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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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wurden beide eingeladen, eine Höhle zu untersuchen. Ich weiß, wir sind ziemlich unterschiedlich, aber irgendwie haben wir uns ganz gut verstanden.«
    »Und jetzt habt ihr ein neues Projekt hier in Kairo?«
    »Ja, so in etwa. Aber lass uns doch lieber von dir reden, hm?«
    »Wenn du meinst.« Sie lächelte und breitete die Arme aus. »Was möchtest du wissen?«
    Patrick zog an seiner Zigarette und betrachtete sie einen Moment schweigsam. Dann entschied er, es geschickt angehen zu lassen.
    »Was trägst du da für einen Anhänger?«, fragte er und zeigte mit seiner Zigarette auf ihre Kette.
    Sie hob den Anhänger an und beugte sich über den Tisch, um das Stück besser zu zeigen. Patrick musterte es nur oberflächlich, denn viel wichtiger war ihm, dass ihr Gesicht jetzt ganz nah an seinem war. Es lag etwas Zärtliches in ihrer Bewegung, und als er sich ebenfalls vorbeugte, roch er einen leichten Hauch, ganz schwach süßlich und würzig zugleich, wie eine Mischung aus Harz und Vanille. Er konnte die Wärme spüren, die ihre Haut ausstrahlte, sah winzige Sommersprossen auf ihrer Nase und feuchte Linien auf ihren Lippen, und er wusste, dass der Moment für sie ebenso intim wirkte wie für ihn. Aber so, wie man etwas betonte, indem man es unausgesprochen ließ, so unterstrich er den Augenblick, indem er eine Berührung nicht zustande kommen ließ, sondern den Kopf leicht senkte und seine Hand nach dem Anhänger ausstreckte. Als er ihn in den Fingern hielt, stockte sein Atem zum zweiten Mal.
    An Melissas Kette hing ein silbernes Schmuckstück. Es war mandelförmig und wirkte wie ein senkrecht stehendes Auge. In die polierte Oberfläche war eine feine Zeichnung graviert. Im unteren Teil waren ein Kelch zu erkennen sowie eine Rosenblüte, die ihrerseits ein Herz und ein Templerkreuz enthielt. In der Mitte des Anhängers war ein Vogel zu sehen, der von oben nach unten auf den Kelch zuflog. Im oberen Teil der Zeichnung befand sich ein Dreieck, das nach allen Seiten hin Strahlen aussandte. Und in dem Dreieck war deutlich das Auge des Horus zu erkennen – ganz so, wie es Peter in Guardners Papyrus gefunden hatte.
    »Was ist das?«, fragte Patrick verblüfft. »Wo hast du es her?«
    »Das ist das Zeichen meiner Gemeinde.«
    »Du bist religiös?«
    »Könnte man sagen, ja. Du nicht?«
    »Nein.«
    »Kein Stück?«
    »Wirklich nicht. Diese ganzen Konzepte von höheren Wesen, die die Welt geschaffen haben, die man anbeten soll und die über einen richten – damit kann ich nichts anfangen.«
    »Aber nicht alle Religionen sind so«, erklärte Melissa. »Wir glauben beispielsweise daran, dass alle Kraft im Menschen liegt. Dass wir alle von Grund auf gut sind, wenn wir nur erkennen, was wir wirklich wollen, und wenn wir lernen, unseren wahren Willen und unsere Liebe zu verwirklichen.«
    »Klingt ganz vernünftig. Wie ist das mit ›Liebe verwirklichen genau gemeint?« Patrick grinste.
    »So ähnlich, wie du es dir vorstellst«, gab sie lächelnd zurück.
    »Aha? Von dieser Religion musst du mir unbedingt mehr ... o nein!« Patrick sah an Melissa vorbei, wo er beobachtete, wie Jason durch die Cafeteria ging. Im selben Augenblick hatte der Amerikaner ihn ebenfalls entdeckt und wandte sich ihnen zu.
    »Was ist denn?«, fragte Melissa.
    »Er schon wieder«, raunte Patrick. »Hat mich vorhin dauernd vollgequatscht.«
    »Was für eine Überraschung!«, rief Jason aus, als er neben ihrem Tisch stand. Dann reichte er Melissa die Hand. »Jason Miles. Ich wollte mich noch mal für die tolle Führung bedanken. Ich hätte da aber noch ein paar Fragen. Ich hoffe, ich störe nicht?«
    »Nein, es ist schon recht«, gab Melissa zurück. »Setzen Sie sich doch.«
    Während Patrick die Augen verdrehte, nahm Jason Platz und stellte seinen Kaffee ab. »Mir ist aufgefallen«, sagte der Amerikaner dann, »dass Sie uns nur nach dem Lehrbuch informiert haben, aber die neueren Theorien haben Sie gar nicht erwähnt.«
    »Was wäre denn das zum Beispiel?«
    »Das fing schon mit Cheops an. Sie wissen sicherlich, dass man sich inzwischen gar nicht mehr so sicher ist, dass er die Große Pyramide gebaut hat.«
    »Ich muss Sie enttäuschen, Mister Miles, aber das hier ist ein Museum und keine Kuriositätenausstellung. Ich kann nur wiedergeben, was erforscht und belegt ist. Spekulationen gehören nicht zur Führung.«
    »Aber warum sollte man den Leuten das nicht erzählen? Alle ägyptischen Gräber sind von oben bis unten bemalt und beschriftet, und ausgerechnet in

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