Projekt Sakkara
Lassen Sie uns gehen.«
Sie betraten einen Salon, der mit Teppichen und dunklen Möbeln ausgestattet war. Die Fensterfront des Saals öffnete sich zu einer großzügigen Terrasse mit einem hellblau glitzernden Pool. Als sie aus den klimatisierten Räumen ins Freie traten, hüllte sie Wärme ein. Neben dem Pool befand sich ein übergroßer Sonnenschirm aus weißem Tuch, und darunter saß Oliver Guardner an einem reichlich gedeckten Tisch.
»Guten Morgen, Gentlemen«, sagte der Alte.
»Guten Morgen, Mister Guardner«, erwiderte Peter. »Entschuldigen Sie unsere Verspätung.«
»Oh, das macht nichts. In Ägypten gehen die Uhren anders, das werden Sie noch feststellen. Ich habe allerdings derweil mit dem Tee begonnen. Bitte, setzen Sie sich, und greifen Sie ungezwungen zu. Hier sind Tee und Kaffee, Brot, Marmelade, Eier, alles, was Sie benötigen. Falls Ihnen etwas fehlt, sagen Sie Bescheid.«
»Großartig, danke.«
»Es ist Ramadan, der muslimische Fastenmonat. Wenn Sie sich heute in Kairo umsehen möchten, sollten Sie jetzt ausführlich essen, denn vor Sonnenuntergang wird es schwer, etwas zu bekommen.«
»Die fasten den ganzen September?«, fragte Patrick, während er sich Kaffee einschenkte.
»Um genau zu sein, ist es dieses Jahr von Ende September bis Ende Oktober«, korrigierte Guardner. »Aha ... «
»Der Ramadan richtet sich nach dem muslimischen Mondkalender«, erklärte nun Peter. »Ein Mondjahr hat zwölf Monate mit dreißig oder neunundzwanzig Tagen. Dadurch ist es zehn oder elf Tage kürzer als unsere Zeitrechnung, und der Monat Ramadan verschiebt sich jedes Jahr um dieses Stück nach vorne.«
»Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang darf nichts verzehrt werden«, sagte Guardner. »Ausnahmen gibt es lediglich für Schwangere oder Kinder. Die liberalen Muslime sehen es weniger streng und beschränken sich auf Wasser und Datteln.«
»Weniger streng? Einen Monat Wasser und Datteln?« Patrick bestrich sich eine Weißbrotscheibe mit Marmelade. »Unvorstellbar.«
»Einige Strenggläubige schlucken während dieser Zeit nicht einmal ihre Spucke«, erklärte Guardner und beobachtete amüsiert Patricks Reaktion. »Aber das Fastenbrechen ab Sonnenuntergang wird Sie entschädig en, das verspreche ich Ihnen.«
»Was denn? Wird dann jeden Abend gefeiert?«
»Das könnte man so sagen, ja.«
»Das klingt jetzt wieder sympathisch.«
»Vermutlich möchten Sie aber zunächst lieber hierbleiben? Nach dem Frühstück werde ich Ihnen die Sammlung meines Vaters zeigen.«
»Also, ich würde gerne als Erstes wissen, was da gestern am Flughafen los war«, sagte Patrick.
»Ja, sehr unerfreulich«, stimmte Guardner zu. »Aber machen Sie sich deswegen keine weiteren Gedanken. So etwas passiert hier. Behörden, Sie wissen schon.«
Patrick schwieg, war aber nicht überzeugt.
»Habe ich Ihnen schon gesagt, wie sehr ich mich freue, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind? Ich darf daraus schließen, dass Sie das Artefakt, das ich Ihnen überließ, untersucht haben?«
»Ja, habe ich«, sagte Patrick. »Es scheint wirklich sehr alt zu sein. Verdammt alt sogar, wenn man der Massenspektrometeranalyse glauben darf. Noch dazu stammt es aus einer Tropfsteinhöhle. Sind Sie sicher, dass Ihr Vater es aus Ägypten hat?«
»Oh, ganz sicher. Meinem Vater stand damals natürlich kein Massenspektrometer zur Verfügung. Dennoch war er sich des unnatürlichen Alters des Stücks sehr sicher und betonte immer, dass dessen Herkunft irgendwo aus der Wüste südlich von Kairo sogar ein Beweis für sein Alter sei. Was auch immer er damit meinte.«
»Das Metallobjekt war von einem Tropfstein umschlossen«, erklärte Patrick. »Da es in den letzten Jahrtausenden wohl kaum nennenswerte Niederschläge in Ägypten gab, meinte er wohl, dass sich der Tropfstein also in viel früherer Zeit gebildet haben muss.«
»So muss es wohl sein.«
»Sind denn Tropfsteinhöhlen in irgendeiner Form in Ägypten bekannt?«, fragte Peter.
»Nein, nicht dass ich wüsste. Obgleich: Es gibt eine Höhle nahe der Farafra-Oase, weit draußen in der westlichen Wüste. Dort gibt es Tropfsteine, die allerdings, soweit ich gehört habe, mehrere hunderttausend Jahre alt sein sollen. Zudem gibt es dort nur steinzeitliche Felsbilder, aber sicher keine metallene Objekte.«
Peter nickte. Das klang nach einer falschen Fährte. Aber vielleicht würde Howard Goddard etwas mehr über die geologische Beschaffenheit des Landes wissen. Er wechselte das Thema. »Sagen Sie,
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