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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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Tat geschehen war, wurde das Lamm entrückt zu Gott, denn die unschuldige Saat, die in ihm heranwuchs, musste vor der Gefahr weggerissen werden.« Olivier tätschelte Ambers Arm. »So küsste Gott das Lamm und tröstete es, bevor er es zu seinen Engeln sandte. Und es gab ein großes Zähneknirschen unter den Bösen, als das weiße Lamm in den Himmel entrückt wurde. Der schwarze Bock verlangte die Herausgabe seines Sohnes, doch jetzt würde er ihn nie kennenlernen. Und so entstand ein großer Krieg zwischen dem schwarzen Bock und seiner fledermausflügeligen Streitmacht und Gott mit seinen himmlischen Heerscharen. Schließlich wurde der schwarze
Bock besiegt und in die tiefste Hölle geworfen, während das weiße Lamm mit seinem Baby friedlich zu den Füßen unseres Erlösers ruht, bis in alle Ewigkeit.«
    Olivier verfolgte, wie Tränen aus Ambers Augen auf ihre bandagierten Wangen liefen. »Gott ist gut, Schwester Amber«, sagte er.
    »Amen.« Sie schniefte. » Gott ist gut .«

    Und nun, fast drei Monate später, am Heiligen Abend, brauchte er nicht mehr zu befürchten, dass Amber ihn in ihrem bevorstehenden Prozess belasten könnte, was ihn nur von seiner Aufgabe abgelenkt hätte.
    Was für ein schönes Geburtstagsgeschenk Kitty ihm doch gemacht hatte, als sie die Kaution für Amber bezahlte!
    Allerdings würde es ohne Dyson und Amber noch schwieriger werden, Rache für den Mord an Luke und Aurore zu nehmen.
    Zumindest stand Olivier nicht ganz allein da.
    Bei Dysons Beerdigung hatte er drei Männer rekrutieren können.
    Seitdem trainierten sie regelmäßig.

48
    Tess wusste, an diesem Weihnachten würde sie das kleine Hotel allein schmücken müssen. Libby war der Sache einfach nicht gewachsen. Am Tag vor Weihnachten ging sie also mit ihrer frisch geschärften Axt hinaus zu der Gruppe Redwoods und Zedern, die sie und Libby vor einigen Jahren speziell für diesen Zweck angepflanzt hatten, suchte sich einen Baum aus, der ihr die richtige Größe zu haben schien – sie stellten den Weihnachtsbaum immer vor den Flachglasfenstern auf –, und hackte mit der Axt auf den Fuß des Stammes ein.
    Eine Viertelstunde später schleifte Tess den Nadelbaum durch den Wald zum Hotel, einen brandneuen Schmerz im Kreuz.
    Allerdings war sie so erschöpft von der Anstrengung, dass sie bis zum nächsten Morgen wartete, bevor sie den verflixten Baum auf den Ständer hievte und ihn zu schmücken begann. Sie besaßen eine Riesensammlung an Weihnachtsschmuck, den ihnen Freunde und Gäste im Laufe der Jahre geschenkt hatten.
    Gegen Mittag war sie bei der letzten Schachtel roter, smaragdgrüner und goldener Glaskugeln angelangt, als ein Geräusch an ihr Ohr drang, und sie drehte sich um und sah Libby in ihrem Rollstuhl sitzen und den Baum betrachten.
    »Das wird mein letzter Weihnachtsbaum sein. Ich hätte nie gedacht, dass ich, ein jüdisches Mädchen, mal traurig darüber sein würde«, sagte Libby.
    Tess ignorierte den Kommentar und drapierte weiter die kleinen weißen Mini-Lichterketten über die Zweige.
    »Er ist wunderschön, Tess.« Libby versuchte es noch einmal. »Das hast du wirklich wunderbar gemacht. Es tut mir so leid, dass ich dir nicht helfen konnte.«
    Tess drehte sich zu ihr um. »Ich wusste nicht, dass du schon wach bist«, sagte sie leise. In ihren Augen glitzerte es. »Aber ich bin froh, dass du mit diesem verflixten Vehikel so gut zurechtkommst.«
    »Es schont wenigstens die guten Schuhe«, witzelte Libby.
    »Hast du Hunger?«
    »Ich kann warten, bis sie da sind. Ich habe zurzeit nicht viel Appetit, wie du weißt.«
    »Da wir gerade von Appetit sprechen, ich habe etwas von dem Apfel-Chutney besorgt, das du so gerne magst.« Stöhnend bückte Tess sich, um die zerknitterten weißen Plastiktüten aufzuheben, in denen die Lichterketten gewesen waren. »Und der Truthahn ist ein bisschen kleiner als sonst, aber – oh.« Sie hielt inne, neigte lauschend den Kopf und richtete sich rasch wieder auf. »Ich glaube, da höre ich sie schon.« In diesem Augenblick knurrte Maxi und sprang auf die Beine, während Tess hastig die Schachteln und Tüten aufsammelte, in denen die Weihnachtssachen aufbewahrt wurden. Sie hatte gerade alles in einen Schrank geworfen, als der Klopfer an der Vordertür ertönte und Maxi zu einem bellenden Wirbelwind wurde.
    Während Tess zur Tür ging, setzte Libby sich gerader im Rollstuhl auf, zupfte ihre Bluse zurecht, strich Stirn und Wangen glatt und richtete ihre Perücke.

    Ein paar Stunden

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