Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
Vom Netzwerk:
lassen, und stellte fest, dass Chuck sich offenbar draußen auf der Bucht befand, das iPhone ihres Sohnes jedoch nicht auf dem Bildschirm auftauchte.
    Er hat es ausgeschaltet!
    Sie lehnte sich im Schreibtischstuhl zurück und griff nach ihren Zigaretten.
    Bitte hör meine Gedanken, Sebastian. Du bist in Gefahr und du musst mich unbedingt anrufen.

39
    Dienstagnachmittag
     
    »Also, wie wars im Gefängnis?«, fragte Sebastian, als sie draußen auf der Bucht waren.
    Chuck wandte den Blick von seinem Sohn ab, der am Ruder stand, und schaute auf die urbane Küstenlinie. »Also, es war ziemlich genau so, wie man es immer im Fernsehen sieht. Aber eins bringen sie in diesen Gefängnissendungen nie so richtig rüber, nämlich dass man ständig Angst hat, ständig auf der Hut sein muss ... und wie verdammt einsam man dort ist, weißt du, oder wie frustrierend es ist, nicht einfach weggehen zu können, wenn man es will, oder das zu tun, was man gern tun möchte. Man träumt von den einfachsten Sachen, beispielsweise ein eigenes Bett zu haben oder essen zu können, wenn man gerade Hunger hat. Aber am Traurigsten ist es, wenn man Geburtstag hat...oder an Feiertagen wie Thanksgiving oder Weihnachten. Dann ist es höllisch schwer, sich selbst zu vergeben, dass man so dämlich war, das zu machen, wofür man eingesperrt wurde, weißt du. Als ich dann wieder draußen war und wieder angefangen habe, mir alles durch die Nase zu ziehen, was ich in die Finger bekam, war mir klar, ich musste mir Hilfe holen, sonst würde ich wieder im Knast landen.«
    Sebastian schaute seinen Vater an. »Das muss dich viel Kraft gekostet haben.«
    »Das Komische ist, ich konnt’s nur tun – mir Hilfe holen,
meine ich – wenn ich gerade high war, ob du’s glaubst oder nicht.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine, wenn ich high war, weißt du, fühlte ich mich echt total gut ... und hatte die Traute, was gebacken zu kriegen. Aber mir war klar, wenn ich wieder runterkam, würde ich nur eins wollen, nämlich wieder high werden, und damit würde ich mich noch tiefer in die Scheiße reiten. Also habe ich einen Termin mit meiner Bewährungshelferin gemacht und ihr nicht gesagt, dass ich auf Droge war, weißt du, denn sonst hätte sie mich melden müssen und ich wär wieder im Gefängnis gelandet. Ich hab ihr stattdessen erzählt, ich würde mir Sorgen machen, dass ich rückfällig werden könnte, also habe ich gefragt, wie wärs mit einer betreuten Wohngruppe für Suchtkranke, und sie hat mich in einer untergebracht.«
    »Was ist mit diesem Hank? War er auch im Gefängnis?«
    »Ja, war er. Wegen wiederholter Trunkenheit am Steuer. Es ist ein gottverdammtes Wunder, dass er niemanden umgebracht hat.«
    »Er ist also ein guter Freund von dir?«
    »Er ist ein Kumpel.« Chuck nickte. »Er würde alles für mich tun und ich alles für ihn.«
    »Das ist schön.« Sebastian nahm Gas weg und das Boot wurde langsamer. »Ich habe eigentlich keine richtig guten Freunde, jedenfalls nicht solche. Ich meine, ich hatte meinen Kumpel Coby ausdrücklich gebeten, niemandem zu sagen, dass ich komme, weil einige Leute hinter mir her sind, aber er hat trotzdem allen erzählt, dass ich auf seiner Party sein würde, und dann sind diese Spinner aufgetaucht, genau die Leute, vor denen ich auf der Flucht war.«
    »Du warst auf der Flucht? Wieso? Vor wem?«
    »Sie halten mich für den Antichristen, der Millionen von Seelen in die Hölle führt.«
    Chuck lachte. »Wenn es um Religion geht, machen die Leute echt die irrwitzigsten Sachen, was?«
    »Das kannst du laut sagen.« Sebastian hantierte an der Instrumentenkonsole des Bootes herum. »Aber jedenfalls, ich zeig dir am besten mal, wie man dieses Ding fährt.«
    Chuck stellte sich neben ihn ans Lenkrad und Sebastian ging auf Standgas.
    »Also hier« – Sebastian wies darauf – »ist die Zweihebel-Schaltung. Man drückt die beiden Hebel nach vorn, wenn man vorwärts fahren will, wenn man das Tempo verlangsamen will, zieht man sie zurück, und wenn man achteraus laufen will, zieht man sie ganz zurück. Heikel wird nur das Anlegen, aber solange du vorsichtig mit den Gashebeln bist und dir klar ist, dass es eine verzögerte Reaktion gibt, sollte es eigentlich keine Probleme geben.«
    »Wieso?« Chuck wirkte entmutigt.
    »Also, es ist so ... bei einem Auto kann man heftig auf die Bremse treten, aber nicht bei einem Boot. Stoppen kann man das Ding nur durch einen kurzen Gasstoß voraus oder achteraus, aber nie mit Vollgas, weil

Weitere Kostenlose Bücher