Projekt Wintermond
einige seiner korrupten CIA-Freunde hauen mit Karl Lazar einen Deal ausgehandelt. Sie wollten sich die zehn Millionen unter den Nagel reißen und Ihrem Vater den Diebstahl des Geldes in die Schuhe schieben.«
»Warum?«
»Die Beteiligten hofften, auf diese Weise an das große Geld zu kommen. Karl Lazar sollte Ihren Vater mit Waffengewalt zwingen, das Wasenhorn zu überqueren. Dort wollte er ihn und die Brüder Vogel umbringen und die Leichen in eine Gletscherspalte werfen. Das Geld sollte später mit Kelso und seinen Komplizen geteilt werden. Doch ein Schneesturm durchkreuzte ihren Plan. Den Rest der Geschichte kennen Sie.«
»Warum haben Sie mir das nicht schon eher gesagt? Warum erst jetzt?«
»Ich musste mich den Anweisungen meiner Vorgesetzten beugen. Wir hielten es für besser, Ihnen die Details vorzuenthalten, bis wir die Diskette gefunden und Kelso überführt haben. Die CIA hat seine Operation abgesegnet. Wir hatten ihn allerdings schon lange in Verdacht, zur anderen Seite übergelaufen zu sein. Seine Agenten haben wir sicherheitshalber nicht eingeweiht. Ehrlich gesagt, haben wir die volle Wahrheit erst in den letzten Tagen erfahren.«
»Wir?«
»Der Mann, der uns am Flughafen zur Flucht verholfen hat, gehört zu meinem Team. Meine Leute halten sich im Hintergrund, bis ich sie rufe.«
Jennifer schossen tausend Fragen durch den Kopf.
»Wer hat meine Mutter getötet?«
»Kelso. Das Attentat auf Ihre Familie und das spurlose Verschwinden Ihres Vaters gehörten zu seiner Strategie. Alle Indizien sollten auf die alleinige Schuld Ihres Vaters hinweisen.«
»Was ist aus meinem Vater geworden?«
»Er muss in dem Schneesturm ums Leben gekommen sein. Vermutlich liegt sein Leichnam irgendwo in den Bergen.«
»Einer von ihnen hat den Schneesturm überlebt. Der Mann in dem Kloster .«
»Das wissen wir nicht genau. Der Mann, der im Kloster Schutz gesucht hat, könnte auch ein anderer gewesen sein.«
»Es war mein Vater. Er muss es gewesen sein.«
»Quälen Sie sich nicht, Jennifer. Er kann den Schneesturm unmöglich überlebt haben.«
Jennifer wurde von Trauer schier überwältigt. Die Straße verschwamm vor ihren Augen. Sie fuhr rechts ran und ließ den Kopf schluchzend aufs Lenkrad sinken. Staves legte eine Hand auf ihre Schulter. »Es tut mir Leid. Ich kann mir vorstellen, wie Ihnen zu Mute ist.«
»Nein, das können Sie nicht. Sie haben ja keine Ahnung…«
»Sie glauben mir doch, oder?«
Jennifer rieb sich die Augen. »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.«
»Das ist verständlich. Es ist alles zu viel für Sie.« Staves griff in die Tasche, zog seinen Dienstausweis hervor und gab ihn Jennifer. Das Dokument sah echt aus. Sie schaute auf das blaugoldene Logo der CIA auf einer Seite und das Foto auf der anderen. Es zeigte den Mann, der neben ihr saß, und sein Name war Nicolas Staves.
»Sie müssen mir glauben. Kelso hat Ihnen genug Lügen aufgetischt.«
Jennifer reichte ihm mit bebender Hand den Ausweis zurück. »Ich würde Ihnen gern glauben.«
»Es ist wohl besser, wenn ich mich wieder ans Steuer setze? Und dann erkläre ich Ihnen, warum Kelso Ihren Freund Mark Ryan in die Sache hineingezogen hat.«
74
Der Wagen fuhr nach Manhattan. Laut prasselte der Regen aufs Dach.
»Wen haben Sie angerufen, Ryan?«, fragte Kelso.
»Das spielt keine Rolle. Mich interessiert, wo Jennifer ist. Sie ist mit einem Kerl unterwegs, der sie möglicherweise töten will.«
»Ich will wissen, mit wem Sie telefoniert haben, verdammt!«, beharrte Kelso.
»Ich sag Ihnen den Namen, wenn alles vorbei ist. Ihre Operation jedenfalls hab ich mit keinem Sterbenswörtchen erwähnt.«
»Wenn ich Ihnen vertrauen soll, müssen Sie mir die Wahrheit sagen, Ryan. Haben Sie anderweitige Erkundigungen eingezogen?«
»Nein.«
»Sicher?«
»Ganz sicher. Haben Sie eine Idee, wo wir Jennifer finden können?«
»Darüber sprechen wir gleich.«
»Eine Frage hätte ich noch.«
»Und die wäre?«
»Sie haben mir nie erklärt, wie die Moskajas von der Existenz der Diskette erfahren haben.«
»Stimmt, hab ich nicht«, erwiderte Kelso mit gequältem Lächeln. »Halten Sie an«, befahl er Fellows.
Der CIA-Agent fuhr an den Bordstein. Kelso zog eine Pistole aus der Tasche, schraubte einen Schalldämpfer auf den Lauf und richtete die Waffe auf Mark. »Ich hoffe, Sie sagen mir die Wahrheit.«
Mark wurde blass. »Was hat das zu bedeuten?«
Grimes riss die Augen auf. »Das könnte ich Sie auch fragen, Sir«, sagte er zu
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