »Dann will ich Sie jetzt allein lassen. Machen Sie es sich bequem. Sollten Sie etwas vermissen, können Sie über die Klingelknöpfe neben den Betten jederzeit Samira rufen. Sie ist meine Haushälterin und wird sich um alles kümmern.«
    Peter nickte. »Vielen Dank.«
    »Also dann, gute Nacht, Gentlemen.«
    »Gute Nacht, Mister Guardner.«
    Guardner verschwand durch die Tür, auf die er zuletzt gezeigt hatte, und Peter und Patrick standen allein im ägyptischen Salon.
    »Nun, dann wollen wir mal«, sagte Peter und schritt auf die Gästezimmer zu. Links und rechts neben jeder Tür waren senkrechte Bänder mit Hieroglyphen auf den Stein gemalt. Peter betrachtete sie eine Weile.
    »Hier steht etwas von ›Haus und Ruhestätte des Horus‹, dann folgt ein Sermon mit seinen Titeln. Interessant.«
    »Und bei mir?«
    Peter sah sich die Zeichen an. »Das bedeutet ›Haus und Ruhestätte des Seth«, und dann folgen ebenfalls nur seine Titel.« Er zuckte mit den Schultern. »Es sind beides ägyptische Gottheiten. Wir können Mister Guardner ja morgen fragen, ob es eine tiefere Bewandtnis damit hat.« Er griff nach seiner Türklinke. »Ich nehme derweil das Horus-Zimmer.«
    »Nun gut«, sagte Patrick. »Und ich begnüge mich mit diesem hier.« Er öffnete die Tür, und reckte seinen Kopf vor dem Eintreten noch einmal zurück und grinste. »Schlafen Sie gut, Horus.«
    »Sie ebenfalls.«
     
    Oliver Guardner ging zur Bar im Wohnzimmer und schenkte sich aus einer bereitstehenden Karaffe ein Glas Rotwein ein. Er nahm es in die linke Hand, ergriff mit der Rechten wieder seinen Stock und trat auf die Terrasse. Dort ließ er sich neben einem kleinen Tisch in einen Rattanstuhl sinken und sah über den beleuchteten Pool in den Garten hinaus.
    Er dachte zurück an die Jahre seiner Suche. So viel Unglaubliches hatte er gesehen, so viel hatte sich geändert und war doch am Ende gleich geblieben. Und trotz allem, was er erfahren hatte, war ihm immer klar, dass er eigentlich gar nichts wusste.
    Er musste nicht lange warten, bis eine Gestalt aus den Schatten der Gärten heraustrat und auf die Terrasse kam. Es war Al Haris. Er sah aus, wie er ihn schon aus den Tagen seiner Jugend in Erinnerung hatte: im Anzug, weißhaarig, weißbärtig, sanft, unnahbar. Er hatte nie verstanden, warum der

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