Projekt Wintermond
Moskaja-Klan zur Strecke zu bringen. Er nahm das Angebot an und stellte nur eine einzige Forderung.«
»Welche?«
»Wir sollten sämtliche Hinweise auf sein früheres Leben als Joseph Delgado vernichten – sein Vorstrafenregister, die Protokolle der Gerichtsverhandlungen, einfach alles. Das war der Deal.«
»Warum?«
»Er behauptete, seine Vergangenheit würde ihn quälen. Seine Frau war angeblich eingeweiht. Trotzdem lebte er in ständiger Angst, die Wahrheit würde eines Tages ans Licht kommen und dass seine Kinder davon erfahren. Die Recherchen der CIA bewiesen, dass dies möglich war. Aber wir kamen seiner Bitte nach. Sein Vorstrafenregister, die Gerichtsprotokolle und alle Hinweise auf das Leben des Joseph Delgado wurden vernichtet.«
»Was genau hat die CIA von March verlangt?«
»Wir hatten einen Plan, wie wir den Top-Gangstern des Moskaja-Klans mit Marchs Hilfe endlich das Handwerk legen konnten. Leider lief es nicht so wie erhofft.«
»Warum nicht?«
»Weil etwas Seltsames geschah, das unsere Operation Wintermond völlig aus dem Ruder laufen ließ.«
33
Kelso atmete tief durch, bevor er weitere Details preisgab. »Ein, zweimal im Jahr machte March Geschäftsreisen in die Schweiz, wo die Prime International mehrere Konten unterhielt. Er musste die Richtigkeit der Kontoführungen überprüfen.«
»Weiter.«
»Eine Woche, bevor March wieder mal nach Zürich flog, bekamen wir einen Tipp. Der Moskaja-Klan bereitete einen Deal mit einem italienischen Drogenhändler vor. Für das Drogengeschäft sollte der Klan zehn Millionen Dollar bezahlen, die Hälfte in Wertpapieren, die andere Hälfte in bar. Karl Lazar, einer der Top-Killer des Moskaja-Klans, sollte die zehn Millionen in Zürich von March übernehmen. Ich schickte meine Agenten nach Zürich, um Lazar bis zum Zugriff auf Schritt und Tritt zu beschatten.«
Mark nickte. »Ich verstehe.«
»Zuerst lief alles wie am Schnürchen. March landete in Zürich und traf sich mit Lazar. Die beiden fuhren zur Bank und nahmen das Bargeld und die Wertpapiere entgegen, vier Aktentaschen voll, mit denen sie sich dann auf den Weg zu ihrem Hotel machten, ungefähr fünf Gehminuten von der Bank entfernt. Dann aber nahm die Sache eine unvorhergesehene Wendung.«
»Und welche?«
Kelso strich sich seufzend über die Stirn. »Die beiden wurden von meinen Agenten auf dem Weg zum Hotel beschattet, als sie plötzlich spurlos verschwanden, wie vom Erdboden verschluckt. Wir haben jede Straße in dem Viertel durchkämmt, ohne auch nur die geringste Spur von ihnen zu finden. March und Lazar hatten sich nie in dem Hotel eingecheckt. Die Observierung der Flughäfen blieb ebenfalls erfolglos. Paul March und Karl Lazar waren spurlos verschwunden – und mit ihnen verschwanden die zehn Millionen.«
Mark runzelte die Stirn. »Was war geschehen?«
»So viele Möglichkeiten gibt es nicht.«
»Zum Beispiel?«
»Einer oder beide hatten vor, sich die zehn Millionen unter den Nagel zu reißen.«
»Sie glauben, March hätte es allen Ernstes gewagt, sich mit dem organisierten Verbrechen anzulegen?«
»Zugegeben, Karl Lazar war ein Krimineller; deshalb fiel unser erster Verdacht auch auf ihn. Über Marchs Vorstrafen konnten wir allerdings auch nicht hinwegsehen. Zehn Millionen sind eine große Versuchung, vielleicht zu groß, um die Chance ungenutzt zu lassen. March hätte für den Rest seines Lebens unter Zeugenschutz gestanden. Vielleicht hat er sich gedacht, er könnte sich mit zehn Millionen ein komfortables Versteck leisten.«
»Sie halten March für den Täter?«
»Ich weiß nur, dass Lazar und March sich aus dem Staub gemacht haben, ohne die geringste Spur zu hinterlassen. Einer von ihnen muss es gewesen sein – oder beide.«
»Wie kam der Leichnam in den Gletscher?«
»Wir haben herausgefunden, dass die Russenmafia schmutziges Geld unter anderem mithilfe von Kurieren in die Schweiz bringt – so, wie diese arme junge Frau mit dem toten Baby am Kennedy-Flughafen als Kurierin eingesetzt wurde. Nur werden in diesem Fall keine Drogen, sondern Schwarzgeld transportiert. Meist sind es fünf Millionen. Die Moskajas heuern vertrauensvolle Leute für den Job an. Sie werden wie Bergsteiger ausgerüstet und überqueren in den Bergen illegal die Grenze. Sobald sie das Bargeld auf der anderen Seite der Grenze an einen Kurier übergeben haben, wird das Geld bei einer Bank eingezahlt, gewaschen und auf Konten in Amerika oder auf den Caymans überwiesen. Wenn wir jedes Mal von fünf
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