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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Teil auf dem Fußboden auf. An einer Seite jedoch war der Boden durchbrochen, und das Gestänge führte in ein darunterliegendes Stockwerk, ganz offenbar, um der Konstruktion mehr Halt zu geben, und die Last besser zu verteilen. Da es unten keine Fenster zu geben schien, war es zu dunkel, um Einzelheiten zu erkennen. Peter runzelte die Stirn. Es war eine feuchte, einsturzgefährdete Krypta, aus der einige Stahlrohre aufragten.
    »Wollen Sie da etwa runterklettern?«
    »Sicher, warum denn nicht? Sie wollten doch nach unten.«
    »Eine Treppe, Patrick. Wir suchen eine Treppe.«
    »Nein, Sie suchen eine Treppe. Aber ich habe ein Gerüst gefunden. Los, kommen Sie schon!« Mit diesen Worten begann Patrick, an einer Stange des Gerüsts nach unten zu klettern. Dabei nutzte er die kleinen Vorsprünge, die zur Befestigung von Querverbindungen gedacht waren, und war in wenigen Augenblicken in dem Loch verschwunden.
    Peter sah ihm nach. Einmal mehr offenbarte sich, dass sie beide sehr unterschiedlich waren. Vor zwanzig Jahren wäre Peter vielleicht auch auf Baugerüsten herumgeturnt und hätte sich in dunkle Löcher abgeseilt, aber – nein, vor zwanzig Jahren hätte er es auch nicht gemacht. Musste man also so alt werden, um sich beim Klettern den Hals zu brechen?
    »Wo bleiben Sie denn?«, tönte es von unten, und Peter sah dort den Schein der Taschenlampe umherzucken. Es war sicherlich nicht der einzige Weg, um irgendwo in diesem Palast in den Keller zu kommen. Es wäre an jeder anderen Stelle einfacher – und vor allen Dingen ungefährlicher – als ausgerechnet hier!
    »Peter! Das müssen Sie sich ansehen!«
    »Was ist denn da?«, flüsterte er.
    »Wie? Was sagen Sie?«
    »Was ist denn da?«, rief er noch einmal nach unten, dieses Mal deutlich lauter.
    »Nicht so laut! Sonst erwischt man uns noch! Peter, kommen Sie runter. Da sind ein paar Zeichnungen an der Wand, die Sie sehen müssen.«
    Unsicher blickte sich Peter um, hielt nach einer anderen Lösung Ausschau, aber offenbar führte kein Weg daran vorbei. Er musste jetzt da hinabsteigen. Zögerlich griff er nach der Stange, die Patrick benutzt hatte, und suchte einen Halt für seine Füße.
    »Na los, es ist nicht tief!«, rief Patrick. »Nur drei oder vier Meter.«
    Drei oder vier Meter! Das reichte eindeutig, um sich das Genick zu brechen. Peter klammerte sich an das Gerüst. Seine Füße standen noch auf einer Querstange, aber nun musste er absteigen. Er ging zitternd in die Hocke und angelte mit der Spitze seines Schuhs nach einem kleinen Vorsprung, den er vorhin noch gesehen hatte. Er durfte auf keinen Fall abrutschen!
    »Und passen Sie auf, dass Sie nicht abrutschen!«, rief Patrick belustigt. Peter nahm sich vor, ihm dafür einen Tritt zu verpassen.
    Nach scheinbar endlosen Minuten und mit wackeligen Knien kam Peter schließlich unten an. Er sah nach oben. Tatsächlich war es überhaupt nicht hoch gewesen. Dennoch war er außer Atem.
    »Sportliche Leistung, Professor«, sagte Patrick und klopfte dem Engländer auf Schulter. »Ich hatte schwören können, dass Sie sich nicht trauen würden.« Peter wollte etwas erwidern, aber Patrick fuhr fort: »Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen die Zeichnung!«
    Peter sah sich im Schein der Taschenlampe um. Neben modernen Ziegeln und grau zementierten Flächen war vielerorts der verwitterte Kalkstein zu sehen, aus dem das Gebäude ursprünglich errichtet worden war. Die Decke war halbrund und wurde von gewölbten Pfeilern getragen, was dem Raum den Anschein eines primitiven Kreuzgewölbes verlieh. Die Luft war feucht und roch moderig, und aus dem Boden quollen nassglänzende, schwarze Moosklumpen hervor. Patrick beleuchtete eine Wand. Jemand hatte etwas in den Stein geritzt.
    »Sie haben recht«, sagte Peter, indem er näher an die Wand trat, um die Zeichnung besser erkennen zu können. »Das ist wirklich interessant!«
     

     
    »Können Sie das lesen?«
    »Nicht auf Anhieb. Das Linke ist jedenfalls eine Horus-Kartusche, eine Art, wie man einen königlichen Titel schrieb. Ich müsste es mir aber abzeichnen und nachschlagen. In jedem Fall war hier jemand, der sich mit Hieroglyphen auskannte. Vielleicht hat derjenige ja die Stele gesehen.«
    »Dann stehen die Chancen aber schlecht, dass wir sie noch finden«, meinte Patrick.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sehen Sie sich den Stein genauer an. Er ist uralt und verwittert, sicherlich mehrere hundert Jahre alt. Aber die Ritzzeichnung ist fein und verhältnismäßig frisch. Nicht gerade

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