Projekt Wintermond
nicht. Drei oder vier Tage, vielleicht länger. Ich fahre weiter nach Varzo an der italienischen Grenze und zum Wasenhorn. Wie weit ist es von hier aus?« Jennifer hatte beschlossen, den Ort aufzusuchen, an dem der Leichnam ihres Vaters gefunden worden war.
Der Mann hinter dem Schalter zeigte ihr auf einer Karte den Weg. »Drei oder vier Stunden vom Flughafen aus. Sie können die Karte gern behalten.«
Der Mann füllte die Formulare aus, nahm Jennifers Kreditkarte entgegen und bat sie, den Vertrag zu unterschreiben. Nachdem er ihr die Modalitäten erklärt hatte, reichte er ihr die Wagenschlüssel. »Angenehmen Aufenthalt in der Schweiz, Frau March.«
Jennifer verabschiedete sich und ging davon. Kaum war sie außer Sichtweite, griff der Angestellte der Autovermietung zum Telefon.
Mark landete kurz vor acht in Zürich. Er hatte im Flugzeug nur wenige Stunden geschlafen und fühlte sich nach dem achtstündigen Flug über den Atlantik wie zerschlagen. Nachdem er sein Gepäck abgeholt hatte, passierte er ungehindert den Zoll. Schließlich stand er vor dem Informationsschalter.
Er hatte Fellows und Grimes zwar im Flugzeug gesehen, doch sie hatten ihn nicht angesprochen. Nach der Landung verlor er die beiden Männer schnell aus den Augen. Am Informationsschalter war für ihn ein Umschlag auf den Namen Charles Vincent Jones hinterlegt worden, wie Kelso ihm gesagt hatte. In dem Umschlag befanden sich der Gepäckschein und der Schlüssel. Mark holte die kleine Reisetasche an der Gepäckaufbewahrung ab.
Er schloss sich auf der Herrentoilette ein und öffnete die Tasche, in der die Glock Automatik sowie drei Magazine lagen. Anschließend warf er einen Blick auf die Ankunftstafel. Es war acht Uhr fünfundvierzig. Jennifer sollte um zehn Uhr fünfundfünfzig landen. Vermutlich würde es zwölf Uhr werden, bis sie den Zoll passiert und den Mietwagen abgeholt hatte.
Mark hatte ein paar Sachen im Gepäck, mit denen er sein Aussehen verändern wollte. Ihm fehlte nur noch ein Hut. Er betrat eines der Geschäfte am Flughafen und probierte einen olivgrünen Schweizer Lodenhut an. Beim Blick in den Spiegel musste er sich das Lachen verkneifen. Der Zweck heiligt die Mittel, sagte er sich. Die breite Hutkrempe fiel über die Stirn und verdeckte einen Teil des Gesichts. Doch er war nicht auf Anhieb zu erkennen, und nur darauf kam es an, auch wenn er in dem knielangen, wendbaren Regenmantel, den er in New York gekauft hatte, und mit dem Hut zum Schießen aussah. Jennifer hätte sich vor Lachen gekrümmt, hätte sie ihn jetzt gesehen.
Mark ging zur Kasse. »Was kostet der Hut?«
»Zweihundert Franken.«
Mark rechnete den Betrag schnell um. »Hundertzwanzig Dollar für einen Hut?«
Der geschniegelte Verkäufer zuckte mit den Schultern.
»Sie sind hier in der Schweiz, mein Herr. Das ist eine ausgezeichnete Qualität.«
Was soll’s? Uncle Sam zahlt ja, sagte sich Mark und reichte dem Verkäufer seine Kreditkarte. »Okay, ich nehme das Ding.«
Zwei Minuten später ging er in Regenmantel und mit Lodenhut zum Terminal. Unterwegs betrachtete er sich in einem Schaufenster und stellte zufrieden fest, dass die Verkleidung ihren Zweck erfüllte. Er sah auf die Uhr: 9.15. Zeit satt. Bevor er den Wagen am Avis-Schalter abholen musste, konnte er in Ruhe einen Kaffee trinken.
Ein schwarzer Opel Omega mit getönten Scheiben war auf seinen Namen reserviert. Mark reichte dem Angestellten seine Kreditkarte und füllte die Formulare aus. Anschließend holte er den Wagen auf dem Parkplatz der Avis-Autovermietung ab und warf sein Gepäck in den Kofferraum. Als er den Terminal verließ, regnete es. Er fuhr auf die Hauptstraße, die zur Züricher Umgehungsstraße führte. Die Straßenkarte lag auf dem Beifahrersitz. Ein paar Minuten später entdeckte er den Zubringer hinter der Tankstelle und hielt.
Mark hatte bisher zweimal in Europa Urlaub gemacht. Als Achtzehnjähriger war er per Anhalter durch Deutschland und Frankreich gefahren; die zweite Reise hatte ihn für fünf Tage nach Paris geführt. Es war seine Hochzeitsreise mit Ellen gewesen und hatte ein kleines Vermögen gekostet.
Dieser dritte Trip nach Europa unterschied sich erheblich von den beiden vorhergehenden.
Mark nahm das Sony-Funkgerät und das Ortungsgerät aus der Aktentasche, schaltete beide Geräte ein und legte sie auf den Beifahrersitz. Das Ortungsgerät zeigte an, dass sich Jennifers Wagen nicht bewegte: Der Toyota musste noch auf dem Parkplatz der Autovermietung stehen. Mark
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