Prophetengift: Roman
herumtreibenden Trümmer zu mustern, und entdeckte einen Kühlbehälter, der etwa zehn Meter entfernt auf dem Wasser schaukelte. Ja!
Chuck begann darauf zuzuhalten, bemüht, Sebastians Schultern und seinen Kopf über Wasser zu halten, bis er den Kühlbehälter packen konnte.
Er konnte kaum atmen, so furchtbar stank es nach Diesel, Benzin, brennendem Gummi, Glasharz und Plastik.
Chuck kam ein schrecklicher Gedanke: Was ist, wenn der Treibstoff Feuer fängt?
Wenn das geschah, würden sie fast mit Sicherheit verkohlen.
Dann hörte er ein unverkennbares Geräusch: das Schlagen der Rotorblätter eines großen Helikopters.
Hilfe ist unterwegs!
Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, trat Chuck mit den Beinen und teilte das Wasser mit ausholenden Bewegungen seines freien Arms.
Fast hatte er den Kühlbehälter erreicht ...
Er packte den Seitengriff und schob den oberen Teil von Sebastians schlaffem Torso auf den rechteckigen Plastikdeckel.
Das Dröhnen des riesigen Seerettungshubschraubers war ohrenbetäubend, unerträglich laut wie eine startende 747 – sirrende Turbinentriebwerke und schlagende Rotorblätter produzierten einen tornadoähnlichen Wind.
Der Hubschrauber senkte sich tiefer herab und blies den Rauch des brennenden Bootsrumpfes von ihnen weg.
Ein Scheinwerfer schnitt wie ein Laserstrahl durch den Nebel, der sie einhüllte wie ein Leichentuch.
Chuck ließ den Griff des Kühlbehälters los und winkte.
Eine Stimme bellte aus einem Megafon und wies ihn an, sich festzuhalten.
Die Lil’s Bastard war jetzt fast völlig untergegangen und die Donald’s Folly würde sicher bald folgen – und sie trieben auf die Wracks zu!
Es wird uns hinunterziehen!
Chuck kämpfte gegen die in ihm aufsteigende Panik an und hielt Sebastian und den Griff fest umklammert.
Er sah, wie ein Mann mit Taucheranzug an einer Trosse vom Helikopter heruntergelassen wurde, eine Rettungsweste, eine Halskrause und ein Rettungsgeschirr in der Hand.
Chuck tastete nach dem Puls an Sebastians Hals und fand ihn; er schlug schnell und regelmäßig, obwohl sein Kopf entsetzlich schlaff zur Seite hing.
Lieber Gott, bitte mach, dass er sich nicht das Genick gebrochen hat!
Schwankende Lichter zu seiner Rechten lenkten Chuck ab.
Zwei robuste Schlauchboote hielten auf ihn zu, ihre Scheinwerfer schwenkten wie verrückt durch den Nebel.
Eines der Rettungsboote war fast bei ihnen angelangt. Chuck hörte, wie der Motor ausgestellt wurde.
Die Lil’s Bastard verschwand ohne viel Aufhebens von der Wasseroberfläche.
Eins versenkt.
Der Mann aus dem Helikopter hing – wie ein Engel – neben Chuck und ließ sich dann ins aufgewühlte Wasser fallen. »Alles okay?«, rief er über das Dröhnen des Helikopters hinweg. Er gab Chuck die Rettungsweste.
»Mein Sohn!«, schrie Chuck mit weit aufgerissenen Augen. »Er ist verletzt!«
»War sonst noch jemand an Bord?«
»Im anderen Boot waren mindestens zwei Leute!« Rasch machte er das Peace-Zeichen. »Sie haben uns gerammt!«
»Verstanden!« Der Mann legte Sebastian die Halskrause an und befestigte geschickt das Rettungsgeschirr um seine Schultern, den Brustkorb und den Schritt, während Chuck sich die Schwimmweste überzog. Der Rettungsschwimmer gab der Crew
des Helikopters ein Zeichen, und Sebastian, schlaff und triefend, eng an den Leib des heroischen Seenotretters gedrückt, begann sich aus dem Wasser in die Luft zu erheben. Sie wirkten wie ein Paar riesiger Fische an der Angel.
Die Taucher aus dem Schlauchboot hievten – unter lautstarkem Stöhnen – den schweren Chuck an Bord.
Während Chuck in dem winzigen Motorboot angeschnallt und in Decken gehüllt wurde, tauchte ein Feuerlöschboot auf, um die Flammen zu löschen, die jetzt aus dem Heck der Donald’s Folly schlugen, während ein Paar Taucher an Bord kletterte, um die Yacht zu durchsuchen, bevor sie sank. Als das Schlauchboot wendete und mit hoher Geschwindigkeit Richtung Ufer fuhr, wobei es hart auf die Wellen aufschlug, schaute Chuck zurück und entdeckte einen Rettungskäfig, der vom Helikopter auf das qualmende Deck des Motorkreuzers hinuntergelassen wurde.
Was für einen Dämon haben sie in dem Boot gefunden?
41
Dienstagnacht
Mateo warf einen Blick auf seine schwarze Plastik-Digitaluhr und schnitt eine Grimasse. Es war fast Mitternacht, was hieß, dass er nach Ende seiner Schicht erst gegen eins zu Hause sein würde – so lange brauchte man von Carmel bis Big Sur. Und das hieß, er würde weniger als fünf
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