Projekt Wintermond
Kelso.
»Leider nimmt die Sache nun eine unerfreuliche Wendung.«
Mark beobachtete fassungslos, wie Kelso die Glock hob und abdrückte. Die Kugel traf Grimes in die Brust. Er war auf der Stelle tot und sank auf der Rückbank zusammen.
»Was, um alles in der Welt…« Fellows drehte sich fassungslos um. Kelso schoss ihm eine Kugel in den Kopf. Fellows’ Körper zuckte, ehe er über dem Lenkrad zusammenbrach.
Für einen Moment stand Mark unter Schock. Dann kochte die Wut in ihm hoch, und er versuchte, sich auf Kelso zu stürzen, doch der CIA-Agent stieß ihm die Glock in die Brust. »Nehmen Sie Vernunft an.«
»Sind Sie wahnsinnig geworden, Kelso?«
»Sie gehen mir auf die Nerven, Ryan. Halten Sie das Maul.« Kelso fühlte Grimes’ Puls und warf den Leichnam auf den Wagenboden; dann stieg er aus und befahl Mark, ebenfalls aus dem Wagen zu steigen, den Beifahrersitz nach hinten zu klappen und auch Fellows’ Leiche vor die Rückbank zu zerren.
»Steigen Sie wieder ein«, sagte Kelso dann. »Sie fahren.«
Mark setzte sich schweißgebadet ans Steuer. Kelso rutschte auf den Beifahrersitz und schlug die Tür zu.
»Warum haben Sie die beiden getötet und mich verschont?«, fragte Mark mit zitternder Stimme.
»Sie sind meine Geisel.«
75
Jennifer spähte durch die regengepeitschte Windschutzscheibe. Ein heftiges Unwetter hatte eingesetzt, während Staves auf dem Highway in Richtung Long Beach fuhr.
Jennifer konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Staves’ Enthüllungen hatten sie zutiefst erschüttert.
»Sie hatten übrigens Recht«, sagte Staves. »Mark war tatsächlich in Turin. Er hat auf Kelsos Befehl hin Ihre Beschattung übernommen.«
»Woher wissen Sie das?«
»Wir haben Marks Haus verwanzt. Er und Kelso sind Ihnen seit Ihrer Landung in der Schweiz gefolgt.«
»Warum?«
»Es sollte jemand in Ihrer Nähe sein, falls Sie Beweise finden, die Kelso belasten. Mark sollte ihn mit den neuesten Informationen versorgen. Dann aber bin ich aufgetaucht und habe seine Pläne durchkreuzt. Aber Mark glaubt immer noch, Kelso sei um Ihre Sicherheit besorgt.«
»Was hat Kelso vor?«
»In erster Linie will er seine eigene Haut retten und in Erfahrung bringen, was mit seinem Anteil der Beute passiert ist. Da er nun von der Diskette erfahren hat, will er sie in seinen Besitz bringen. Vermutlich hat er vor, sie an die Moskajas zu verkaufen, um sich auf diese Weise für den Verlust der fünf Millionen zu entschädigen. Wir gehen davon aus, dass er Chuck McCaul ermordet hat.«
»Weshalb?«
»Nachdem die Leiche im Gletscher entdeckt worden war, wurde die Situation für Kelso brenzlig. Er musste wissen, ob es Beweise für seine Schuld gab. Vermutlich hat er oder einer seiner Leute sich mit Chuck McCaul getroffen, um zu erfahren, ob die Polizei in dem Rucksack Beweisstücke gefunden hat. Anschließend hat Kelso oder einer seine Leute McCaul ermordet – sicherheitshalber.«
Jennifer musterte Nick Staves beunruhigt. Und wenn das alles wieder nur Lügen sind? Vielleicht will der Kerl mich umbringen?
»Was ist, Jennifer?«
»Nichts.«
»Sie wissen wirklich nicht, wo Ihr Vater die Kassette versteckt haben könnte? Wir müssen sie finden, bevor Kelso mit der Suche beginnt. Möglicherweise hat Ihr Vater sie im Haus versteckt oder Hinweise auf das Versteck hinterlassen. Denken Sie genau nach, Jennifer.«
»Ja .«
»Kelso will die Diskette um jeden Preis in seinen Besitz bringen. Er würde nicht davor zurückschrecken, Profikiller anzuheuern, die ihn unterstützen.«
»Und Ihre Leute?«
»Die folgen uns. Ich rufe sie an.« Staves zog das Handy aus der Tasche, wählte eine Nummer und lauschte.
»Was ist?«, fragte Jennifer.
»Keine Verbindung. Ich versuche es gleich noch einmal. Machen Sie sich keine Sorgen.«
»Sie machen Witze! Wenn es stimmt, was Sie mir über diesen Kelso erzählt haben, ist dem Mann alles zuzutrauen. Vielleicht hat er Ihr Handy lahm gelegt.«
»Das glaube ich nicht«, beteuerte Staves. »Wahrscheinlich hat der Sturm einen Kurzschluss ausgelöst. Hören Sie, Jennifer. Wir haben die Sache bald überstanden. Dann rechnen wir mit Kelso ab. Zuerst aber müssen wir die Kassette Ihres Vaters finden.
Notfalls stellen wir das ganze Haus auf den Kopf. Aber vielleicht fällt Ihnen ja ein, wo er die Kassette versteckt haben könnte.«
»Vielleicht.«
»Kann ich mich auf Ihre Hilfe verlassen?«
»Ja.«
Als sie Cove End erreichten, regnete es in Strömen. Das Tor zum Grundstück war nicht
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