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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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eingebeulter Tür hielt an der Zapfsäule gegenüber. Zwei Männer sprangen lachend aus dem Wagen.
    Laut. Ausgelassen. Wild. Betrunken.
    Mateo duckte sich leicht und konzentrierte sich auf seine Aufgabe, als erfordere es ungeheure Konzentration, Benzin in sein Fahrzeug laufen zu lassen. Anstatt den Tank ganz zu füllen, ließ er den Griff der Zapfpistole los, als er gerade mal neun Dollar vertankt hatte. Zumindest würde das Benzin bis Big Sur reichen und er kam von der Tankstelle weg.
    Er hängte die Zapfpistole wieder an die Tanksäule und ließ den Tankdeckel einrasten.
    »He, du!«, brüllte einer der Männer.
    Mateo ignorierte ihn.
    »He, du!«, brüllte der andere Mann in hohem Falsetto. »Wo kriegt man denn so hübsche Regenbogensticker her?«
    Mateo ging zur Fahrertür, stieg ein, verriegelte die Türen und ließ den Motor an. Arschloch! Kurz darauf war er auf der Schnellstraße Richtung Süden.
    Einige Meilen später bemerkte er hochgelegte Scheinwerfer im Rückspiegel, die rasch näher kamen.
    Der Geländewagen fuhr dicht auf.
    Mateo beschleunigte, aber das andere Fahrzeug blieb an seiner Stoßstange kleben.
    Der Geländewagen blendete auf.
    Mateo fuhr halb auf den Standstreifen, um ihn vorbeizulassen, aber der Geländewagen überholte nicht.
    Er griff nach seinem Handy, obwohl er wusste, dass auf dieser Strecke kein Empfang war; Netz hatte man erst wieder auf der anderen Seite der Bixby Bridge.
    Bleib ganz ruhig. Bleib ruhig und konzentrier dich auf die Straβe.
    Er zog in seine Spur zurück und gab Gas.
    Anfangs zog der Saturn dem anderen Fahrzeug davon. Aber es dauerte nur Momente, dann war ihm der Geländewagen wieder auf den Fersen – das Fernlicht voll aufgeblendet und laut hupend saß er ihm fast auf der Stoßstange.
    Mateos Angst nahm zu. Der Highway 1 war sogar unter normalen Fahrbedingungen tückisch, und ein leichter Stoß mit der Stoßstange würde reichen, damit der Saturn von der Straße abkam und die Klippen hinabstürzte.
    Während er sein Bestes tat, die Kurven zu nehmen, gab er mit einer Hand den Notruf in sein Handy ein.
    Natürlich. Kein Verbindungsaufbau möglich. Kein Empfang.
    Er konnte nichts tun außer Fersengeld geben.
    Mateo trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch und ging in die erste der Serpentinen. Die Reifen gaben ein hohes Quietschen von sich, als er die scharfe Rechtskurve nahm, die erst bergab verlief und dann steil anstieg. Nach einer linken Haarnadelkurve kam eine gerade Strecke dicht an einem Abgrund, der Hunderte von Metern auf einen zerklüfteten Felsensaum abfiel, und Mateo verlangsamte das Tempo ein wenig.
    Wo sind die anderen Autos?
    Der Geländewagen fiel in den Serpentinen zurück, womit Mateo gerechnet hatte. Aber auf der geraden Strecke gelang es dem großen V8-Motor mühelos, Mateos anämischen Vierzylinder einzuholen. Die unheimlichen Scheinwerfer erhellten das Innere des Saturn, als wäre es heller Tag.
    Bitte Gott, lass jemanden mitkriegen, was hier abläuft!
    Als er sich der Bixby Bridge näherte, unternahm er einen erneuten Versuch mit seinem Handy, aber seine Hände zitterten so sehr, dass es ihm entglitt und zwischen Fahrersitz und Schaltknüppel fiel. Mateo ging ein wenig vom Gas, ließ die linke Hand am Lenkrad und tastete mit der rechten nach dem Telefon.
    Wo zum Teufel war das Ding!?
    Der Geländewagen rammte seine Stoßstange.
    Mateos Nacken wurde seitwärts gerissen, als der Saturn ins Schleudern geriet.
    Einen Augenblick lang ging es weder vor noch zurück und reflexartig stieg Mateo mit beiden Füßen auf die Bremse. Er spürte, wie das Auto seitwärts schlidderte, bevor es gegen etwas prallte – eine Felswand, Gott sei Dank –, dann entfaltete sich der Airbag und das Wageninnere füllte sich mit Rauch.
    Der Geländewagen raste davon. Seine Rücklichter glommen wie Dämonenaugen, als er um die nächste Kurve bog.
    Das Adrenalin, das durch ihn kreiste, ließ Mateo am ganzen Leib zittern und er atmete keuchend. Er schnüffelte. Ist das Benzin? Ich rieche Benzin!
    Er drückte die Wagentür auf, sprang vom Auto weg und legte einen Sicherheitsabstand zwischen sich und das Wrack. Dann drehte er sich um und musterte den Saturn. Fahren konnte man damit eindeutig nicht mehr. Was soll ich nur machen?
    Mit Erleichterung sah er, wie Scheinwerferlicht die Berge hinter ihm kurz erhellte und dann wieder ins Dunkel sinken ließ. Er stellte sich auf die Straße und wollte gerade heftig mit den Armen winken, als das näher kommende Surren breiter

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