Prophetengift: Roman
der San Francisco Bay und unterhielten sich wie alte Kumpel.
Zur selben Zeit waren Dyson und Amber gerade dabei, ihre Transaktion mit der sonnengegerbten Lilly vom Sausalito-Bootsverleih abzuschließen. Es sei ihr erster Hochzeitstag, erzählten sie ihr, und sie mussten ihre Discover-Karte fast bis zum Höchstbetrag belasten, um sich das über zehn Meter lange Carver-Kajütboot für eine Nacht leisten zu können. Amber hatte gefragt, ob es nicht noch etwas Billigeres gebe, aber Lilly
hatte erwidert, das einzige andere Boot, das in Frage kam, sei bereits vermietet und gerade hinausgefahren.
Amber erkundigte sich, ob das vielleicht die Lil’s Bastard sei. Ein lieber Freund habe ihnen empfohlen, dieses Boot zu mieten, falls es verfügbar sei.
Es sei ebendieses Boot, versicherte Lill.
Amber fragte, ob sie vielleicht ein Foto davon sehen könnten, damit sie beim nächsten Mal gleich Bescheid wüssten.
Lilly deutete auf ein gerahmtes Foto an der Wand. »Das ist die Lil’s Bastard, als sie noch neu war«, erklärte sie. »Aber jetzt müsste der blaue Mars oben dringend ersetzt werden und der Rumpf könnte eine neue Hartlack-Schutzschicht gebrauchen. Allerdings hat irgendein reiches Jüngelchen das Boot gerade für zwei Wochen angemietet, das heißt, ich habe genug Geld, um es überholen zu lassen. Wenn Sie nächstes Mal vorbeikommen, wird es aussehen wie neu.«
Lilly führte sie auf den Anlegesteg hinaus und begann mit einer gründlichen und zeitaufwendigen Einweisung.
Dyson war verständlicherweise nervös. Schlecht war ihm auch immer noch.
Amber hingegen war ziemlich entspannt. Sie verfolgte alles genau und machte sich im Kopf präzise Notizen.
Als das Paar langsam aus dem Yachthafen hinausschipperte und die Bootsvermieterin zurück in ihr Büro watschelte, drehte Amber sich zu Dyson um. »Verhülle deine Gedanken«, wies sie ihn an. »Wir fangen sofort an. Du füllst dieses christliche Kreuzworträtsel aus, das ich dir gegeben habe, und ich denke an Waisenkinder und Naturkatastrophen. Einverstanden?«
»Okay«, erwiderte Dyson, dem immer noch der Schädel brummte. »Waisenkinder und Kreuzworträtsel, bis es vorbei ist.«
»Und nicht beten«, fügte sie hinzu. »Gebete könnte er möglicherweise auffangen.«
Dyson nickte. »Wir können später beten.«
In Los Angeles hatte Kitty gerade die SMS von ihrem Sohn aufgerufen. Als sie die Worte las, verengte sich ihr Blickfeld, als schaue sie plötzlich durch ein umgekehrtes Fernglas auf den Monitor. Sie riss sich zusammen und rief hastig Sebastian an.
Die Mailbox meldete sich.
»Sebastian, du musst da sofort raus!«, schrie Kitty. »Ich habe gerade in den Internetforen mitgelesen, und jemand weiß, wo du bist! Ihr seid wahrscheinlich in großer Gefahr und du musst da unbedingt raus! Ruf mich an, sobald du das hörst, und lass mich wissen, dass du in Sicherheit bist!«
Kitty beendete den Anruf, zündete sich eine Zigarette an und tigerte nervös durch das riesige Penthouse.
Sie musste etwas tun. Aber was?
Chucks iPhone! Sie würde ihm ebenfalls eine Nachricht hinterlassen!
Doch als sie die Nummer wählte, hörte sie die roboterhafte Benachrichtigung, der Empfänger ihres Anrufs habe noch kein Voicemail-Konto eingerichtet.
Kitty raste zu ihrem Computer und loggte sich in das Internet-Forum ein.
Hilda: Habe gerade von meinem Ex gehört, das der Mann, der behauptet, Sebastians Vater zu sein, hier in LA ist, gar nicht in Saucaleeto. Er isst gerade was im Farmers Market mit Sebastian, also wo immer du bist, Reba M., du musst sie dort suchen. Mein Mann sagt, er hat sie gerade dort abgesetzt. Tut mir leid, dass ich mich geirrt habe, aber gestern hatte er mich das von Saucaleeto erzählt und es gab eine Planänderung, das ist alles.
Sie saß da und starrte fünf Minuten auf den Bildschirm – zehn Minuten, zwanzig Minuten, eine Stunde – ohne ein Wort von Sebastian oder auch nur Chuck oder Reba M.
Was zum Teufel soll ich nur tun?
Die Polizei!
Sie würde die Polizei anrufen und sagen, die Leute, die hinter Sebastian her seien, hätten einen Tipp bekommen, wo er sich aufhielt, und sie fürchte um sein Leben. Genau, so würde sie es machen.
Kitty griff nach ihrem Telefon und rief die Auskunft an, um die Nummer der Polizei von San Francisco zu erfragen.
Nachdem sie alles gemeldet hatte, was sie wusste, hatte sie eine Idee. Sie kehrte zu ihrem Computer zurück, um nachzusehen, was die Ortungssysteme meldeten, die sie in die beiden iPhones hatte einbauen
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