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Propaganda

Propaganda

Titel: Propaganda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bernays
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Ebene hinaus war es aus technischer Sicht besonders wichtig, auch die Haltung der Meinungsführer in den Südstaaten, ja sogar in Atlanta selbst, ins Bild zu bringen, um den Sinn der Veranstaltung für die Öffentlichkeit noch deutlicher herauszustellen. Es fand sich eine Gruppe in Atlanta, die man ansprechen konnte: Priester, die mutig genug waren, sich für eine bessere Verständigung unter den Rassen auszusprechen. Sie wurden zur Teilnahme an der Konferenz eingeladen.
    Die Veranstaltung verlief nach Plan, das Programm selbst folgte dem üblichen Schema. Mit dem kleinen Unterschied, dass Schwarze und Weiße aus dem Süden auf einer gemeinsamen Plattform gleiche Ansichten vertraten.
    Hier und da wurde ein dramatisches Glanzlicht gesetzt. So kam es, dass die Haltung eines Meinungsführers aus Massachusetts sowohl theoretisch als auch praktisch mit der eines Baptisten-Predigers aus dem Süden übereinstimmte.
    Bei einer Übertragung der Veranstaltung im Radio hätte das ganze Land die Reden hören und die Standpunkte der Redner vergleichen können – die Hörer wären vermutlich bewegt gewesen.
    Stattdessen lasen die Amerikaner immerhin in der nationalen Presse davon. Denn das Ereignis war aus Elementen aufgebaut worden, die über die Grenzen des Bundesstaats hinaus das Interesse der Menschen an den Ideen weckten, und so gewann man ihre Unterstützung, sogar im Süden. Die Journalisten in den Südstaaten berichteten darüber, weil prominente Persönlichkeiten aus den Südstaaten an dem Treffen teilgenommen hatten.
    Für die Veranstalter wiederum war der Kongress eine Waffe, mit der sie sich an einen immer größer werdenden Kreis von Menschen wenden konnten. Mit dem Versand von Berichten, Briefen und anderem Propagandamaterial an ausgewählte Gruppen erzielte man weitere Publikumswirkung.
    Die Ergebnisse waren recht konkret. So dämmerte vielen Journalisten im Süden die Erkenntnis, dass es sich beim Rassenproblem nicht um eine rein emotionale Frage handelte, sondern um eine, über die man rational diskutieren konnte. Diese Einsicht reichten sie prompt an ihre Leser weiter. Solche Erfolge lassen sich nicht in Zahlen ausdrücken, aber definitiv hatte die Konferenz positive Auswirkungen auf das Rassenbewusstsein der Schwarzen und ihre Solidarität untereinander. Auch der Rückgang der Lynchmorde ist sehr wahrscheinlich auf diese und andere Aktivitäten des Verbandes zurückzuführen.
    Werbeanzeigen und organisierte Propaganda sind auch bei vielen Kirchen Teil ihrer regelmäßigen Aktivitäten geworden. Sie haben Werbekomitees gebildet, die das Kirchenblatt ebenso nutzen wie Plakate und Rundbriefe. Viele Glaubensgemeinschaften unterhalten eigene Periodika. Das Presse- und Informationsbüro der methodistischen Kirche gibt gezielt und regelmäßig Erklärungen an Zeitungen und Zeitschriften heraus.
    Doch im weiteren Sinne sind auch die eigentlichen Aktivitäten der Sozialarbeit nichts anderes als Propaganda. Eine Kampagne zur Erhaltung gesunder Zähne versucht, die Gewohnheiten der Menschen zu ändern und sie zu häufigerem Zähneputzen zu bewegen. Eine Kampagne für schönere Parkanlagen sucht die Menschen für eine Steuer zur Verschönerung ihrer Umwelt zu gewinnen. Eine Kampagne gegen Tuberkulose will jeden davon überzeugen, dass Tuberkulose heilbar ist, dass Personen mit bestimmten Symptomen sofort zum Arzt gehen sollten und so weiter. Eine Kampagne zur Verringerung der Kindersterblichkeit versucht, Mütter dazu zu bewegen, ihre Kinder anders zu füttern und zu baden. Soziales Engagement ist in vielen Fällen mit Propaganda identisch.
    Selbst wenn solche Dienste an der Gesellschaft unter der Regie von Politik und Regierung geleistet werden und weniger aus spontaner Wohltätigkeit, sind sie für ihr Gelingen auf Propaganda angewiesen. In seinem Buch Die Entwicklung des modernen Strafrechts in Pennsylvania schrieb Professor Harry Eimer Barnes, dass politische Einflüsse die Fortentwicklung der Verbrechensforschung in Pennsylvania behinderten. Die Gesetzgebung müsse davon überzeugt werden, dass die besten Methoden der Verbrechensforschung anzuwenden seien, und deshalb sei die Öffentlichkeit über dieses Thema aufzuklären. »Bis es so weit ist«, stellt Barnes fest, »wird die Verbrechensforschung von sporadischem Charakter sein, lokal begrenzt und insgesamt nicht effektiv. Die Bewältigung der Schwierigkeiten in den Gefängnissen scheint im Grunde eine Frage bewusster und versierter Publicity zu sein

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