Projekt Wintermond
Als ich vorsichtig die Tür öffnete, um nachzuschauen, sah ich zwei maskierte Männer aus einer der Zellen kommen. Es war Vater Angelos Zelle. Er ist tot, Jennifer. Ihm wurde die Kehle durchgeschnitten.«
Jennifer wurde kreidebleich, und für einen Moment wurde ihr übel vor Entsetzen.
»Ich habe sofort die Tür meiner Zelle geschlossen und meine Waffe geholt. Als ich die Tür wieder öffnete, waren die Kerle verschwunden. Dann bin ich in Angelos Zelle gegangen .«
»Haben die Männer Sie nicht gesehen?«
»Dann wäre ich wahrscheinlich jetzt tot.« McCaul hielt inne, als suchte er nach den richtigen Worten. »Ein Stück weiter den Gang hinunter habe ich in einer anderen Zelle einen weiteren toten Mönch gefunden. Ihm wurde ebenfalls die Kehle durchgeschnitten. Auch der dritte ist wohl schon tot oder wird es gleich sein .«
Jennifer wurden die Knie weich. Alles drehte sich vor ihren Augen. »Wir müssen die Polizei rufen.«
»Die kann uns kaum helfen. Es würde zu lange dauern, bis sie hier ist.« McCaul stand der Schweiß auf der Stirn. In seinen Augen spiegelte sich nackte Angst. »Diese Killer waren mit Maschinenpistolen bewaffnet, Jennifer. Die sahen wie Profis aus. Die fackeln nicht lange. Hören Sie mir überhaupt zu?«
Jennifer war wie benommen. »Ja.«
»Wir müssen schnellstens verschwinden.«
Bruder Paulo, dessen Zelle auf dem nächsten Korridor lag, hörte die Killer nicht, die in seine Zelle eindrangen. Stattdessen spürte er ihre Hände, die ihn wachrüttelten, und den Knebel, der ihm in den Mund gestopft wurde.
Bruder Paulo wehrte sich vergebens. Die Eindringlinge zerrten ihn aus dem Bett. Einer hatte Paulo ein Seil um den Hals geschlungen. Die Augen des Mönchs traten hervor, als er die Schlinge sah. Das Ende des Seils war an das Gitter des Fensters geknotet.
Sie wollen mich aufhängen. O Gott, lass es ein Albtraum sein.
Doch es war kein Albtraum. Die Killer zwangen Paolo, auf den Stuhl zu steigen, den sie ihm dann unter den Füßen wegtraten. Paulos Schreie erstickten.
Als sein Körper erschlafft war, stieg einer der Männer auf den Stuhl und riss dem Mönch den Knebel aus dem Mund. Der andere Mann hob das blutige Stilett vom Boden auf und warf es aufs Bett. Er nickte seinem Komplizen zu, und die beiden Männer traten auf den Korridor.
»Bleiben Sie dicht hinter mir, und seien Sie leise.«
»Wo . wohin gehen wir?«
»Wir müssen einen Weg suchen, wie wir hier rauskommen.« McCaul hob die Waffe und knipste die Taschenlampe aus, ehe er die Tür öffnete. Er lauschte und trat hinaus. Jennifer folgte ihm dichtauf. Die zitternden Schatten der Kerzenlichter waberten an den Steinwänden. Nach etwa zwanzig Metern erreichten sie die Wendeltreppe, die in die unterirdischen Gewölbe führte.
Plötzlich hörten sie Geräusche und sahen sich um.
Der Strahl einer Taschenlampe durchbrach die Dunkelheit, bevor zwei Männer um die Ecke bogen. Sie waren maskiert und trugen lange Regenmäntel. Jennifer erstarrte, als sie die Maschinenpistolen sah. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis die Männer reagierten und die Waffen anlegten.
» Lauf, Jennifer!« McCaul stieß sie die Wendeltreppe hinunter.
36
Auf der Treppe war es stockfinster. McCaul knipste die Taschenlampe an. Als sie auf Strümpfen die Stufen hinuntereilten, hörten sie die Schritte der Killer auf dem Korridor über ihnen. Die beiden Männer verfolgten sie.
Jennifer erreichte die letzte Stufe und starrte auf die Eichentür. Der Schlüssel hing an einem Nagel an der Wand. Mit zitternden Fingern schob sie ihn in das verrostete Schloss und drückte den Türgriff.
Die Tür bewegte sich nicht.
»Lassen Sie mich mal.« Auch McCaul drückte den Griff herunter und warf sich mit der Schulter gegen die Tür. Sie gab knarrend nach. McCaul schob Jennifer in das dunkle Kellergewölbe und verschloss die Tür von innen. Die Schritte auf der Treppe wurden lauter.
»Das Schloss wird nicht halten«, sagte McCaul verzweifelt. »Wir brauchen einen Keil. Suchen Sie irgendwas. Schnell.«
Jennifer leuchtete mit der Taschenlampe über die Bogengänge und die Knochen der Toten, die in die Wände einzementiert waren. An diesem Ort war der Tod zum Greifen nahe. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen.
»Jennifer, schnell!«
»Ich… ich suche ja schon.« Sie entdeckte einen Zeremonienstab, den die Knochenhand eines Toten hielt. Der mumifizierte Körper hing an einem Haken. Jennifer stellte sich auf die Zehenspitzen und griff nach dem Stab. Es fehlten
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