Promijagd
versuchte es auf Englisch, doch auch da reagierten sie nicht.
»Arschlöcher«, murmelte Mannhardt und musste all seine Impulskontrolle bemühen, um den beiden nicht in den Hintern zu treten. Was blieb ihm, als umzukehren und nach Orlando Ausschau zu halten. Da stand er, am Zeitungskiosk.
»Na, Opa?«
»Nichts.« Mannhardt fluchte noch einmal. »Aber die Tatsache, dass er die beiden angesprochen hat, könnte darauf hindeuten, dass er auf der Suche nach einem Piloten ist, von dem er zwar den Namen, den Beruf und die Krankengeschichte hat, aber keine Adresse.«
Orlando nickte. »Ja, das sehe ich auch so. Was bleibt ihm anderes übrig, als die Leute live zu erwischen.«
Während sie diese Worte wechselten, war Völlenklee zur Bushaltestelle gegangen und in den 171er gestiegen.
»Wenn wir auch einsteigen, wird er uns bemerken und Verdacht schöpfen«, sagte Mannhardt. »Am besten, wir setzen uns in eine Taxe und lassen uns zum U-Bahnhof Rudow fahren. Vermutlich wird er da in den Zug umsteigen. Wenn nicht, haben wir Pech gehabt.«
Sie hatten Glück und folgten Völlenklee hinunter in die U-Bahn. Hier war so viel Betrieb, dass sie keine Angst haben mussten, ihm irgendwie aufzufallen. Sie nahmen an, dass er in seine Wohnung zurückkehren wollte, schauten allerdings vorsichtshalber an jedem Bahnhof abwechselnd aus der Tür, ob er nicht vorher aussteigen würde. Und richtig, bereits an der Johannisthaler Chaussee verließ Völlenklee den Zug und fuhr mit der Rolltreppe in die Gropius Passagen hinauf.
»Warum will er hier einkaufen und nicht bei sich vor der Tür?«, fragte Mannhardt.
»Weil es hier sicherlich billiger ist?«, antwortete Orlando.
Mannhardt schüttelte den Kopf. »Billiger als bei Karstadt am Hermannplatz glaube ich nicht.«
»Vielleicht ist einer der Händler hier im Einkaufscenter eines seiner potenziellen Opfer«, sagte Orlando.
Wieder war Mannhardt anderer Meinung. »Ach, das sind ohnehin alles Ketten, und die Verkäuferinnen kriegen alle nur ihren Mindestlohn, da ist doch nichts zu holen.«
»Vielleicht aber bei der da.« Orlando zeigte auf die kleine Bühne, die auf der Plaza vor der Buchhandlung SoSch aufgebaut war. »Kennst du die singende Moderatorin da?«
»Nein, leider nicht.«
»Das ist Millie Malorny«, verriet ihm Orlando.
»Nie gehört.«
»Kein Wunder bei den Sendern, die du nicht einschaltest, und den Zeitschriften, die du nicht liest.« Sein Enkel zählte sie ihm alle auf. »Du gehörst eben nicht zur Generation Doof. Die kennt Millie Malorny, die liebt Millie Malorny.«
Als die lebende Barbie-Puppe nun von der Bühne stieg, um Autogramme zu geben, strömten Hunderte von Teenies herbei. Doch ganz vorne in der Schlange stand Leon Völlenklee.
»Zufall oder erste Kontaktaufnahme mit seinem Opfer?«, fragte Mannhardt.
»Wir sollten die Dame auf alle Fälle im Auge behalten.«
7
Hagen Narsdorf fluchte leise vor sich hin, während er ins Bad taumelte. Wieder einmal war er nach dem Aufwachen müder als vor dem Einschlafen. Der Blick in den Spiegel schmerzte wie ein Messerstich in den Bauch, und sein Selbsthass war so groß, dass er murmelte: »Zieh dir ’ne Hose drüber, du Arschgesicht!« Er hätte zehn Jahre seines Lebens dafür gegeben, ein anderer zu sein. In der Duschkabine war es eklig kalt, und er ließ zunächst eine Weile heißes Wasser laufen, um alles etwas anzuwärmen. Nachdem er in die Kabine getreten war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, benetzte er seinen Körper und verteilte das Duschgel von den Zehen bis zur Stirn. Dabei stellte er sich vor, Vanessa einzuseifen, seine neu eingestellte Sprechstundenhilfe, deren Hobby das Poppen war, wie sie einer Freundin per SMS verraten hatte. Er schloss die Augen, fuhr mit dem Penis in die hohle Hand und rieb und stieß, immer wütender werdend, weil es ihm nicht kommen wollte. Das Ganze war eher eine Qual als eine Lust, doch er bestand auf diese Triebabfuhr, um sich zu entschärfen und im Laufe des Tages weder für Vanessa noch seine Patientinnen eine Gefahr zu sein. Endlich ejakulierte er, allerdings kam so wenig Samenflüssigkeit, dass er erschrak. Das bisschen reichte niemals, um ein Kind zu zeugen, da brauchte er kein Mikroskop. Offensichtlich hatten das auch alle seine Partnerinnen bemerkt und sich lieber potenteren Männern zugewandt. Angeekelt spülte er sein Ejakulat hinunter.
»Du musst mal zum Psychiater!«, rief er sich hinterher, als er die Duschkabine verließ, stolz auf das Maß an
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