Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
nach dem Dinner in die Kabine kommen – nun war sie da.
    Die Prinzessin begrüßte sie mit einem Streicheln über ihre rotblonden Haare, was Marianne seltsam fand. »Sie haben Wort gehalten, mein Kind«, sagte Juliane Herbitina würdevoll. »Ich lasse Sie jetzt mit meinem Mann allein. Auf dem linken Nachttisch liegen fünf Hundertmarkscheine. Ich danke Ihnen!«
    Die Tür klappte zu, Marianne war mit dem Prinzen allein. Ein angespanntes Schweigen lag zwischen ihnen. Der alte Mann starrte das hübsche Mädchen an und schluckte mehrmals, als habe er einen Kloß im Hals. Marianne stand unschlüssig mitten in der Kabine.
    Zunächst fiel ihr der starke Parfümgeruch auf. Dann bemerkte sie mit Staunen, daß der Brokathausmantel des Herrn eigentlich ein Damenmantel war, und als ihr Blick an ihm hinunterwanderte, sah sie mit ungläubigem Staunen, daß Haller Damenstrümpfe trug und halbhohe Pumps.
    Das kann doch nicht wahr sein, dachte sie. So etwas an Bord? Sie hatte bei einem Urlaub in Köln einmal im Millowitsch-Theater das Gastspiel einer Berliner Transvestitenbühne gesehen und fast Tränen gelacht über die Männer, die als Frauen auftraten. Die Herren Damen … so nannten sie sich selbst, und es waren ›Frauen‹ darunter, die jeden Schönheitswettbewerb hätten gewinnen können, wenn sie wirkliche Frauen gewesen wären.
    So einer war Herr v. Haller? Unmöglich!
    Der Prinz hatte ihren entsetzten Blick bemerkt und begann, am ganzen Körper zu vibrieren. Er stand auf, der Brokatmantel um seinen hageren Körper schlotterte, und als er jetzt auf den halbhohen Pumpabsätzen ein paar Schritte durch die Kabine ging, wiegte er sich tatsächlich wie eine Frau. Marianne konnte nicht anders, sie mußte lächeln.
    Der Prinz nickte zu einem der Wandschränke hin. »Mach ihn auf!« sagte er, und als sie ihn geöffnet hatte: »Was siehst du da?«
    »Anzüge …«
    »In drei verschiedenen Größen. Eine Größe wird dir passen. Zieh den kleineren an.«
    »Ich? Warum?«
    »Wir spielen ein kleines Theaterstück.«
    »Ich kann nicht so etwas spielen …«
    »Du kannst es. Jeder kann es. Du ziehst den Anzug an und bist ein Mann. Ich nenne dich Jakob. Ich bin eine Frau und heiße Hermione.«
    »Ein merkwürdiger Name.«
    »Von Shakespeare. Aus dem Sommernachtstraum.« Der Prinz legte sich etwas geziert aufs Bett und seufzte. »Ein ganz einfaches Spiel, Jakob. Du kommst ins Zimmer, siehst mich auf dem Bett schlafend liegen und nutzt die Gelegenheit aus. Du stürzt dich auf mich und vergewaltigst mich.«
    » Was soll ich?« Marianne wich bis zur Badezimmertür zurück. »Sie sind ja verrückt …«
    »Wovor hast du Angst? Du bist Jakob, ein Mann. Dir passiert doch gar nichts; mit mir muß etwas passieren! Du vergewaltigst mich. Je brutaler, desto besser. Du darfst alles: mich schlagen, mich quälen, mich bespucken … oben auf dem Bord über den Anzügen liegen eine Lederpeitsche, eine stählerne Knebelfessel, eine Bürste mit Stahlnägeln. Du kannst alles tun. Du bist der Herr, ich bin nur deine Sklavin, bin dir Untertan. Bestrafe mich!«
    Marianne lief es kalt über den Rücken. Nur weg, dachte sie, so schnell wie möglich weg! Das ist mehr als ein Irrer, dafür gibt es keine Worte. Das ist ein perverses Monstrum … ja, das ist er! Ein Monstrum.
    Ihr Blick irrte umher und blieb schließlich auf den fünf Hundertmarkscheinen liegen. Bis Sydney fünftausend Mark. Das heißt, zehnmal dieses perverse Theater überstehen. Zehnmal der erbarmungslose Jakob sein, der Hermione bis aufs Blut quält. Zehnmal auf diesen alten, armen Menschen mit der Peitsche einschlagen, ihn fesseln und zur höchsten Qual treiben, bis er zerschunden seinen Orgasmus hat. Welch eine verfluchte Sauerei!
    Aber fünftausend Mark dafür … ohne daß er dich anpackt, ohne daß dir etwas geschieht … nur dafür, daß du den Alten verprügelst, diesen bedauernswerten Kranken, der nur reagiert, wenn er die Peitsche spürt … dafür bekommst du fünftausend Mark.
    Marianne atmete tief durch. Sie griff in den Kleiderschrank, hängte den kleinsten Anzug ab und öffnete die Badezimmertür. Sieh nicht in den Spiegel, Marianne, sagte sie zu sich; denk an gar nichts. Denk nur daran, daß du ein Theaterstück spielen sollst. Und wenn dir dabei kotzübel wird, dann schlag zu, befreie dich von allem Druck. Wenn das Papa und Mama wüßten … und Micha. O Micha, mein armer Freund, wie gut kannst du diese fünftausend Mark gebrauchen …
    Sie zog sich um, knöpfte den Anzug, der ihr

Weitere Kostenlose Bücher