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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Sicherlich haben Sie von der Studiengesellschaft für Geistesurgeschichte gehört, die vor einigen Jahren gegründet wurde. Von dieser Seite ließe sich Ihr Unternehmen möglicherweise finanzieren.« Goebbels zog einen Brief aus seinem Jackett und überreichte ihn Morgen. »Vielleicht sollten Sie sich inzwischen bemühen, diesen Termin wahrzunehmen.«
    Morgen öffnete den Umschlag. »Was ist das?«
    »Eine Einladung für den 20. April in Berlin.«
    »Der 50. Geburtstag des Führers!«
    »Es wird ein unvergessliches Ereignis, glauben Sie mir.«
     
    3. Oktober 2006, Guardner Residence, Kairo
     
    Patrick stand in einem hohen Gewölbe. An den Wänden ragten Regale empor, die sich in der Dunkelheit verloren. Buchrücken ragten ihm in braunschwarzen Schattierungen entgegen, Hunderte, Tausende. Stück für Stück, Reihe für Reihe enthielten sie das Wissen der Welt und schrieben eine Geschichte, die in eine tausendjährige Vergangenheit führte.
    Er schritt an den Regalen entlang, die sich scheinbar endlos vor ihm ausstreckten. Das Gewölbe schien kein Ende zu nehmen. Schließlich blieb er stehen und zog eines der Bücher heraus. Schriftzeichen aus unzähligen Sprachen starrten ihm entgegen, überschlugen sich beinahe auf den Seiten, flossen ineinander. Verzweifelt blätterte er durch den schweren Band. Er wusste, dass diese Seiten die Antwort auf alle seine Fragen beinhalteten, doch er konnte nichts verstehen. Immer hastiger blätterte er, während sich die Seiten lösten und um ihn herumflatterten. Hilfesuchend sah er sich nach Peter um, doch das Buch löste sich bereits in seinen Fingern auf, während er schon nach dem nächsten griff. Aber auch dieses löste sich auf, und das nächste ebenso. Bald stand er in einem Sturm aus Blättern. Einem Orkan gleich wehten die Seiten um ihn herum, bedrängten ihn, belagerten ihn. Dann setzten sich die ersten Blätter auf ihm fest. Sie klebten, und sosehr er sich auch anstrengte, sie abzureißen, es gelang ihm nicht. Immer mehr Blätter häuften sich auf ihm, bedeckten ihn, wickelten ihn ein, pressten seine Arme an den Körper, umschlangen seine Beine, fesselten ihn, bis nur noch sein Gesicht unbedeckt war und er keinen Muskel mehr rühren konnte. Bei lebendigem Leib zur Mumie verwandelt stand er in dem dunklen Gewölbe. Er wollte auf sich aufmerksam machen, rufen, schreien, doch sein Mund gehorchte ihm nicht mehr. Aus den Wänden kamen plötzlich Hunde auf ihn zu. Es waren Dobermänner, gespitzte Ohren und schmale Schnauzen zuckten durch das Halbdunkel, knurrend, schnappend. Eine der Bestien richtete sich auf zwei Beinen vor ihm auf und überragte ihn plötzlich um Kopfeslänge. Funkelnde Augen blitzten ihm entgegen, und aus dem mit Reißzähnen besetzten Maul schlug ihm der Gestank verwesenden Fleisches entgegen. Der monströse Hund streckte seine Vorderpfoten nach ihm aus und packte Patricks Mund mit eiserner Kraft. Er begann, ihm den Kiefer aufzubrechen, und Patrick hörte das Knirschen, als die Sehnen und Muskeln von seinem Unterkiefer zerrissen, spürte, wie sich Splitter des zertrümmerten Knochens in seine Zunge bohrten, und bemerkte erstaunt, dass einzelne Zähne wie Spielzeugwürfel aus ihm herauspurzelten.
    Aber er spürte keinen Schmerz.
    Stattdessen stand er einer Frau gegenüber. Sie trug ein weites Gewand und eine Federkrone. Sanft lächelnd hielt sie ihm ihre Hand auf seine Brust, wie um ihn zu beruhigen. Er ließ es geschehen, doch er wusste, dass sie etwas von ihm wollte, etwas von ihm erwartete.
    Mit einem Mal drang ihre Hand in seinen Brustkorb ein, ergriff sein Herz und zog es, noch pulsierend, heraus.
    Patrick war überrascht, dass er es nicht nur zuließ, sondern offenbar auch erwartet hatte. Noch immer war kein Schmerz zu spüren. Doch jetzt sah er etwas, das ihn erstarren ließ. Die Frau legte sein Herz in eine Waagschale. Und neben dieser Waagschale saß das abgrundtief Böse. Ein Monster von tödlicher Niedertracht. Reihen nadelspitzer, gebleckter Zähne funkelten ihn aus einem Rachen an, der in die Hölle des Verderbens, der ewigen Verdammnis führte. Diese Ausgeburt des Schreckens war eine Seelenfresserin, das Ende allen Seins und der Anfang niemals endender Qual.
    Doch die Frau schien keine Furcht vor der Seelenfresserin zu haben, sie griff zu ihrer Krone und entnahm ihr eine einzelne Feder. Damit würde sie Patricks Herz aufwiegen. Speichel troff der Seelenfresserin aus dem Maul und zog sich in silbernen Fäden bis zum Boden.
    Patricks Adern

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