Projekt Wintermond
folgen. Ich benutze diese Dinger manchmal auch, wenn ich in schwierigen Fällen ermittle.«
Jennifer reichte McCaul das Gerät zurück. Er schaltete es ein, worauf der kleine Monitor grün aufleuchtete, und tippte etwas ein. »Das Signal der Zielperson liegt außerhalb der Reichweite. Der Peilsender muss sich im Wagen befinden. Sie können uns nicht mehr orten. Uns haben sie offenbar nicht verwanzt. Also können wir uns wenigstens heute Nacht entspannen.«
»Geht das? Kann man einen Menschen verwanzen?«
»Das ist kein Problem. Man kann eine Wanze in die Kleidung einnähen oder einen Minisender in Ihrer Tasche verstecken. Sie würden es gar nicht bemerken. Er könnte wie eine Münze oder ein Kugelschreiber oder eine Kreditkarte aussehen. Sie sollten sicherheitshalber Ihre Tasche und Ihre Kleidung untersuchen. Ich habe meine Sachen schon unter die Lupe genommen.«
Jennifer tastete den Pullover, die Jeans und ihre Jacke ab. McCaul half ihr bei der Überprüfung ihrer Umhängetasche. »Alles sauber«, sagte er anschließend.
»Woher wussten diese Kerle, dass wir den Zug genommen haben?«
»Das lag auf der Hand. Sie haben den Geländewagen gefunden und vermutet, dass wir aus der Stadt geflohen sind. Vermutlich haben sie sich am Bahnhof umgehört.«
McCaul schaltete das Handy ein und drückte auf ein paar Tasten. »Pech gehabt. Das Handy ist gesperrt. Wir brauchen das Passwort.«
»Können Sie es knacken?«
»Keine Chance. Schade. Wir hätten herausfinden können, mit wem die Typen in Verbindung stehen und wer die Drahtzieher sind.«
»Gibt es keine Möglichkeit, das Passwort zu knacken?«
»Klar, wenn man Ahnung hat und über die richtigen Programme verfügt. Ich kenne einen Burschen aus der Bronx, der das für fünfzig Dollar machen würde, aber New York ist weit.«
McCaul trank einen Schluck Scotch, steckte die Sachen wieder in die Brieftasche und verstaute sie mitsamt Handy und Ortungsgerät in seiner Tasche. »Sie sollten sich ein wenig hinlegen. Hier sind Sie sicher. Verlassen Sie auf gar keinen Fall das Zimmer, es sei denn, Sie brauchen mich. Zimmer 309. Ich wecke Sie um sieben Uhr, okay? Nach dem Frühstück kleiden wir uns neu ein und mieten einen Wagen.«
Als McCaul sich anschickte, das Zimmer zu verlassen, warf Jennifer ihm einen ängstlichen Blick zu. Sie wollte seine Gesellschaft. Dabei ging es ihr nicht um Sex, sondern lediglich darum, nicht allein zu sein.
McCaul, der ihre Angst spürte, ging zu ihr und strich ihr sanft übers Gesicht. »Hier sind Sie sicher, Jennifer. Heute Nacht wird uns niemand finden. Versuchen Sie zu schlafen. Morgen früh erkundigen wir uns nach dem Namen Vogel, und wenn wir jedes Haus in Brig abklappern müssen.«
Fünf Minuten später stand Jennifer allein am Fenster, schaute auf die beleuchtete Stadt und dachte angestrengt nach. Ihr innerer Aufruhr war viel stärker als die körperliche Erschöpfung.
Nach ein paar Minuten ging ihr ein Gedanke durch den Kopf.
Trotz ihrer Angst und McCauls Ermahnung, im Zimmer zu bleiben, nahm sie ihre Schlüsselkarte vom Nachtschrank und verließ leise das Hotelzimmer. Es würde nicht lange dauern.
48
»Wie sieht Ihr Plan aus, Kelso? Haben Sie überhaupt einen?«
»Wir legen uns ein paar Stunden aufs Ohr. Anschließend überprüfen wir jedes Hotel in der Stadt, wenn es sein muss.« Kelso hatte auf dem Marktplatz von Brig gehalten und zog die Handbremse an. Die dunklen Straßen waren menschenleer.
»Warum fangen wir nicht sofort damit an?«
»Denken Sie mal nach, Ryan. Es ist ein Uhr dreißig. Wenn wir jetzt durch die Stadt streifen und die Hotelportiers mitten in der Nacht ausfragen, könnte einer misstrauisch werden und die Polizei verständigen. Wir suchen uns ein Plätzchen, wo wir ein paar Stunden schlafen können. McCaul und Jennifer können im Augenblick auch nichts anderes tun, falls ihnen die Verfolger nicht unmittelbar auf den Fersen sind.«
»Wie sollen wir sie denn finden? Sie können überall sein. In irgendeiner billigen Absteige am Stadtrand oder sogar in einem Park.«
»Darüber sprechen wir später.« Kelso ließ die Scheinwerfer kurz aufblitzen, als der Volkswagen neben ihnen hielt. Grimes stieg aus. »Sir?«
»Suchen Sie ein Hotel, wo wir ein paar Stunden schlafen können, wir alle. Bevor wir uns aufs Ohr hauen, sage ich Ihnen, wie wir weiter vorgehen.«
Das Hotel lag in einer Nebenstraße in der Nähe des Bahnhofs von Brig. Das Altdorf war eine schäbige Absteige unmittelbar neben einer Bar. Abgemagerte
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