Projekt Wintermond
Faustschlag gefasst. »Ich habe nicht gelogen. Mir ist vollkommen schleierhaft, was Sie meinen. Beantworten Sie meine Frage.«
»Wie wär’s, wenn Sie mir als Zeichen Ihres Vertrauens die Handschellen abnehmen würden?«
Kelso nickte Grimes zu. »Nehmen Sie ihm die Dinger ab.«
Mark rieb sich die Handgelenke, nachdem Grimes ihn von den Fesseln befreit hatte. »Ein Freund von mir hat Erkundigungen über diesen McCaul für mich eingezogen.«
»Warum?«
»Weil ich Ihnen nicht vertraue und Sie mir Informationen vorenthalten.«
»Ging es bei dem Telefonat in Brig auch um McCaul?«
Mark nickte. »Mein Freund hat McCauls Haus auf Long Island aufgesucht und etwas Seltsames herausgefunden.«
Kelso hob die Augenbrauen. »Und was?«
»Sie haben gesagt, McCaul wäre am Montag in die Schweiz geflogen. McCauls Nachbar aber schwört, er wäre am Sonntag von zwei Männern in einem schwarzen Buick abgeholt worden.«
Kelso wurde blass. Er zog McCauls Foto aus der Tasche und schaltete die Innenbeleuchtung des Wagens ein. »Sehen Sie sich das Foto nochmal an«, forderte er Mark auf.
»Ist das der Mann, den Sie gesehen haben?«
Mark blickte auf das Bild. »Das ist eine miese Aufnahme. Außerdem konnte ich nur einen flüchtigen Blick auf ihn werfen. Aber er könnte es sein. Gestalt, Frisur und Haarfarbe stimmen.«
Kelso schüttelte beunruhigt den Kopf. »Das heißt doch nichts, Ryan. Ein neuer Haarschnitt und eine billige Tönung!«
»Ich habe ihn nur kurz gesehen .«
»Je mehr ich über Jennifers seltsamen Unfall in den Alpen nachdenke, desto größer werden meine Zweifel. Ich frage mich, ob dieser McCaul wirklich rein zufällig in Jennifers Wagen gerast ist. Die Sache könnte auch inszeniert gewesen sein. Vielleicht ist dieser McCaul gar nicht der Mann, für den er sich ausgibt. Jetzt wird mir langsam einiges klar.«
Mark presste die Lippen aufeinander. »Sie haben doch Erkundigungen über ihn eingeholt.«
»Stimmt. Über McCaul. Aber bevor er nicht leibhaftig vor uns steht, können wir nicht hundertprozentig sicher sein.«
»Wer könnte der Kerl sein, wenn er nicht McCaul ist?«
73
»Ich arbeite für die CIA.«
Jennifer starrte Nick Staves ungläubig an. »Was?«
»Für den Geheimdienst in Langley, Virginia .«
»Ich kenne die CIA. Was ist mit dem richtigen Frank McCaul?«
»Er ist an einem sicheren Ort. Ich habe mir kurzfristig seine Identität geliehen. Sie glauben mir doch, Jennifer?«
»Ich… ich weiß nicht. Wer will mich töten?«
»Ein Mann namens Jack Kelso. Er hat Sie mehrmals besucht und sich als Freund Ihres Vaters ausgegeben. Das war eine Lüge.«
Jennifer war wie vor den Kopf geschlagen. »Mein Gott.«
»Zuerst erkläre ich Ihnen, was das >Projekt Wintermond< bedeutet. Kelso arbeitet für die CIA. Vor zwei Jahren führte er unter diesem Codenamen eine verdeckte CIA-Operation durch. Ziel der Ermittlungen war die Prime International.«
»Warum?«
»Das Unternehmen gehörte einer Scheinfirma auf den Caymans, die wiederum einem russischen Mafia-Klan gehörte, den Moskajas. Sie investierten das Vermögen illegaler Offshore-Konten in den USA – deshalb wurde die CIA in den Fall verwickelt. Die Operation Wintermond hatte das Ziel, ihnen ein für alle Mal das Handwerk zu legen.«
»Die Prime International gehörte der Russenmafia?«
Staves nickte. »Die Firma diente dazu, Schwarzgeld zu waschen. Ihr Vater wusste nicht, dass das Unternehmen in kriminelle Machenschaften verwickelt war, bis Kelso erschien und ihn aufklärte. Er überredete ihn, der CIA zu helfen, handfeste Beweise zu sammeln, damit die CIA die Inhaber der Prime International hinter Gitter bringen konnte.«
»Aber . warum hätte mein Vater zustimmen sollen?«
»Kelso kannte ein Geheimnis Ihres Vaters… das Geheimnis von Joseph Delgado.«
In den nächsten Minuten klärte Staves Jennifer über die Vergangenheit und die Vorstrafen ihres Vaters auf.
»Als Gegenleistung ließ Kelso das Vorstrafenregister und die Gerichtsprotokolle vernichten. Nichts wies mehr auf die Existenz Joseph Delgados hin. Deshalb brachte dieser Name die Cops damals nicht weiter.«
Jennifer war völlig durcheinander. »Was hat mein Vater in der Schweiz gemacht?«
»Er hatte den Auftrag, zehn Millionen von den Konten der Prime International abzuheben und das Geld einem Gangster namens Karl Lazar vom Moskaja-Klan zu übergeben. Das war eine Falle. Kelso hatte ein gewaltiges Täuschungsmanöver inszeniert.«
»Das müssen Sie mir erklären.«
»Kelso und
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