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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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geführt.«
    »Ist es nicht eine Schande, wie wir unser Erbe verschütten und vergessen? Wie muss es sich für Sie anfühlen?«
    Der Weißbärtige schmunzelte. »Sie überraschen mich nach all den Jahren immer wieder. Diese Frage hat mir noch niemand gestellt.«
    »Nun?«
    »Man muss lernen loszulassen. Wenn Neues kommt, ist manchmal kein Platz mehr für das Alte. Einiges geht verloren und wird wiederentdeckt, anderes bleibt für immer vergessen, sosehr es einem am Herzen liegt. Das ist der Lauf der Dinge. Wem nützt etwas, das niemandem etwas bedeutet?«
    »Aber wenn man doch weiß, was etwas bedeuten oder bewirken könnte?«
    »Das ist nicht meine Entscheidung.«
    »Dann sind Sie Fatalist?«
    »Meine Aufgabe ist eine andere als die Ihre.«
    »Ja, ganz offenbar ... «
    »Grämen Sie sich nicht, Oliver. Es zeigt sich bereits, dass Sie Ihre Aufgabe in dieser Angelegenheit aufs Beste erfüllt haben. Über mich wird erst noch Gericht gehalten werden.«
    »Wer könnte über Sie richten?«
    »Das Ende.«
    »Das Ende ... Fürchten Sie das Ende?«
    »Sie scheinen mir heute Abend in einer besonderen Stimmung zu sein.«
    Guardner winkte ab. »Grillen eines alten Mannes. Ich hatte nicht erwartet, eine Antwort zu bekommen.«
    »Denken Sie bei allen Sorgen über die Zukunft auch an Thot?«
    »Ja, Thot wird aufziehen. Thot Wehem Ankh. Es wird sanft beginnen und ein Sturm werden. Wie könnte ich das vergessen. Aber es führt kein Weg daran vorbei.«
    »Nein, in der Tat. Es hat bereits begonnen. Und es ist mehr als nur Thot geweckt worden.«
    »Das habe ich vermutet. Aber es gibt nichts, das ich dagegen tun könnte. Und am Ende des Tages muss es auch sein. Sonst könnten wir uns niemals sicher sein, ist es nicht so?«
    »Das ist wohl wahr ... « Al Haris erhob sich und reichte Guardner zum Abschied die Hand. Der schwere, rotgoldene Ring leuchtete auf. »Ich verabschiede mich. Das Gespräch war sehr aufschlussreich, und es freut mich, Sie in so guter Verfassung und voll Zuversicht und Entschlossenheit vorgefunden zu haben.«
    »Ich bin sicher, dass es eine interessante Zeit werden wird.«
    »Und wir werden uns vor dem Ende wiedersehen, das verspreche ich Ihnen.«
    »Insha'Allah. Ich danke Ihnen für Ihren Besuch.«
    »Auf Wiedersehen, mein Freund.«
    Mit ruhigen Schritten entfernte sich der Weißbärtige von der Terrasse und war kurz drauf im Zwielicht der Gärten verschwunden.

Kapitel 4
     
    6. April 1939, Deutsche Gesandtschaft, Garden Town, Kairo
     
    Wolfgang Morgen wartete in einem Büroraum der Gesandtschaft. Die Gesellschaft war vor einigen Minuten eingetroffen, doch bis zum Abendessen war noch Zeit. Er saß in einem breiten, gepolsterten Stuhl. Neben ihm, auf dem Schreibtisch, ruhte eine silbern glänzende Schatulle. Ihretwegen wollte sich Goebbels mit ihm treffen.
    Schritte näherten sich, und dann öffnete sich die Tür. Die schmächtige Gestalt des Reichsministers erschien.
    Morgen stand auf und streckte seinen Arm zum Gruß.
    »Heil Hitler.«
    »Heil Hitler.« Goebbels trat heran. »Ich habe nicht viel Zeit, daher fasse ich mich kurz. Ihre Arbeiten sind beeindruckend, und ich darf Ihnen Grüße von unserem Führer überbringen.«
    »Vielen Dank.«
    »Sie haben um Unterstützung gebeten.«
    »Das ist richtig.«
    »Es geht um eine Expedition, die Sie unternehmen möchten.« Goebbels wies auf die Kassette. »Ist dies das fragliche Objekt?«
    »Das ist es, Herr Reichsminister.« Morgen beeilte sich, den Behälter zu öffnen. Dann trat er beiseite und ließ den Mann hineinsehen. »Der Papyrus ist mehrere Jahrtausende alt, ich bitte Sie, ihn nicht zu berühren.«
    Goebbels schwieg und betrachtete das brüchige Schriftstück eingehend. »Es sieht unscheinbar aus«, sagte er schließlich. »Sind Sie sicher, dass es Sie zu dem Schatz führen wird?«
    »Es besteht kein Zweifel. Es ist ein einzigartiges Zeugnis, beachten Sie die Darstellung der Strahlen und des Allsehenden Auges, wie es in der späteren Tradition ... «
    »Ersparen Sie mir Details. Was genau benötigen Sie?«
    »Ein paar Mitarbeiter, Ausgräber, etwas in dieser Art. Und eine Sondergenehmigung für die italienischen Behörden.«
    »Geld?«
    »Ehrlich gesagt auch, ja. Ein paar tausend Reichsmark vielleicht.«
    »Und das Unternehmen ist diese Anstrengung wert?«
    »Ja, Herr Reichsminister. Mehr als das.«
    »Gut.« Er machte eine Handbewegung. »Schließen Sie das wieder zu. Unser Führer hält große Stücke auf Sie, daher werde ich sehen, was ich für Sie tun kann.

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