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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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irgendwelche Hilfe zu kommen.«
    »Ich ... bin kein Heiler, Ramon«, erwiderte Sebastian. »Ich kann nur ...«
    »Als sie ihn hinter dem Lenkrad seines Wagen gefunden haben, atmete er kaum noch«, unterbrach Ramon ihn. »Sein Gesicht war blutüberströmt, nur dort nicht, wo die Tränen ihm über die Wangen gelaufen waren und das Blut fortgewaschen hatten.« Er streckte die Hand aus und strich seinem Sohn über die Brust, die von dem keuchenden Dauerbeatmungsapparat roboterhaft ausgedehnt und wieder zusammengezogen wurde.
    Sebastian wurde durch Tess abgelenkt, die an Maggies Ärmel zupfte, als diese davonzuwandern drohte. »Glaubst du, Maggie sollte hier sein?«
    »Sie war dabei, als Mateo seinen ersten Atemzug tat«, antwortete Ramon, »also sollte sie auch Zeugin seines letzten Atemzugs sein.« Er beugte sich vor und sagte zu Mateo: » Mijo , das ist unser Freund Sebastian. Er ist gekommen, um dir zu helfen.«
    »Hi Mateo«, sagte Sebastian munter zu der Gestalt im Bett, die keine Reaktion zeigte. Sein Magen krampfte sich zusammen, und er wusste, dass er ganz und gar nicht in seinem Element war, genau wie bei Luke.
    Was kann ich tun?
    Er schloss die Augen und ließ sein Bewusstsein davontreiben, aber die intensive Angst und Trauer, die von Ramon ausging, erschwerte ihm die Konzentration. »Ich bitte Sie nur ungern darum«, sagte er zu Ramon, »aber könntet ihr mich ein paar Minuten mit ihm allein lassen? Zehn vielleicht?«
    »Er wird doch nicht ... gehen, solange wir fort sind, oder?«, fragte Ramon.
    »Ich rufe sofort, wenn irgendwas passiert.«
    »Meine Frau hätte bestimmt gerne etwas Tee«, sagte Ramon. »Komm, Margarita.« Er nahm ihre Hand.
    Tess und Chuck folgten dem Paar hinaus in den Wartebereich.
    Sebastian wandte sich an Mateo. »Was kann ich tun? Wie kann ich dir helfen?«
    Wie zu erwarten war, gab es keine Reaktion.
    »Ich habe keine Ahnung, was ich für dich tun könnte«, sagte Sebastian leise. »Du hast Furchtbares durchgemacht, und ich kann nur sagen, wie leid es mir tut.«
    Er schloss die Augen und spürte die mittlerweile vertraute Kombination aus Übelkeit und Kopfschmerzen, ein Gefühl, das sich aber fast sofort wieder auflöste. Es war einfach zu viel los in der ITS; die ätherischen Stressstürme, die um ihn herum tobten, vermittelten ihm das Gefühl, ein kaputtes Radio zu sein, das gleichzeitig sämtliche Sender empfing, nur nicht den, den es empfangen sollte. Er brauchte unbedingt etwas, mit dem er seine Aufmerksamkeit sammeln konnte ... etwas, das er mental und spirituell fassen konnte, etwas, das es ihm erleichtern würde, in Kontakt mit Mateo zu treten.
    Er öffnete die Augen und begann sich auf das gerahmte Foto von Mateo und Maggie zu konzentrieren, das auf dem Nachttisch stand.
    Nichts geschah.
    Er verstärkte seine Konzentration.
    Immer noch nichts.
    Als er gerade aufgeben wollte, hörte er Libbys Stimme aus dem Äther: Wenn alles andere fehlschlägt, sei einfach menschlich.
    Er streckte die Hand aus und legte sie auf Mateos Arm. Und plötzlich: »Du Kannst mir nicht helfen«, konstatierte eine körperlose Stimme. » Bitte steh einfach meinen Eltern bei .«
    »Mateo?«, flüsterte Sebastian.
    »Ja.«
    »Ich wollte gerade aufgeben. Die Ärzte sagen, du bist hirntot.«
    »Ich weiß nicht genau, wie es funktioniert, aber die Essenz meines Geistes ist hier – ungefähr so wie bei Parfüm, das aus Blüten gemacht wird, aber die Blüten sind nirgendwo in diesen kleinen Fläschchen zu finden. Verstehst du?«
    »Das ist einleuchtend.«
    »Wie kommt es, dass du der Einzige bist, der mich hören kann?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Sebastian. »Das ist eine Gabe, die ich habe, mehr nicht, und ich bin noch dabei herauszufinden, wie ich sie einsetzen kann.«
    »Cool.«
    »Also, weißt du bereits, was als Nächstes geschehen wird?«
    »Ich soll den Übergang machen, nachdem mein Körper gestorben ist, was ziemlich bald passieren dürfte.«
    »Weißt du, wo du hingehen wirst?«
    »Es ist nicht direkt ein Ort, eher ein Gefühl ... ich gehe zu einem Gefühl. Mir ist gezeigt worden, dass es ähnlich wie beim Träumen ist, wenn das Bewusstsein die Sinne verlässt und auf
Erkundungsgänge geht. Ich bin Menschen begegnet, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe, zum Beispiel meinen Großeltern und diesem Mädchen, mit dem ich in der Schule befreundet war – sie wurde von einem Auto überfahren. Wir alle wissen, dass uns nichts Böses geschehen kann, und wir sind nicht mehr wirklich getrennt

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