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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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an.
    Sebastian wurde aus seinen Tagträumen gerissen, als er sah, dass sie die Strecke nach Sausalito bereits halb zurückgelegt hatten. Er musterte den westlichen Horizont und bemerkte, dass dichter Nachmittagsnebel aufstieg; das machte ihm Sorgen, bis ihm klar wurde, dass ihr Boot bestimmt längst sicher am Steg liegen würde, wenn die Nebelbank ...
    GEFAHR!
    Wie gehetzt schaute er sich um und bemerkte den großen weißen Motorkreuzer, der hinter ihnen eine rasche Wende vollführte. Der Bug hob sich aus dem Wasser, als der Kreuzer das Tempo steigerte, und Gischt sprühte weiß hoch, wenn der Rumpf die rollende graue See platt drückte. »Chuck!«, schrie Sebastian, und Chuck, der nichts bemerkt hatte, drehte sich lächelnd zu ihm um.
    »Das Boot hält direkt auf uns zu!«, rief er. »Der große weiße Kreuzer da wird uns gleich rammen!«
    Chucks Gesicht wurde zu einer Maske der Panik. »Was soll ich machen?«
    »Da entlang!« Sein Arm fuhr nach rechts. »Halt dich Richtung Angel Island – wir müssen dichter ans Ufer!«
    Chuck führte ein Ausweichmanöver nach Steuerbord durch und drückte die beiden Hebel ganz nach vorn, aber der größere Kreuzer mit mehr PS änderte ebenfalls seinen Kurs und ging auf Kollisionskurs. Nur noch wenige Augenblicke, dann war der Zusammenstoß unvermeidlich.
    Die Motoren der Lil’s Bastard heulten auf und das Boot begann Fahrt aufzunehmen. Der Rumpf schlug so hart auf die Wellen auf, dass Sebastian fürchtete, das Fiberglas würde bersten. Sein Kopf wurde vorwärts gerissen, so hart waren die Schläge des Bootes, und er umklammerte den Resopaltisch, schaute
über die Schulter zurück und sah den großen weißen Motorkreuzer direkt auf sie zuhalten.
    Sebastian klammerte sich an die Reling. »Der Typ muss stoppen!«

40
    Es krachte – ein furioses, donnerndes Krachen.
    Sebastian merkte, wie er durch die Luft geschleudert wurde.
    Dann schlug sein Kopf auf etwas Hartes auf – Fiberglas? – und er stürzte rückwärts ins Wasser.
    Eisige Nässe umfing ihn.
    Seine Arme, Hände, Beine und der Kopf ruderten wie in Zeitlupe.
    Er hörte, wie Dinge ächzend zerbarsten und zischend im Wasser landeten, Motoren kamen zum Stillstand.
    Er spürte Hitze ganz in der Nähe und dachte sich, dass er die Augen lieber geschlossen halten sollte, aber er schüttelte den Kopf, blinzelte das Salzwasser aus den Augen und versuchte die Szene zu überblicken: Alles verschwommen  ... nur Wasser und Nebel – zwei Boote, eins  ... brennt? Wo ist Chuck?
    Er hörte jemanden schreien. Eine Frau.
    Er keuchte, und sein Mund füllte sich mit Wasser, gemischt mit Treibstoff. Er spuckte es aus.
    Sie ist es!
    Etwas stieß gegen ihn und grub sich in sein Hosenbein; es war schwer und fing an, ihn unter Wasser zu ziehen.
    Ich gehe unter!
    Seine Lungen rangen um Luft.
    Ich weiß nicht, wo oben ist!
    Er ruderte mit den Armen, aber seine Arme krampften und stachen vor Schmerz und er sank immer tiefer.
    Er trat heftig mit den Beinen und versuchte sein Bein zu befreien, aber es gelang ihm nicht.
    Seine Lungen waren kurz vor dem Bersten. Ich brauche Luft!
    Er kämpfte gegen den Drang seiner Lungen an – bekämpfte ihn mit jeder Synapse seines Gehirns.
    Den Mund nicht aufmachen, den Mund nicht aufmachen!
    Er sank tiefer und tiefer und sein Kopf begann sich aufzublähen.
    Ich will so nicht sterben!
    Er spürte einen Arm – eine tastende Hand.
    Jemand packte ihn und zog ihn nach oben.
    Sein Kopf brach durch die Wasseroberfläche.
    Sebastian keuchte auf und wurde ohnmächtig.

    Chucks Ohren dröhnten und er trat fieberhaft Wasser. Er hielt Sebastian mit dem Achselgriff, und es gelang ihm, ihn einigermaßen über Wasser zu halten, während er nach etwas Ausschau hielt, an dem er sich festhalten konnte, damit sie nicht beide untergingen.
    Die Lil’s Bastard lag brennend auf der Seite, das Boot war nicht mehr zu retten, und seine Lage verriet Chuck, dass es bald sinken würde. Der weiße Motorkreuzer hingegen fing gerade erst an, mit der Spitze ins Wasser zu tauchen. Momentan schien er noch sicher zu sein, und Chuck zog kurz in Erwägung, zu ihm hinzuschwimmen, doch dann überlegte er sich, dass die Leute, die sie gerammt hatten, noch an Bord sein würden, wild entschlossen, den Job zu beenden.
    Eine Welle ließ das Heck des Kreuzers auf Chuck zutreiben, und als es sich aus dem Wasser zu heben begann, weil der Bug volllief, entdeckte Chuck den Bootsnamen auf der Rückseite: Donald’s Folly.
    Er machte sich wieder daran, die

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