Projekt Wintermond
gemacht. Ich wollte ihn nicht zu sehr bedrängen, damit er nicht misstrauisch wird. Er wusste nur, dass Kelso vor ein paar Jahren versetzt wurde und seitdem einem Sonderkommando angehört. Er hat mir aber nicht gesagt, um was für ein Sonderkommando es sich handelt.« Garuda kicherte. »O Mann, das kann alles Mögliche bedeuten. Vielleicht bringt dieser Kelso sogar unbequeme CIA-Agenten um.«
»Sonst noch was?«
»Was willst du sonst noch? Den Namen des Typen, der ihm seine Lebensversicherung verkauft hat? Mehr hab ich nicht.«
»Danke, Lou. Du musst mir noch einen Gefallen tun.«
»Okay.«
»Jennifer Marchs jüngerer Bruder, Bobby, lebt im Cauldwell-Pflegeheim. Ich brauche jemanden, der in den nächsten Tagen mal bei ihm vorbeischaut und ein Auge auf ihn wirft. Würdest du das tun?«
»Klar. Darf ich fragen, warum?«
»Ich habe Jennifer versprochen, mich während ihrer Abwesenheit um ihren Bruder zu kümmern. Jetzt hat sich kurzfristig herausgestellt, dass ich ebenfalls verreisen muss.«
»Wohin?«
»Kann ich dir nicht sagen.«
»Wie kann ich dich erreichen?«
»Gar nicht.«
Garuda schwieg einen Moment, ehe er leise sagte: »Mark?«
»Ja?«
»Ich weiß nicht, was du vorhast, aber lass dir einen guten Rat geben: Pass auf dich auf. Wenn du dich mit der CIA einlässt, ist höchste Vorsicht geboten. Diese Typen haben ihre eigenen Gesetze.«
»Klar.«
»Es ist mir ernst, Mark. Es gibt nichts, was diese Burschen aus Langley nicht tun können… dein Telefon abhören, deine Kontoauszüge checken, sogar an deinen Wänden lauschen, wenn sie Bock drauf haben. Wer weiß denn schon genau, was da in Langley abgeht? Mein alter Herr hat mir mal einen kleinen Einblick in deren undurchschaubare Praktiken verschafft. Da kräuseln sich dir die Nackenhaare. Pass bloß auf dich auf. Versprochen?«
»Versprochen.«
»Gut. Träum schön, Amigo.«
Lou Garuda und Angeline lagen nackt im Bett. Angeline, die dunkelhäutige Schönheit, war zehn Jahre jünger als der Polizist und amerikanisch-kolumbianischer Abstammung. Die beiden hatten sich vor ein paar Monaten kennen gelernt und trafen sich seitdem des Öfteren, um miteinander zu schlafen. Normalerweise war der Sex fantastisch, aber heute war Garuda nicht in Form.
»Du bist so anders, Liebling. Was ist los?«, fragte Angeline sanft.
Garuda streichelte ihr übers Haar. »Nichts. Das war doch prima gerade, oder nicht?«
»Doch. Aber sonst reicht eine einzige Nummer dir nicht«, neckte sie ihn.
»Hör mal, Angeline, im Moment muss ich mich auf andere Dinge konzentrieren. Mir ist im Job ein Fehler unterlaufen. Da geht irgendwas verdammt Seltsames ab…«
»Willst du darüber sprechen?«
»Vor zwei Jahren habe ich mir bei einem Mordfall den Arsch aufgerissen, aber die Ermittlungen führten zu nichts. Damals war ein Typ spurlos verschwunden. In derselben Nacht war jemand in sein Haus eingebrochen, hatte seine Frau ermordet, seinen Sohn lebensgefährlich verletzt und versucht, seine Tochter zu vergewaltigen und zu töten. Wir haben kein Motiv gefunden, und der Mann, der spurlos verschwunden war, ist nie wieder aufgetaucht. Jetzt habe ich erfahren, dass seine Leiche in einem Gletscher in den Alpen gefunden wurde. Er soll ziemlich lange dort gelegen haben.«
»Das ist ja verrückt!«
»Du sagst es, mein Schatz.« Garuda zündete sich eine Zigarette an.
»Wer war dieser Mann?«
»Er hat bei einer Firma namens Prime International gearbeitet.
Eine kleine, aber feine Investmentbank in Manhattan.«
»Und was hat er da gemacht?«
»Er war einer der stellvertretenden Direktoren. Am liebsten würde ich zu seiner Tochter gehen und mit ihr reden. Schließlich ist sie die einzige Überlebende der verfluchten Nacht damals. Aber ich fürchte, sie wird keine Lust haben, nochmal in der alten Geschichte zu rühren.«
»Aber ich hab noch Lust«, sagte Angeline und kuschelte sich an ihn. »Wie wär’s, wenn du die Zigarette ausmachst und stattdessen meine Leidenschaft entflammst?«
ZWEITER TEIL
14
Zürich
Jennifer ging zum Schalter der Autovermietung am Züricher Flughafen.
Einer der Angestellten hob lächelnd den Kopf. »Guten Tag, meine Dame. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich habe einen Wagen reserviert. Einen Toyota Landcruiser.«
»Wie ist Ihr Name, bitte?«
»Jennifer March.«
Der Angestellte blätterte einige Unterlagen durch.
»Wie lange bleiben Sie in der Schweiz, Frau March? Sie haben nicht angegeben, wie lange Sie den Wagen brauchen.«
»Ich weiß es noch
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