Projekt Wintermond
wenige Zentimeter. »Ich komme nicht heran .«
McCaul eilte zu ihr. Als er der Leiche den Stab aus der Hand riss, zerfiel er zu Staub.
Die Schritte auf der Treppe verstummten. Die Männer standen vor der Tür.
»Weiter! Laufen Sie weiter«, rief McCaul.
Die Killer kamen unten an der Treppe an. Einer drehte an dem Griff und warf sich mit der Schulter gegen die schwere Eichentür, die aber nicht nachgab. Der Mann betrachtete das gusseiserne, verrostete Schloss. Es war zu stabil, um es mit einem Revolverschuss zu sprengen. Die beiden Männer wichen einen Schritt zurück und traten wütend gegen die Tür.
McCaul ließ den Lichtstrahl über die Wände gleiten, während er und Jennifer immer tiefer ins Gewölbe vordrangen. Die Tritte gegen die Tür hallten durch das Gemäuer.
Es war stockdunkel, und das Licht der Taschenlampe wurde schwächer. Im trüben Schein waren nur noch die schemenhaften Umrisse der Toten zu erkennen. Jennifer schauderte, als sie an die Leiche des jungen Mädchens in dem zerfetzten Spitzenkleid und an den verrotteten Körper Pater Bonifazius’ auf dem Thron dachte. Unsichtbare Feinde bevölkerten das gespenstische unterirdische Gewölbe.
Sie erreichten eine zweite, von Spinnweben überzogene Eichentür. McCaul drückte die verrostete Klinke herunter. Die Tür ließ sich nicht öffnen.
»Was ist?«, fragte Jennifer.
»Entweder ist das Schloss eingerostet, oder die Tür ist verschlossen, vielleicht auch von der anderen Seite verkeilt.«
Sie ließen den Strahl der Taschenlampe über die Tür und die Wände gleiten, ohne einen Schlüssel zu entdecken.
McCaul fluchte.
Die dröhnenden Schläge und Tritte gegen die Tür hallten noch immer durchs Kellergewölbe. Holz splitterte. McCaul drückte die Klinke abermals herunter und warf sich mit aller Kraft mehrmals gegen die Tür. Schließlich gab er es auf. »Es hat keinen Zweck. Wir vergeuden nur unsere Zeit. Wir müssen umkehren. Beeilung, Jennifer!«
Sie rannten zurück zum Thron mit dem Leichnam von Pater Bonifazius. McCaul beleuchtete die schmale Lücke.
»Das ist unsere einzige Chance.«
Der finstere Tunnel wirkte Furcht erregend. Der Eingang war mit Spinnweben überzogen. Jennifer glaubte, eine Ratte durch den Tunnel huschen zu hören. »Da gehe ich nicht rein. Das kann ich nicht.«
»Wollen Sie sterben? Diese Kerle brechen die Tür nicht zum Vergnügen auf, Jennifer.« McCaul umklammerte Carusos Pistole. Er schwitzte stark. »Was meinen Sie, wie lange ich die Hurensöhne hiermit aufhalten kann? Gegen Maschinenpistolen ist das der reinste Witz.«
In diesem Augenblick ertönte ohrenbetäubender Lärm. Die massive Holztür zersplitterte. McCaul ergriff Jennifers Hand, drängte sie in das schmale, dunkle Loch und zwängte sich hinter ihr hinein.
Nachdem die beiden Killer die Holztür zerschmettert hatten, hing sie in den verrosteten Angeln. Einer der beiden hob seine Maschinenpistole, richtete sie auf die oberste Angel und drückte ab. Die ratternde Salve aus der schallgedämpften Waffe zerfetzte das verrostete Metall. Der Killer zerschoss eine zweite Angel und versetzte der Tür den Gnadenstoß.
In dem kalten Tunnel roch es nach Moder. Die Taschenlampe leuchtete nur noch schwach.
»Die Batterien sind fast leer.« McCaul reichte Jennifer die Lampe, suchte sein Feuerzeug und entzündete es. Die kleine Flamme tänzelte über die rauen Steinwände, über die an einigen Stellen Wasser rann. Jennifer starrte angeekelt auf die Knochen verstorbener Mönche, die an den Wänden regelrecht aufgestapelt waren.
»Für diese Knochen war in der Krypta wahrscheinlich kein Platz mehr«, meinte McCaul.
Sie eilten weiter, bis der Tunnel sich gabelte. In den beiden niedrigen Gängen, die in den Tunnel mündeten, konnten sie so eben aufrecht stehen. McCaul hielt das Feuerzeug hoch und näherte sich dem Gang zu seiner Linken. Ein schwacher Luftzug ließ die Flamme zittern.
»Irgendwoher kommt Luft und… verdammt!« McCaul hatte sich den Finger an der Flamme verbrannt und wedelte mit der Hand durch die Luft. Da die Taschenlampe inzwischen erloschen war, waren sie auf das Feuerzeug angewiesen. McCaul zeigte auf den zweiten Gang. »Wir nehmen diesen Weg.«
»Und wenn es der falsche ist?«
»Denken Sie gar nicht erst daran.«
Die beiden Killer hatten binnen einer Minute die Krypta durchquert, ohne die Klostergäste zu entdecken. Jetzt durchsuchten sie systematisch jeden Winkel, jede Nische und jeden Bogengang. Der Lichtstrahl ihrer Taschenlampe
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