Prophetengift: Roman
angefangen, indem er seine große, dämliche Klappe aufgerissen hat, weißt du .«
»Reue ist bedingungslos. Entweder man hat etwas Falsches getan oder nicht. Also bring es in Ordnung.«
Sie musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Du hast ja keine Ahnung, wie wahnsinnig gern ich mich von meinem minderjährigen Sohn belehren lasse.«
»Und du hast keine Ahnung, wie wahnsinnig gern ich hier mit einer Gehirnerschütterung und einem kaputten Fuß liege, und das nur, weil meine Mutter mich fast hätte ermorden lassen.« Sebastian sah sie böse an. »Ich wäre ein bisschen vorsichtiger, wenn ich du wäre.«
»Ich bin immer vorsichtig.« Kitty griff nach ihrer Handtasche. »Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich werde bei der Polizei erwartet. Ich rufe dich später an.« Sie erhob sich und stolzierte zur Tür hinaus.
Nur Augenblicke später kehrte Reed mit Chuck und Tess zurück.
»Wo ist Kitty denn hin?«, fragte Reed.
»Sie wollte zur Polizei. Um sich selbst zu stellen, hoffe ich.«
Tess ließ ihren leeren Kaffeebecher in den Papierkorb fallen. »Und ich hatte mich so darauf gefreut, die Frau endlich kennenzulernen.«
Sebastian schaute Chuck an. »Sie wollte, dass ich mich bei dir bedanke, weil du mir das Leben gerettet hast. Warum hast du nichts gesagt?«
Chuck zuckte die Achseln. »Eigentlich hat die Feuerwehr die meiste Arbeit getan. Sie haben uns beide gerettet – und die Frau, die oben mit schweren Verbrennungen liegt.«
»Weiß irgendjemand, wie es ihr geht?«, fragte Reed.
»Obwohl sie mir das angetan hat«, sagte Sebastian, »hoffe ich, dass sie wieder gesund wird.«
»Sie ist ziemlich schlimm zugerichtet«, berichtete Chuck. »Und ich habe gerade in den Nachrichten gehört, dass man die Leiche von diesem Typen unten am Embarcadero gefunden hat
– ihr wisst schon, von dem Mann, der mit im Boot war.«
Blitzartig sah Sebastian Amber auf Cobys Party vor sich – auch da war sie in Begleitung eines Mannes gewesen. »Hat man ihn schon identifiziert?«
»Irgendein merkwürdiger Name, Dacron oder so«, antwortete Chuck. »Aber die beiden waren offenbar verheiratet.«
Sebastian schloss die Augen und seufzte. Amber schwer verletzt, ihr Mann tot, ich im Krankenhaus. Wie hatte alles nur so entsetzlich schiefgehen können?
»Wie ich gehört habe, wird der Schiffsführer des Bootes wegen Totschlags und versuchten Mordes angeklagt«, berichtete Tess. »Außerdem hat eine gute Freundin bei der Justiz mir erzählt, dass nach einer gewissen Hilda gesucht wird – wie es aussieht, hat die das Ganze erst in Gang gesetzt. Erst sollte diese ›Hilda‹ nur wegen Beihilfe belangt werden, aber jetzt, nachdem die Leiche des Ehemannes gefunden wurde und du so schwer verletzt bist, würde es mich sehr wundern, wenn ›Hilda‹ nicht ebenfalls mit einer Anklage wegen versuchten Mordes rechnen müsste.«
45
Zwei Tage später wurde Sebastian aus dem Krankenhaus entlassen. Und da Chuck die Gelegenheit ergriffen hatte, seinen Führerschein in San Francisco erneuern zu lassen, brachte er den größten Teil dieses Tages damit zu, Sebastian zurück nach Century City zu kutschieren, und er genoss es, mal am Steuer eines Porsche sitzen zu können.
Nachdem er Sebastian und seine Geländelimousine beim Penthouse abgeliefert hatte, fuhr sein Mitbewohner LeBron ihn zur Wohngruppe zurück.
»Du errätst nie, was mit Hank passiert ist«, erzählte LeBron, als sie den Olympic Boulevard hinunterbrausten. »Er hat sich einen Pontiac Grand Prix von zweitausenddrei gekauft, einen schönen roten Flitzer mit getönten Scheiben. Dienstagmorgen war er dran mit Frühstückmachen und wir waren alle am Verhungern, also bin ich hoch, um ihn zu holen, und da hatte er schon alles zusammengepackt, Zeitschriften und Kissen und alles. Was glaubst du, wo hatte er die ganze Kohle her? Wie konnte er sich dieses blöde Auto leisten?«
Chuck hatte eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie Hank an das Geld gekommen war.
Am selben Tag trafen Dysons Überreste in Los Angeles ein.
Die Entdeckung seiner Leiche einen Tag nach dem Unfall
hatte eine herbe Enttäuschung für seine Freunde bedeutet, von denen viele gedacht hatten, Dyson mit seinem inbrünstigen Glauben an die Entrückung wäre direkt in den Himmel aufgefahren und deshalb habe man keine Leiche im Wrack des Bootes oder in der Nähe gefunden. Diese Freunde erklärten ihn nun zum Märtyrer, weil er einen so heroischen Tod gestorben war, und machten sich an die Planung eines großen
Weitere Kostenlose Bücher