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Projekt Wintermond

Projekt Wintermond

Titel: Projekt Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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eindeutiges Ja.
    »Meinst du, das würde unsere Probleme lösen? Du glaubst, ich könnte zu Hause bleiben, eine Familie gründen und mich um dich kümmern?«
    Bobby nickte grinsend und fügte in der Zeichensprache mit Daumen und Zeigefinger hinzu: Klar.
    Jennifer lächelte ihn an. »Mal sehen, was ich tun kann – nicht in Bezug auf deine Heiratspläne für mich, sondern was eine neue Pflegerin angeht. Im Augenblick bist du hier am besten aufgehoben.«
    Bobby runzelte die Stirn.
    »Findest du nicht?«, fragte Jennifer.
    Bobby schüttelte heftig den Kopf. Seitdem er ins Heim zurückgekehrt war, hatte ihr Verhältnis sich merklich verschlechtert. Sie stritten öfter als früher. Manchmal hatte Jennifer das Gefühl, Bobby fühle sich von ihr im Stich gelassen. Er umarmte sie nur noch flüchtig und wich ihren Zärtlichkeiten aus.
    »Warum fühlst du dich hier denn nicht gut aufgehoben?«, wollte sie wissen.
    Bobby schrieb in großen Buchstaben ungehalten auf den Block: EINSAM.
    Jennifer hob den Kopf und sah die Tränen in den Augen ihres Bruders. Sein Kummer rührte sie, doch zurzeit konnte sie nichts an seiner Situation ändern. Sie beugte sich zu ihm hinüber, um ihn zu umarmen, doch Bobby schob sie weg.
    In diesem Augenblick näherten sich Schritte.
    Leroy kam zurück. »Ich muss Sie leider stören, Jenny. Es ist Besuch für Sie da.«

    Jennifer war überrascht, als sie Mark Ryan auf dem Flur stehen sah.
    »Hallo, Jennifer.«
    »Mark! Das ist aber eine Überraschung.«
    »Ich dachte, ich besuche Bobby mal wieder. Leroy hat mir gesagt, dass du hier bist.«
    »Bobby wird sich freuen. Gibt’s etwas Besonderes?«
    »Mit mir? Nein.« Mark sah angespannt aus.
    »Bist du sicher?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Nun, vielleicht gibt es da doch die ein oder andere Sache.«
    »Möchtest du darüber sprechen?«
    »Wie es aussieht, wird der Staatsanwalt im Fall Nadia Fedow die Höchststrafe fordern.«
    »Sie ist doch noch ein halbes Kind! Kannst du nichts für sie tun?«
    »Ich hab’s versucht, Jennifer. Ich hätte ihr wirklich gern geholfen.«
    Jennifer wurde wütend. »Einer jungen Frau wird das Sorgerecht für ihre dreijährige Tochter entzogen, und man sperrt sie für zehn oder zwanzig Jahre hinter Gitter. Die Leute aber, die sie gezwungen haben, das Verbrechen zu begehen, sind bloß um fünf Pfund Heroin ärmer und können unbehelligt weitermachen.«
    »Ich habe die Gesetze nicht gemacht, Jennifer. Ich tue nur meinen Job. Wie geht es Bobby?«
    »Heute ist nicht sein Tag.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Manchmal glaube ich, wir stehen uns nicht mehr wirklich nahe. Aber das ist eine andere Geschichte, Mark. Wir reden ein andermal darüber.«.
    »Wie du willst.« Mark wandte den Blick ab, als hätte er noch etwas auf dem Herzen. »Und was gibt es sonst noch?«
    »Wie bitte?«
    »Du sagtest vorhin, dass es >die ein oder andere Sache< gibt.«
    Mark war auffallend blass. Er zeigte auf die Tür, die in den sonnigen Garten und zum Teich führte. »Gehen wir ein paar Schritte durch den Park?«
    Sie spazierten schweigend hinunter zum Teich. Nachdem sie sich auf eine Bank gesetzt hatten, sagte Mark: »Ich bin nicht nur gekommen, um Bobby zu besuchen, Jennifer.«
    »Ach ja?«
    »Ich musste dich unbedingt sprechen.« Mark nahm einen Umschlag aus der Tasche, zog ein Blatt heraus und reichte es ihr.
    Jennifer blickte auf das Schreiben. Es war ein Bericht von Interpol. In den Alpen, in der Nähe der schweizerischitalienischen Grenze, war die im Eis eines Gletschers eingefrorene Leiche eines Amerikaners gefunden worden. Jennifer starrte fassungslos auf den Namen.

    Langsam ließ sie den Bericht sinken und sah Mark in die Augen. »Ist das wirklich wahr?«
    Mark nickte. »Ich hab den ganzen Tag versucht, dich telefonisch zu erreichen, aber dein Handy war aus. In der Kanzlei habe ich dann erfahren, dass du den Nachmittag freigenommen hast. Da keiner wusste, was du vorhattest, bin ich hierher gefahren.«
    Jennifer war leichenblass. »Ich kann es nicht fassen. Wenn tatsächlich der Leichnam meines Vaters gefunden wurde…«
    »Er wurde gefunden, Jennifer. Ein Bergsteiger hat seinen Reisepass am Fundort entdeckt.« Mark seufzte. »Der Leichnam wurde im Eis konserviert. Er soll schon ziemlich lange dort gelegen haben.«
    »Wie ist er gestorben?«
    »Das weiß ich nicht, Jennifer. Es steht nicht im Bericht.«
    »Was hat er in den Alpen gemacht?«
    »Keine Ahnung.«
    Jennifer fröstelte. Sie warf einen Blick auf den

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