Projekt Wintermond
Schrecksekunde glaubte er, in einem Albtraum zu sein. Dann aber erkannte er, dass es kein Albtraum war, sondern schreckliche Wirklichkeit. Zwei maskierte Männer waren in Vater Angelos Mönchszelle eingedrungen. Einer presste Angelo eine Hand auf den Mund, während der andere ihn mit der Taschenlampe blendete. Der Mönch rang nach Atem, als er das Funkeln einer Messerklinge sah.
»Ganz ruhig. Reden Sie nur, wenn Sie gefragt werden«, flüsterte der Eindringling. Angelo starrte fassungslos auf das Stilett in der Hand des Fremden. »Sonst sind Sie ein toter Mann. Kapiert?«
Angelo nickte verängstigt. Der Mann zog die Hand von seinem Mund. »Beantworten Sie meine Fragen. Wenn Sie mich anlügen, reiße ich Ihnen das Herz raus.«
Der drohende Ton der heiseren Stimme ließ Angelo erkennen, dass der Fremde es ernst meinte. Er nickte abermals.
»Wo sind Ihre beiden Besucher?«
Vater Angelo schwieg. Angst kroch in ihm hoch. Er befürchtete das Schlimmste. Der Eindringling packte ihn und drückte ihm die Klinge an die Kehle. Vor Schmerzen verzog Angelo das Gesicht. »Antworte, oder ich mach dich kalt.«
Vater Angelo verriet ihm den Aufenthaltsort der Gäste.
»Wie viele Personen halten sich noch in diesem Kloster auf?«, wollte der Mann wissen.
»Noch zwei .«
»Wo genau?«
»Bru… Bruder Paulos Zelle ist drei Türen weiter. Bruder Franco hat die erste Zelle auf dem nächsten Gang.«
Der Eindringling grinste hinter der Maske. »Danke für die Zusammenarbeit.«
Erneut drückte der Killer Vater Angelo eine Hand auf den Mund. Dann stach er ihm die Klinge in die Kehle.
Jennifer schreckte aus dem Schlaf. Ihr Herz pochte wild, und sie zitterte. Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte. Vielleicht ein paar Minuten, vielleicht ein paar Stunden. Sie war schweißgebadet. Die flackernden Blitze warfen geisterhafte Schatten auf die Wände der Zelle. Wieder einmal hatten Albträume sie geplagt, und die bloße Erinnerung daran jagte kalte Schauer über Jennifers Rücken.
Sie richtete sich auf. In der kleinen Zelle war es kalt und finster.
Eine Sekunde später hörte sie ein leises Geräusch.
Auf dem Gang war irgendetwas.
Wieder drang ein Geräusch an ihr Ohr. Schritte. Das Tappen leiser Sohlen, das plötzlich verstummte. Jennifer lauschte, hörte aber nichts mehr.
Die junge Amerikanerin fröstelte. Hatte das Unwetter das Geräusch verursacht, oder war es nur Einbildung gewesen? Als Jennifer nach der Kerze auf dem Nachttisch tastete und sie beinahe herunterwarf, fiel ihr ein, dass der Mönch ihr keine Streichhölzer da gelassen hatte. Der Regen peitschte gegen das kleine Fenster. Das Heulen des Sturms drang in die Zelle.
Sekundenlang herrschte Stille.
Dann hörte sie wieder Schritte auf dem Gang.
Jennifers Herz schlug schneller. Sie stand auf. Die Steinplatten unter ihren Füßen waren eiskalt. Durch die Dunkelheit eilte sie zur Tür. Ihre Beine zitterten, und plötzliche Angst schnürte ihr die Kehle zu.
Jennifer lauschte an der Tür. Stille. Die Schritte waren verstummt. Sie entspannte sich – und hörte wieder ein Geräusch. Diesmal ein leises Rattern.
Jemand stand vor der Tür.
Der Türgriff bewegte sich.
Jennifer wich zurück. »Wer . ist da?«
Die Tür sprang auf. Bevor Jennifer schreien konnte, drückte jemand ihr eine Hand auf den Mund.
35
Jennifer wurde zurück in die Zelle gedrängt. Eine Männerstimme flüsterte: »Pssst!«
Entsetzliche Angst stieg in Jennifer auf. Sie versuchte, sich aus der Umklammerung zu befreien. Die Stimme flüsterte: »Still, Jennifer .«
McCaul ließ sie los und knipste seine Taschenlampe an. In Strümpfen stand er vor ihr. Seine Schuhe baumelten um seinen Hals, an den Schnürsenkeln zusammengebunden. Er legte einen Finger auf die Lippen und schloss die Tür. In der rechten Hand hielt er Carusos Pistole.
»Was… haben Sie vor?«, stammelte Jennifer.
»Leise, verdammt!«, zischte McCaul. »Ziehen Sie sich an. Schnell. Wir müssen hier weg.«
»Warum?«
»Wir haben Gesellschaft bekommen.« McCaul ergriff ihren Arm. »Tun Sie, was ich sage. Ziehen Sie sich an, schnell und leise. Aber lassen Sie die Schuhe aus.«
Jennifer streifte ihre Sachen über und packte alles andere in ihre Tasche, während McCaul an der Tür lauschte. Als sie angezogen war, nahm sie ihre Tasche und ging mit den Schuhen in der Hand zu ihm. »Würden Sie mir bitte sagen, was passiert ist?«
»Ich konnte wegen des Unwetters nicht einschlafen. Plötzlich hörte ich Geräusche auf dem Korridor.
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